Potenziell lebensrettend: Was die Telemedizin laut Studien bei Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz leisten kann

Dr. Linda Fischer

Interessenkonflikte

26. Mai 2021

Eine telemedizinische Überwachung implantierter Warnsysteme kann sowohl die Rate an erneuten Hospitalisierungen als auch die Gesamtsterblichkeit von Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz senken. Dies zeigte Prof. Dr. Christian Perings anhand einiger wegweisender Studien auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) [1].

Ungeeignete Schocks durch Home-Monitoring vermeiden

Eine der ersten großen Studien ECOST-Trial (NCT00989417) zum Remote Follow-up implantierter Warnsysteme erprobte bei insgesamt 433 Patienten mit implantertem Kardioverter/Defibrillator (ICD) die Auswirkung einer telemedizinischen Nachbetreuung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Je nach Gruppeneinteilung wurden die Personen entweder über Home-Monitoring nachbetreut oder lediglich alle 6 Monate ambulant kontrolliert.

Durch Home-Monitoring halbierte sich die Patientenzahl, bei der inadäquate Schocks durch den ICD abgegeben wurden (11 vs 22). Außerdem verringerte sich auch die daraus resultierende erneute Hospitalisierung um 72% (3 vs 11 Patienten).

Darüber hinaus verlängerte das Home-Monitoring die Lebensdauer des Implantats signifikant, da sich die Zahl der Kondensatoraufladungen beim Home-Monitoring um 75% reduzierte (499 versus 2.081).

Verschlechterte Herzinsuffizienz ohne Home-Monitoring

In einer weiteren wegweisenden Studie (IN-TIME-Studie, NCT00538356) wurden insgesamt 716 Herzinsuffizienz-Patienten mit eingeschränkter Ejektionsfraktion (≤ 35%) und einer NYHA-Klasse III eingeschlossen. Alle Personen waren entweder mit einem implantierten ICD oder einem kombinierten Implantat aus Kardialer Resynchronisationstherapie und Defibrillator (CRT-D) ausgestattet. Sie wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten nach dem Krankenhausaufenthalt entweder mit oder ohne Home-Monitoring nachbeobachtet.

Durch die telemedizinische Intervention reduzierte sich sowohl die Anzahl an Patienten, bei denen sich die Herzinsuffizienz verschlechterte (18,9 vs 27,5%) als auch die Gesamtmortalität (3,4 vs 8,7%) jeweils signifikant im Vergleich zur Kontrolle.

Intrapulmonaler Drucksensor zur Remote-Betreuung geeignet

Um die Betreuung von Personen mit Herzinsuffizienz zu optimieren, erprobte der CHAMPION-Trial (NCT00531661) einen intrapulmonalen Drucksensor bei insgesamt 570 Herzinsuffizienz-Patienten mit einer NYHA-Klasse III. Auf Basis der Information täglich übertragener hämodynamischer Parameter wurde dann, falls nötig, die Medikation der Patienten geändert. In der Kontrollgruppe basierten Medikationsänderungen lediglich auf Informationen der Standard-Betreuung.

Durch die kontinuierliche remote-Betreuung konnte die Rate an erneuten Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierungen signifikant reduziert werden.

3 Säulen für die telemedizinische Betreuung

Perings betonte, dass ein strukturiertes Vorgehen für eine erfolgreiche telemedizinische Mitbetreuung unabdingbar ist. Dazu gehört:

  • die Unterstützung der Umsetzung leitliniengerechter Diagnostik und Therapie durch den oder die betreuende Haus- und Fachärztin,

  • die Patientenschulung sowie

  • das Telemonitoring zur täglichen Übertragung von Vitaldaten an ein fachärztlich und fachpflegerisch besetztes Telemedizinzentrum.

Telemedizinische Empfehlungen

Bis heute fehlt eine zentrale Schnittstelle, über die kollektiv telemedizinische Daten gesammelt werden. Daher hat Perings mit Kollegen Befundkonstellationen bei implantierten Warnsystemen zusammengetragen und darauf basierende Empfehlungen erarbeitet, die das Konstrukt Telekardiologie klar umreißen.

Als weiteren Fortschritt in der telemedizinischen Betreuung hob Perings einen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom Dezember 2020 hervor, der besagt, dass künftig jeder Regelversicherte in Deutschland den Anspruch hat, über eine gesetzliche Finanzierung, an einem telemedizinischen Leistungsangebot teilzunehmen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

 

Kommentar

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