Die Gabe des PD1-Inhibitors Toripalimab zusätzlich zu Gemcitabin und Cisplatin verlängert bei Patienten mit metastasiertem oder rezidiviertem Nasopharynx-Karzinom (r/m NPC) im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie das progressionsfreie Überleben signifikant von 8,0 auf 11,7 Monate. Die Werte zum Gesamtüberleben sind in beiden Armen noch unreif, im Toripalimab-Arm wurde bislang eine 40%ige Senkung des Risikos zu sterben im Vergleich zum Kontrollarm beobachtet.
„Toripalimab plus Gemcitabin und Cisplatin könnte einen neuen Therapiestandard in der Erstlinienbehandlung von Patienten mit rezidiviertem/metastasiertem Nasopharynx-Karzinom repräsentieren“, schlussfolgerte Prof. Dr. Rui-Hua Xu, Sun Xat-Sen Universitätskrebszentrum, Guangzhou, China, in der Plenarsitzung bei der virtuellen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) aus den Ergebnissen der JUPITER-02-Studie [1].
ASCO Medical Officer Prof. Dr. Julie Gralow, Universität von Washington, Seattle in USA, wies in einer Vorab-Pressekonferenz der ASCO darauf hin, dass dies eine der ersten Studien beim metastasierten/rezidivierten Nasopharynx-Karzinom sei, die gezeigt habe, dass ein PD1-Inhibitor zusammen mit Chemotherapie wirke: „Mit der FDA-Zulassung dürften sich diese Ergebnisse als praxisverändernd erweisen."
Diskutant Prof. Dr. Anthony TC Chan, Hong Kong Cancer Institute, beurteilte die Studie etwas weniger euphorisch. Der Einsatz von Toripalimab wäre dann „praxisverändernd, wenn ein Effekt auf das Gesamtüberleben in einer adäquat gepowerten Studie bestätigt werden kann.“ Seiner Meinung nach bleibt Cisplatin/Gemcitabin derzeit Therapiestandard in der Erstlinientherapie des r/m NPC.
Chan wies darauf hin, dass die PFS- und OS-Kurven in der JUPITER-02-Studie bis Monat 5 komplett parallel verliefen, erst nach dem Stopp der Chemotherapie und unter alleiniger Erhaltungstherapie mit Toripalimab versus Placebo hätten sich die Kurven geteilt, so dass spekuliert werden könne, dass die beobachteten Effekte in erster Linie auf der Erhaltungstherapie mit Toripalimab beruhten.
Kombi-Therapie mit Toripalimab versus Placebo
„Das Nasopharynx-Karzinom ist in Südchina und Südostasien eine endemische Erkrankung. Die Inzidenzrate liegt bei 1,2/100.000 weltweit und 3,0/100.000 in China“, erläuterte Xu. Die therapeutischen Optionen sind begrenzt. Für das r/m NPC gilt derzeit Gemcitabin plus Cisplatin als Therapiestandard.
In China ist der PD-1-Inhibitor Toripalimab seit Februar 2021 für die Drittlinien-Therapie des r/m NPC zugelassen. Die chinesische Arbeitsgruppe untersuchte nun in der Phase-3-Studie JUPITER-02 Wirksamkeit und Verträglichkeit von Toripalimab plus Gemcitabin/Cisplatin im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie in der Erstlinienbehandlung.
In die randomisierte doppelblinde Studie wurden 289 Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren aus China, Taiwan und Singapur aufgenommen, die an einem primären oder metastasierten Nasopharynx-Karzinom oder einer rezidivierenden Erkrankung nach kurativem Therapieansatz litten. Das Rezidiv und die metastasierte Erkrankung durften nicht behandelt sein.
146 Patienten wurden mit Toripalimab (240 mg) plus Gemcitabin/Cisplatin alle 3 Wochen in bis zu 6 Zyklen gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Toripalimab behandelt. 143 Patienten erhielten statt Toripalimab Placebo.
Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), beurteilt durch unabhängige Untersucher. Zu den sekundären Endpunkten gehörten u.a. die Ansprechrate, die Dauer des Ansprechens, die Krankheitskontroll-Rate sowie die PFS- und OS-Raten nach 1 und 2 Jahren.
Die demographischen Parameter der beiden Gruppen waren gut vergleichbar. Die 85% Männer und 15% Frauen waren zwischen 46 und 51 Jahren alt.
Risiko für Progression oder Tod halbiert
Bei einer Interimsanalyse im Mai 2020 war der primäre Endpunkt erreicht: Die zusätzliche Gabe von Toripalimab senkte das Risiko für Progression oder Tod signifikant um 48% (Hazard Ratio: 0,52; p = 0,0003). Das PFS wurde von 8,0 auf 11,7 Monate verlängert. Die PFS-Rate nach 1 Jahr betrug 49,4% in der Toripalimab- und 27,9% in der Vergleichsgruppe. Diese Verbesserung im PFS wurde in allen vordefinierten Subgruppen beobachtet.
Die Daten zum Gesamtüberleben sind noch nicht reif. Eine Analyse im Februar 2021 ergab eine Senkung des Sterberisikos um knapp 40% (HR: 0,603; p = 0,0462). Die 1-Jahres-Überlebensraten lagen bei 91,6% unter Toripalimab und bei 87,15% unter Placebo, die 2-Jahresüberlebensraten bei 77,8 bzw. 63,3%.
In der Toripalimab-Gruppe sprachen 77,4% der Patienten auf die Therapie an, in der Vergleichsgruppe 66,4% (p = 0,0335). Das Ansprechen hielt mit 10,0 Monaten in der Toripalimab-Gruppe signifikant länger an als in der Chemotherapie-Gruppe mit 5,7 Monaten (p = 0,0014).
Unerwünschte Wirkungen waren in beiden Gruppen ähnlich häufig. Häufigste Nebenwirkungen mit einem Schweregrad von mindestens 3 waren Leukopenie (61,6 vs 58,0%), Neutropenie (57,5 vs 63,6%) und Anämie (47,3 vs 39,9%). Nach Aussage von Xu wurden die häufigen hämatologischen Nebenwirkungen vor allem durch die Chemotherapie ausgelöst. Immunvermittelte Nebenwirkungen vom Grad ab 3 traten bei 7,5% bzw. 0,7% der Patienten auf.
Diesen Artikel so zitieren: Metastasiertes/rezidiviertes Nasopharynx-Karzinom: Länger leben mit Toripalimab plus Chemo - Medscape - 10. Jun 2021.
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