Hintergrund
Ein 62-jähriger Mann wird nach plötzlich einsetzendem Herzklopfen in Ruhe mit gleichzeitigen Schwindelgefühlen und Synkopen in die Notaufnahme gebracht. Die Episode habe etwa 25 min gedauert. Seine Herzfrequenz beträgt 190/min und der Blutdruck 90/60 mmHg. Das EKG deutet auf eine ventrikuläre Tachykardie mit Niedervoltage hin.
Durch eine synchronisierte Gleichstrom-Kardioversion wird wieder ein normaler Sinusrhythmus hergestellt. Anschließend erhält der Patient Amiodaron i.v.
In den zurückliegenden 6 Monaten hatte der Patient insgesamt 3 vorübergehende Episoden mit plötzlich auftretenden Palpitationen erlebt, die nach wenigen Sekunden spontan wieder verschwunden waren. Er schrieb diese Episoden dem Stress im Zusammenhang mit der COVID-Pandemie zu, weshalb er auch keinen Arzt aufgesucht hatte.
An den Beinen hatte der Patient Ödeme bemerkt, vor allem, wenn er länger gestanden hatte. Er gab zudem an, selbst nach Bagatelltraumen leicht blaue Flecken zu bekommen. Seine Frau habe in den letzten 6 Monaten bemerkt, dass seine Sprache etwas lallend geworden sei.
Seine Vorerkrankungen
Zur Vorgeschichte gibt der Patient ein bekanntes Reizdarmsyndrom und einen seit 6 Jahren bestehenden Diabetes mellitus Typ 2 an. Aufgrund verschiedener hyper- und hypoglykämischer Episoden seien häufig Dosis-Anpassungen der oralen Antidiabetika und des Insulins erforderlich.
Seit einem Jahr gehe er wegen des Reizdarmsyndroms mit häufigen Durchfällen zu einem Gastroenterologen. An Medikamenten nehme er Loperamid gegen den Durchfall, ein Anticholinergikum (Dicyclomin), ein Antibiotikum (Rifaximin), einen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Fluoxetin) und ein Ballaststoffpräparat ein. Aber die Behandlungserfolge waren nicht befriedigend. Der Mann berichtet über keine weiteren chronischen Erkrankungen mit einer dauerhaften Medikation.
Fragen nach kürzlich aufgetretenem Fieber, Hautausschlägen, Blutungen an irgendwelchen Stellen sowie nach Gelenkschmerzen oder -schwellungen verneint er. Er konsumiert Alkohol in Maßen und nimmt darüber hinaus keine anderen Drogen. Eine detaillierte Familienanamnese liefert keinerlei Hinweise auf die aktuellen Beschwerden.
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: 62-Jähriger mit Synkopen und 190er-Puls glaubt, er habe „nur“ Corona-Angst. Leider ist er nicht früher zum Arzt gegangen - Medscape - 6. Mai 2021.
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