LAAOS-III-Studie bestätigt: Vorhofohr-Verschluss bei Vorhofflimmern bringt gegen Schlaganfälle additiven Nutzen von 33%

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

17. Mai 2021

Ein Verschluss des Vorhofohrs im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs am Herzen senkt bei Patienten mit Vorhofflimmern die Zahl der Schlaganfälle um 33%, nach den ersten 30 perioperativen Tagen sogar um 42%. Dieser positive Effekt wurde zusätzlich zur Gabe oraler Antikoagulanzien erreicht.

Die Ergebnisse der vorzeitig beendeten Left Atrial Appendage Occlusion Study (LAAOS III) berichtete Prof. Dr. Richard Whitlock, Hamilton General Hospital, McMaster Universität, Ontario beim virtuellen Jahreskongress des American College of Cardiology (ACC 21) und publizierte sie parallel im New England Journal of Medicine  [1,2].

Prof. Dr. Richard Whitlock

Kommentatoren beim ACC-Kongress bezeichneten die Studie als praxisändernd und beurteilten sie durchgehend positiv. Prof. Dr. Michael Mack, Herz- und Thoraxchirurg bei Baylor Scott and White Health, Plano geht davon aus, dass etwa 10 bis 15% der Patienten, die sich einem kardiochirurgischen Eingriff unterziehen, an Vorhofflimmern leiden. In diesen Fällen sei der zusätzliche Verschluss des Vorhofohrs sinnvoll und er bedeute nur eine kurze Verlängerung der Operation.

Im begleitenden Editorial im NEJM geht Prof. Dr. Richard L. Page, Abteilung für Kardiovaskuläre Medizin, Universität von Vermont, Burlington, davon aus, dass die wichtigsten Leitlinien diese Ergebnisse künftig vermutlich mit einer Klasse-I-Empfehlung berücksichtigen werden [3].

Vorhofohr-Verschluss zur Schlaganfallprophylaxe

Der Verschluss des linken Vorhofohrs soll nach Hypothesen bei Patienten mit Vorhofflimmern einem Schlaganfall vorbeugen können, weil dort die Gefahr der Gerinnselbildung sehr hoch ist. Dies konnte aber bislang noch nicht in einer randomisierten Studie belegt werden.

Die Prozedur ist bei Operationen am Herzen aus anderen Gründen als zusätzliche Maßnahme relativ einfach durchführbar. Daher wurde in der randomisierten LAAOS-III untersucht, wie sich bei Patienten mit Vorhofflimmern und einem CHA2DS2-VASc von mindestens 2 ein routinemäßiger Verschluss des linken Vorhofohrs bei Herzoperationen aus anderen Gründen auf das Risiko eines Schlaganfalls auswirkte.

Randomisiert wurde bei 2.379 Teilnehmern das linke Vorhofohr verschlossen, bei 2.391 erfolgte kein Verschluss. Nur die ausführenden Chirurgen wussten, welche Prozedur durchgeführt wurde. Patienten, Forscher und Behandler waren verblindet. Alle Patienten erhielten orale Antikoagulanzien.

Primärer Endpunkt war ein ischämischer Schlaganfall oder eine systemische Embolie. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 3,8 Jahren wurde die Studie vorzeitig beendet, weil sich in der Verschlussgruppe ein deutlicher Vorteil abgezeichnet hatte.

Schlaganfallrisiko signifikant gesenkt

Die Patienten waren im Mittel 71,2 Jahre alt, der mittlere CHA2DS2-VASc lag bei 4,2. Knapp 30% der Teilnehmer litten an permanentem Vorhofflimmern. 9% hatten bereits einen Schlaganfall erlitten.

Bei der Entlassung nach der Operation nahmen über 80% der Patienten ein orales Antikoagulans, nach einem Jahr waren es noch 80% (mit Verschluss) bzw. 79% (ohne Verschluss) und nach 3 Jahren noch 75% bzw. 78%.

Nach 3,8 Jahren Nachbeobachtungszeit waren ein ischämischer Schlaganfall oder eine systemische Embolie bei 4,8% der Patienten in der Verschluss- und bei 7,0% in der Vergleichsgruppe aufgetreten. Dies bedeutet eine signifikante Senkung des Risikos um 33% (HR: 0,67; p = 0,001). Dabei kam es nur sehr selten zu systemischen Embolien, bei der Mehrzahl der Ereignisse handelte es sich um Schlaganfälle. Dieser Effekt war in allen vordefinierten Subgruppen nachweisbar. Whitlock betonte, dass er zusätzlich zu oraler Antikoagulation erreicht werden konnte.

Die sekundären Endpunkte Tod (22,6 vs 22,5%) und Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz (7,7 vs. 6,8%) waren in den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.

Da im Vorhofohr atriale natriuretische Peptide gebildet werden, war vermutet worden, dass bei einem Verschluss die renale Clearance von Wasser und Salz gestört und hierdurch das Risiko einer Herzinsuffizienz erhöht werden könnte. In der LAAOS-III konnten jedoch keine vermehrten Hospitalisierungen wegen einer Herzinsuffizienz kurz nach dem Eingriff oder im weiteren Verlauf gesehen werden.
 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....