Reform der Notfallversorgung „Stückwerk“: Ärztetag gegen Ersteinschätzung durch Algorithmus und Stellenabbau bei Ärzten

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

6. Mai 2021

Der Deutsche Ärztetag hat ein schlüssiges Gesamtkonzept für die sektorenübergreifende Kooperation in der Akut- und Notfallversorgung gefordert. Die Bundesärztekammer übt in einer Pressemitteilung aktuell harsche Kritik: In der laufenden Wahlperiode habe der Gesetzgeber „dringend erforderliche gesetzliche Neuregelungen versäumt“, heißt es [1].

Das Ärzteparlament bezeichnet die Pläne des Gesetzgebers, statt einer umfassenden Reform der Notfallversorgung zunächst eine zusätzliche verpflichtende, standardisierte Ersteinschätzung einzuführen, als „Stückwerk“.

Nein zum Software-Algorithmus zur Ersteinschätzung von Patienten

Der Plan ist, über eine standardisierte Ersteinschätzung Patienten, die eine Krankenhaus-Notaufnahme oder eine Rettungsstelle aufsuchen, ohne ärztliche Abklärung ausschließlich mittels eines Software-Algorithmus weiterzuleiten. Der G BA soll die Vorgaben und Qualitätsvorgaben für ein solches Verfahren aufstellen. So steht es im Entwurf des Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetzes (GVWG). In seinem Beschluss lehnt der Ärztetag nun eine solche Regelung ab.

„Patientinnen und Patienten kommen mit der Erwartung in die Notaufnahme, dass sie ärztliche Hilfe erhalten. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihre individuellen Beschwerden ärztlich bewertet werden und die Patientensicherheit im Vordergrund steht“, stellt das Ärzteparlament klar. Unklar bleibe zudem, wie mit Patienten verfahren werden soll, die in der Software-gestützten Ersteinschätzung zunächst der vertragsärztlichen Versorgungsebene zugeteilt werden, später dann aber doch in der stationären Notaufnahme behandelt werden müssen, weil der klinische Blick des Arztes dem Software-Algorithmus widerspreche.

Abbau von Arztstellen „verheerendes Signal“

In einem weiteren Beschluss wertet der Ärztetag den Abbau von Arztstellen – etwa durch die Nichtverlängerung befristeter Arbeitsverhältnisse, den Verzicht auf Nachbesetzungen und Probezeit-Kündigungen – als „verheerendes Signal für die Gesundheitsversorgung“.

Das Ärzteparlament stellte klar, dass eine gute Patientenversorgung nur mit genügend Personal zu erreichen sei, der Stellenabbau hingegen verdichte die Arbeit der verbleibenden Ärzte noch weiter und gefährde die Patientensicherheit.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....