„Ein wirklich tolles Ergebnis“ für Patienten mit Prostatakarzinom: 3 ESMO-Highlights – PRINCE, STAMPEDE und PEACE-1

Prof. Dr. Christian Wülfing

Interessenkonflikte

4. Oktober 2021

Als vielversprechend für die Therapie hält Prof. Dr. Christian Wülfing diese Studien vom ESMO – über neue Kombinationen für das kastrationsresistente und metastasierte Prostata-Karzinom.  

Transkript des Videos:

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich begrüße Sie ganz herzlich zur dieser kurzen Zusammenfassung über den Uroonkologie-Schwerpunkt Prostatakarzinom mit den Neuigkeiten vom ESMO-Kongress 2021.

Mein Name ist Christian Wülfing, ich bin Chefarzt für Urologie an der Asklepios-Klinik Altona in Hamburg. Ich freue mich, Ihnen eine kleine persönliche Auswahl von Highlights zum Prostatakarzinom auf dem ESMO-Kongress bieten zu können. Hierzu habe ich 3 Abstracts ausgewählt.

PRINCE-Studie

Das erste ist eine spannende neue Entwicklung, die wir schon ein wenig kennen, nämlich die 177Lutetium-PSMA-617-Therapie beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom [1]. Viele von Ihnen werden das in den letzten Jahren verfolgt haben. Es gab dazu mehrere Studien, wie die VISION-Studie, wo das Therapieprinzip Einzug gehalten hat.

Wir wissen, dass die Lutetium-Therapie in der Sequenz hier eine wichtige Rolle spielt.

In der nun beim ESMO-Kongress vorgestellten PRINCE-Studie wurde die Lutetium-Therapie erstmals mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor kombiniert. Die Immuncheckpoint-Inhibitoren sind in der Uroonkologie fest etabliert außer bei der Prostata.

Die Rationale der Studie geht davon aus, dass bei einem Ansprechen auf die Lutetium-Behandlung immunogene Prozesse angestoßen werden und damit der Ansatz für eine Kombination mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor – hier Pembrolizumab – sinnvoll sein könnte.

In der Phase-Ib-Studie mit 37 Patienten mit kastrationsrefraktärem Prostatakarzinom wurden Pembrolizumab und Lu-PSMA-617 hintereinander kombiniert. Bei sehr überschaubaren Nebenwirkungen wurde ein relativ gutes Ansprechen von 78% auf PSA-Ebene, aber auch auf Bildebene mit einem Schrumpfen der Metastasen erreicht. Das ist für diese weit fortgeschrittenen Patienten eine sehr gute Nachricht.

Das war für mich das erste Highlight, dass die Lutetium-Therapie jetzt auch in verschiedenen Kombinationen eingesetzt wird.

STAMPEDE-Studie beim nicht metastasierten Prostatakarzinom

Ein weiteres Highlight aus meiner Sicht war eine Arbeit aus dem großen Studienkollektiv der STAMPEDE-Studie [2]. In der STAMPEDE-Studie werden seit Jahrzehnten immer neue Standards durchgetestet. Hier ging es um Abirateron-Prednison ohne oder mit Enzalutamid in der Kombination mit einer normalen Hormontherapie (ADT) beim nicht metastasierten Hochrisiko-Prostatakarzinom.

Wir wissen, dass beim metastasierten Prostatakarzinom die Kombination aus einer normalen ADT und Abirateron oder Apalutamid oder Docetaxel inzwischen Standard ist. Wir wissen das noch nicht so genau für das M0-Karzinom und wir wissen auch nicht, inwieweit auch Hochrisiko-Prostatakarzinome, also Patienten z.B. mit lymphogener Metastasierung, die normalerweise mit Hormonen behandelt werden, von einer Kombination profitieren.

In der von Prof. Dr. Gerhard Attard, Urological Cancer Research, University College London, vorgestellten Studie hat man nun sehr gut sehen können, dass in diesem Kollektiv von M0-Patienten mit Hochrisiko-Profil tatsächlich die Zugabe von Abirateron zur normalen Androgendeprivationstherapie ein signifikant verbessertes Überleben erbracht hat.

Das ist ein wirklich tolles Ergebnis. Das ganze wird bei einer relativ guten Verträglichkeit von Abirateron erreicht mit leichten Nebenwirkungen im Bereich der kardialen Risiken.

Das war ein großes Highlight zu sehen, dass also zukünftig auch beim M0-Karzinom eine 2jährige Therapie mit ADT plus Abirateron der neue Standard sein soll, weil hierdurch das metastasenfreie und auch das Gesamtüberleben signifikant verbessert werden.

PEACE-1-Studie beim metastasierten Prostatakarzinom

Die 3. Studie ist von dem sehr engagierten Uroonkologen Prof. Dr. Karim Fizazi, Institute Gustave Roussy, Villejuif, vorgestellt worden. Er hat in der PEACE-1-Studie eine interessante neue Kombination untersucht [3].

Das PEACE-Vorhaben kommt aus Frankreich. In den letzten Jahren stand bei den hormonnaiven metastasierten Prostatakarzinomen am Anfang die ADT alleine. Inzwischen wissen wir, dass wir kombinieren sollen mit Abirateron, Apalutamid etc. Wir wissen auch, dass wir bei niedriger Metastasenlast auch die Prostata primär bestrahlen sollen, was zu Überlebensvorteilen führt.

Jetzt ging es um die Frage, ob es bei den Patienten mit metastasierter Erkrankung, die eine Androgen-Blockade und auch eine Kombination mit Docetaxel bekommen, sinnvoll ist, Abirateron zusätzlich zu geben.

In diesem Kollektiv mit über 700 Patienten konnte man sehr schön sehen, dass bei Zugabe von Abirateron plus Kortison zur Kombination aus ADT und Docetaxel, was alle Patienten bekamen, das radiologische progressionsfreie Überleben wie auch das Gesamtüberleben signifikant verlängert worden sind.

Wir haben also auch bei diesen Patienten, nach dem es bislang nur den Standard ADT allein gab, inzwischen die Kombination mit Abirateron ± Docetaxel zur Standardtherapie.

Jetzt sind wir zum ersten Mal durch diese PEACE-1-Studie in der Lage zu sagen, dass die Kombination ADT + Abirateron + Docetaxel nochmals einen zusätzlichen Überlebensvorteil von nicht weniger als 1,5 Jahren ergibt. Das entspricht einer 25%igen Reduktion des Sterberisikos.

Das ist m.E. ein wirklich erstaunliches Ergebnis und wird die Therapie verändern. Wir werden zukünftig überlegen, ob wir neben der Kombination aus ADT und Docetaxel auch ein weiteres Antiandrogen, in dem Fall Abirateron, hinzugeben werden.

Damit bin ich am Ende meiner kleinen Auswahl. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu, dass diese 3 Abstracts für uns alle im Alltag schon eine sehr große klinische Relevanz haben.

Ich hoffe, dass es Sie gewissermaßen stimuliert, diese Neuerungen nicht nur  zu verfolgen wie sich das auf den nächsten Kongressen weiterentwickelt, sondern wie das jetzt in die tägliche Praxis Einzug einhält.

Herzlichen Dank fürs Zusehen und Zuhören.

Weitere Videos zu Urologie-Themen mit Prof. Dr. Christian Wülfing finden Sie hier

 

Kommentar

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