COVID-19 in der Hausarzt-Praxis: Tipps, wie Sie richtig testen und schwere Verläufe frühzeitig erkennen

Christoph Renninger

Interessenkonflikte

3. Mai 2021

Etwa 90% aller Patienten mit COVID-19 müssen nicht stationär aufgenommen werden, sondern bleiben in der ambulanten Versorgung. Hausärzte sollten Warnzeichen rechtzeitig erkennen, hieß es beim 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin [1].

Großzügig testen

An 1. Stelle stehe die Entscheidung, welche Patienten überhaupt auf SARS-CoV-2 getestet werden sollten, erklärte PD Dr. Christian Schulz von der Medizinischen Klinik und Poliklinik 2 der LMU München. Da zurzeit Testkapazitäten ausreichend vorhanden seien, könne man heute großzügiger sein. Auf jeden Fall sollten Patienten mit schweren respiratorischen Symptomen wie akuter Bronchitis, Pneumonie, Atemnot oder Fieber oder mit Störungen des Geruchs- oder Geschmackssinns getestet werden.

Hinzu kommen Patienten mit respiratorischen Symptomen aller Schweregrade, die Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall hatten, die einer Risikogruppe angehören oder von denen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko ausgehen könnte.

Die Testung von symptomatischen Patienten sollte grundsätzlich mit dem PCR-Test erfolgen – nur für die reine Ausschlussdiagnose, etwa vor einer Krankenhausaufnahme aus anderen Gründen, ist ein Schnelltest möglich.

Risikoabschätzung durch den Arzt

An 2. Stelle steht die Einschätzung, wer ambulant in häuslicher Isolation versorgt werden kann und wer besser stationär aufgenommen wird. Ein Vorhersagemodell für schweres COVID-19 mit zahlreichen Parametern ist zwar in Entwicklung, steht zurzeit aber noch nicht zur Verfügung. Somit sei man als Arzt auf bekannte Risikofaktoren und nicht zuletzt auf sein Bauchgefühl angewiesen, sagte Dr. Schulz.

Ein besonderes Augenmerk muss man auf Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes, COPD und chronischen Lebererkrankungen richten. Patienten mit Diabetes haben ein dreifach höheres Risiko für schwere Verläufe und eine doppelt so hohe Sterblichkeit. Und Patienten mit längerfristiger Kortikosteroid-Therapie zählen ebenfalls zur Risikogruppe.

15 bis 20 % aller Patienten mit COVID-19 entwickeln gastrointestinale Symptome wie Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen und abdominelle Schmerzen. Auch sie scheinen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe zu haben. Das gleich gilt für andere Organmanifestation außerhalb der Atemwege wie eine Pankreas- oder Leberbeteiligung.

Bisher nur symptomorientierte Behandlung

Eine spezifische Medikation könne Ärzte ambulanten COVID-19-Patienten bisher nicht anbieten – die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Noch völlig unklar ist, wie man mit dem Post- oder Long-COVID-Syndrom umgehen soll, das vermutlich in Praxen bald eine größere Rolle spielen wird. Die gute Nachricht ist, dass auch bei diesen Patienten eine Impfung sicher zu sein scheint, und dass 10 % anschließend sogar eine deutliche Symptombesserung angeben.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

 

Kommentar

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