Trend-Thema bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie war die Kardioonkologie. PD Dr. Nikolaus Sarafoff von einer Studie, die zeigt, dass Thromboembolienhelfen könnten, Tumore früher zu entdecken.
Transkript des Videos:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mein Name ist Nikolaus Sarafoff und ich bin Kardiologe in München.
Ich möchte heute von Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie berichten, die Corona-bedingt virtuell stattgefunden hat.
In der interessanten kardiologischen onkologischen Sitzung des Tagungspräsidenten berichtete Prof. Dr. Matthias Totzeck aus Essen über das Thema „Wann der Kardiologe nach Krebs suchen sollte“.
Dabei sind vor allem Thrombosen und Blutungsereignisse interessant, weil sie mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Krebs-Erkrankungen assoziiert sind. Insgesamt geht man davon aus, dass ca.10% der venösen Thromboembolien krebsassoziiert sind.
Risikofaktoren
Die Wahrscheinlichkeit für eine tumorassoziierte Thrombose oder Embolie steigt mit höherem Alter, männlichem Geschlecht, dem Vorliegen einer Anämie oder Thrombozytämie, sowie einer COPD. Bei provozierten Thromboembolien im Rahmen einer Immobilisation z.B. nach einem chirurgischen Eingriff oder bei rezidivierenden thromboembolischen Ereignissen ist eine maligne Genese hingegen weniger wahrscheinlich.
Behandelnde Ärzte sollten also eine maligne Genese bei unprovozierten Thromboembolienin Betracht ziehen und gegebenenfalls ein Krebsscreening durchführen. Dies umfasst in der Regel eine ausführliche Anamese, Labortests sowie Untersuchungen der Brust, Prostata, Haut oder dem GI-Trakt. Weiterführende bildgebende Untersuchungen sind nur bei spezifischem Verdacht empfohlen.
Viele kardiologische Krankheitsbilder werden mit einer gerinnungshemmenden Therapie behandelt, die zu Blutungen führen kann. Jeder Kardiologe hat schon Patienten gehabt, bei denen sich in der weiteren Therapie und Diagnostik der Blutung eine Krebsdiagnose gezeigt hat.
Die Studien
In einer Analyse der COMPASS-Studie wurden nun Anzahl und Art von Krebserkrankungen bei den Patienten untersucht, die eine Blutung unter der antithrombotischen Therapie hatten.
Insgesamt wurden in der COMPASS-Studie 27395 Patienten mit Atherosklerose mit 2 x 2,5mg oder 2 x 5mg Rivaroxaban plus 100mg ASS vs. 100mg ASS allein untersucht.
Ergebnisse
4% der Patienten hatten eine neue Krebsdiagnose und diese war unabhängig von der erhaltenen antithrombotischen Therapie.
24% der Krebspatienten hatten eine Blutungskomplikation und 10% der Patienten mit Blutungen hatten eine Krebsdiagnose.
Die Hazard-Ratio für einen gastrointestinalen (GI) Tumor war bei einer GI-Blutung 20fach erhöht und für einen Urogenitaltumor bei einer Hamäturie war sie 32fach erhöht.
Es wird demnach dringend empfohlen, dass Patienten mit Blutungen im GI-Trakt oder einer Hämaturie umgehend weiter fachspezifisch untersucht werden sollten, auch wenn die Blutung nur leicht ist.
Man könnte meinen, dass die Blutung im Rahmen einer neuen gerinnungshemmenden Therapie dazu führt, dass eine Tumorerkrankung früher erkannt wird. Ob dies den Verlauf der Tumorerkrankung günstig beeinflusst, wird weiter untersucht.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass behandelnde Ärzte bei Patienten mit venösen Thromboembolien oder Blutungen immer auch an eine maligne Genese denken sollten und dass bei entsprechendem verdacht ein Krebsscreening erfolgen sollte.
Mein Name ist Nikolaus Sarafoff aus München. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich, Sie bald wieder hier bei Medscape begrüßen zu dürfen.
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Diesen Artikel so zitieren: Kardiologen als Krebsentdecker: Venöse Thromboembolien oder Blutungen unter Gerinnungshemmern können auf Tumor hinweisen - Medscape - 12. Apr 2021.
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