2 Phase-3-Vergleichsstudien haben jeweils eine Nicht-Unterlegenheit und höhere Wirksamkeit als der selektive Interleukin 17A-Inhibitor Secukinumab und der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)-Inaktivator Adalimumab bei Psoriasis gezeigt. Allerdings wird dieser jeweils signifikante Vorteil mit einer stark erhöhten Frequenz von oraler Candidose erkauft. Die Studien wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht [1,2].
Bimekizumab ist ein monoklonaler humanisierter IgG1-Antikörper und inhibiert selektiv sowohl Interleukin 17A als auch Interleukin 17F. Bisher ist er noch nicht zugelassen. Beide Head-to-head-Studien untersuchten die Wirksamkeit von Bimekizumab gegen milde bis mittelschwere Psoriasis über einen Zeitraum von 48 bzw. 56 Wochen. In der einen Studie im Vergleich mit Secukinumab war der primäre Endpunkt das Erreichen einer 100%igen Reduktion des Psoriasis Area and Severity-Index (PASI) gegenüber des Basiswertes nach 16 Wochen, bei der anderen Studie im Vergleich mit Adalimumab war er das Erreichen einer 90%igen Reduktion des PASI, ebenfalls nach 16 Wochen.
In beiden Studien wurde nach dieser Zeit zunächst die Nicht-Unterlegenheit festgestellt, um danach die Wirksamkeit von Bimekizumab im Vergleich zu den beiden bereits etablierten Antirheumatika zu beurteilen. „Beide Studien sind gut gemacht“, wertet PD Dr. Martin Hartmann, Oberarzt an der Hautklinik der Universität Heidelberg. „Bei der Vielzahl von Biologika gegen Autoimmun-Erkrankungen brauchen wir solche Head-to-head-Studien.“
Deutliche und schnelle Überlegenheit von Bimekizumab
Gegenüber Secukinumab stellte die Gruppe um Dr. Kristian Reich, Center for Translational Research in Inflammatory Skin Diseases, Hamburg Eppendorf, bereits nach 16 Wochen einen Vorteil für Bimekizumab fest: So hatten 61,7% der Patienten gegenüber 48,9% im Secukinumab-Arm die 100%ige Reduktion im PASI erreicht. Der Unterschied ist signifikant.
Nach 48 Wochen hatten schließlich 67,0% (250 von 373 Patienten unter Bimekizumab) die 100%ige Reduktion erreicht, im Vergleichsarm nur mehr 46,2% (171 von 370 Patienten unter Secukinumab; p < 0,001). „Eine Verbesserung im PASI von 100% ist für die Praxis mehr als zufriedenstellend“, lobt Hartmann. „Die Wirksamkeit von Bimekizumab ist sicherlich gut, ebenso wie die Gabe nur alle 2 Monate.“
Eine Überlegenheit von Bimekizumab zeigte sich bereits sehr schnell: Schon nach den ersten 4 Wochen hatten über 75% der Patienten eine PASI-Reduktion von mindestens 75% gegenüber dem Basiswert erreicht, unter Secukinumab waren dies lediglich 47,3%.
Auf der anderen Seite wurden unter Bimekizumab wesentlich häufiger orale Candidosen dokumentiert als unter Secukinumab (19,3% vs. 3,0%). Allerdings waren dies keine schweren Verläufe, die zu einem Abbruch der Therapie führten. Insgesamt kam es in beiden Armen zu ähnlich häufigen Nebenwirkungen (in 86,1% vs. 81,4% der Fälle). 5,9% bzw. 5,7% von diesen wurden als schwer eingeordnet, führten aber nur in 3,5% (unter Bimekizumab) vs. 2,7% der Fälle zum Abbruch der Behandlung.
Die Spezifität gegen verschiedene Interleukine macht den Unterschied
Die Autoren führen in ihrer Diskussion an, dass dieser positive Effekt sowohl auf die höhere Affinität von Bimekizumab für Interleukin 17A als auch auf die gleichzeitige Inhibition von Interleukin 17F zurückzuführen sein könnte, die bei dem Wirkstoff Secukinumab nicht vorhanden ist.
„Die Begründung einer höheren Spezifität ist gut nachvollziehbar“, bestätigt Hartmann. „Aber interessanter wäre ein Vergleich von Bimekizumab mit einem der neueren Antikörper-Wirkstoffe, die gegen Interleukin 23 gerichtet sind.“
Bimekizumab auch Adalimumab überlegen
Die zweite Studie des gleichen Autorenkreises mit dem Erstautor Prof. R.B. Warren, Dermatology Centre, University of Manchester, UK, ist ein Vergleich von Bimekizumab und dem TNF-Inaktivator Adalimumab, der seit 2 Jahrzehnten gegen Psoriasis und andere Autoimmunkrankheiten indiziert ist.
Auch hier zeigte sich Bimekizumab in einem sehr ähnlichen Setting gegenüber dem etablierten Wirkstoff nicht-unterlegen und bezogen auf die Wirksamkeit als Erreichen einer PASI-Verbesserung von 90% nach 56 Wochen signifikant überlegen (86,2% vs 47,2%).
„Bimekizumab gegen Adalimumab zu testen, ist aus meiner Sicht eine erfolgreich verlaufene Pflichtübung“, bemerkt Hartmann. „Sicher wird Bimekizumab somit als ein weiteres wirksames Biologikum mit tolerablen Nebenwirkungen die Zulassung gegen Psoriasis erhalten. Aber ich würde mir zur Versorgung der Patienten etwas anderes wünschen.“
Er führt weiter aus: „Die Herausforderung in der Praxis sind die Behandlungsmöglichkeiten der Psoriasis in der Breite. Obwohl von Adalimumab bereits Biosimilars zur Verfügung stehen, sehe ich in der Universitätsklinik immer noch viele Patienten mit Psoriasis, die überhaupt keine adäquate Routinebehandlung erhalten. Es ist zwar gut, die Wirkstoffe immer weiter zu verfeinern, aber man sollte sie auch konsequenter einsetzen können.“
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Diesen Artikel so zitieren: Psoriasis: Rollt Bimekizumab das Feld von hinten auf? Der neue Antikörper ist wirksamer als Secukinumab und Adalimumab - Medscape - 17. Mai 2021.
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