Von Vitamin D verspricht man sich eine Stärkung des Immunsystems, was auch bei einer COVID-19-Infektion hilfreich sein könnte. In einer randomisierten kontrollierten Studie wurde jetzt untersucht, welchen Effekt eine Einmalgabe von hochdosiertem Vitamin D3 auf den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion hat.
Optimalen Spiegeln von 25-Hydroxyvitamin D werden immunmodulatorische und antiinflammatorische Eigenschaften zugesprochen, was das Vitamin zu einem möglichen Kandidaten für die Therapie von COVID-19 macht. Bisher handelte es sich aber um reine Spekulationen, die nur teilweise von Beobachtungsstudien und einer kleineren nicht-randomisierten Studie unterstützt wurden.
Dr. Igor H. Murai und Kollegen aus Sao-Paolo in Brasilien führten daher eine randomisierten Placebo-kontrollierte klinische Studie zu dieser Fragestellung durch [1]. In die an 2 brasilianischen Zentren durchgeführte Studie wurden 240 stationäre Patienten mit einer mittelschweren bis schweren COVID-19-Infektion aufgenommen. Ausgeschlossen waren Patienten, die bereits beatmet werden mussten oder die schon im Vorfeld Vitamin D eingenommen hatten.
Die eine Hälfte der Patienten erhielt zusätzlich zur Standardbehandlung einmalig 200.000 IU Vitamin D3 oral, die andere ein entsprechendes Placebo.
Keine Unterschiede im Verlauf nachweisbar
Primärer Endpunkt war die mittlere Länge des Krankenhausaufenthaltes. Hier zeigte sich mit jeweils 7 Tagen keinerlei Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Auch bei den sekundären Endpunkten Mortalität (7,6 vs. 5,1%), Aufnahme auf die Intensivstation (16,0 vs. 21,2%), Notwendigkeit der künstlichen Beatmung (7,6 vs. 14,4%) und mittlere Dauer der Beatmung (15,0 vs. 12,8 Tage) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Das galt auch, wenn nur die Patienten betrachtet wurden, die anfangs einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen.
Der mittlere Serumspiegel von 25-Hydroxyvitamin D stieg nach einer Einzeldosis Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo signifikant an (44,4 ng/ml vs. 19,8 ng/ml). Das hochdosierte Vitamin D wurde insgesamt gut vertragen, nur ein Patient musste sich nach der Einnahme erbrechen. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten nicht auf.
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen: Eine einzelne hochdosierte Vitamin-D-Gabe konnte bei hospitalisierten COVID-19-Patienten im Vergleich zu Placebo die Dauer des Krankenhausaufenthaltes nicht signifikant verkürzen. Diese Ergebnisse unterstützen deshalb keine hochdosierte Vitamin-D-Gabe als Therapie einer mittelschweren bis schweren COVID-19-Infektion.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Nahrungsergänzung als Schutz vor schwerem COVID-19-Verlauf: Hochdosiertes Vitamin D3 versagt in brasilianischer Studie - Medscape - 2. Mär 2021.
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