Diskussion
Die korrekte Diagnose lautet „Vorhofflimmern mit komplettem Herzblock und Kammerersatzrhythmus“ (s. Abb. 2).

Abb. 2 (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Podrid).
Der zugrunde liegende Rhythmus ist das Vorhofflimmern. Die ersten 3 und die letzten beiden QRS-Komplexe (+) sind regelmäßig (↔) bei einer Frequenz von 38/min. Der 4. und der 5. QRS-Komplex (^) haben unterschiedliche RR-Intervalle (⊔), was einer absoluten Arrhythmie entspricht.
Die regelmäßigen QRS-Komplexe begründen sich in einer fehlenden Überleitung des Vorhofflimmerns auf die Kammer durch einen kompletten Herzblock. Der unregelmäßige 4. und auch der 5. QRS-Komplex (^) resultieren aus einer intakten atrioventrikulären (AV) Reizleitung. Der komplette Herzblock ist also intermittierend.
Die beiden übergeleiteten Komplexe haben eine verbreiterte QRS-Dauer (0,12 s) und ähneln einem Linksschenkelblock (LBBB). Es gibt jedoch eine kleine septale R-Welle in Ableitung V1 (↓) und eine prominente S-Welle in V5 (←). Diese sind nicht charakteristisch für einen LBBB, da septale Kräfte – resultierend aus einer anfänglichen septalen Aktivierung über einen septalen oder medianen Ast vom Linksschenkelblock – und ein terminaler Impuls, der sich von links nach rechts bewegt (d.h. eine terminale S-Welle in V5), bei einem Linksschenkelblock nicht gesehen werden.
Die terminale S-Welle in Ableitung V5 ist eher mit einem Rechtsschenkelblock vereinbar. Folglich handelt es sich um eine intraventrikuläre Leitungsverzögerung zum linken Ventrikel hin.
Die QRS-Komplexe, die aus einem kompletten Herzblock (+) resultieren, sind breiter (0,16 s) und haben eine andere Morphologie, wie in den Rhythmusstreifen der Ableitungen V1 und V5 zu sehen ist. Daher ist der Ausweichrhythmus ventrikulär.
Fazit
Dies bedeutet, dass der komplette Herzblock nicht durch eine AV-Blockierung oder Mittel, die eine solche auslösen, verursacht wird. Vielmehr ist er das Ergebnis eines Leitungsblocks aufgrund einer Erkrankung des His-Purkinje-Systems.
Dr. Philip Podrid ist Experte für Elektrophysiologe und Professor für Medizin und Pharmakologie an der Boston University School of Medicine sowie Dozent an der Harvard Medical School. Obwohl er sich aus der klinischen Praxis zurückgezogen hat, unterrichtet er weiterhin klinische Kardiologie und die Kunst der EKG-Interpretation.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus https://www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Diesen Artikel so zitieren: EKG-Quiz: Was triggert die Kurzatmigkeit und den Schwindel bei diesem Rentner mit behandeltem Vorhofflimmern? - Medscape - 31. Mai 2021.
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