MEINUNG

Abdrücke, Ekzeme, Pusteln durch Masken-Dermatitis: Was unterm Coronaschutz alles wächst, wie man die Haut schützt und heilt 

PD Dr. Martin Hartmann

Interessenkonflikte

15. März 2021

Druckstellen sind noch die harmlosesten Folgen mit denen Dauermaskenträger zu kämpfen haben. Der Dermatologe PD Dr. Martin Hartmann erklärt, wie man die Haut schützt und was man draufschmiert. 

Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:

Schönen guten Tag,

hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg. Es geht heute um Masken-assoziierte Dermatosen.

Das Tragen von fest anliegenden Masken, also FFP2-Masken und chirurgischen Masken hat nicht nur dazu geführt, dass in der Kosmetikindustrie der Absatz der Lippenstifte eingebrochen ist, sondern dass auch vermehrt Beschwerden im Bereich der Gesichtshaut auftreten.

Befragt man Personen, die mehr als 8 Stunden Masken tragen, dann berichtet ca. die Hälfte von Juckreiz, Rötungen oder akneiformen Veränderungen. Vorbestehende Dermatosen können verstärkt werden, z.B. eine Rosazea, die selbst sehr irritierbar ist.

Irritative Dermatitis am häufigsten

Am häufigsten haben wir es mit einer irritativen Dermatitis zu tun. Wir haben unter der Maske ein feuchtes und heißes Mikroklima, in dem sich Bakterien gerne vermehren. Auch Pilze wie Malassezia können die Follikelöffnungen besiedeln und dann zu einer Irritation der Follikel führen, den so genannten akneiformen Follikulitiden.

Copyright: Alle Slides Dr. Hartmann

Dies hat man früher auch Acne mechanica, Acne venenata oder Acne cosmetica genannt. Das beschreibt sehr schön, dass die Provokationsfaktoren die Reibung oder auch der Druck an der aufliegenden Stelle sind. Aber auch fette Externa oder Kosmetika können die Hautfollikel zusätzlich reizen, dann hat man dieses akneiforme Bild.

Andere Veränderungen sind deutlich seltener. Es kann zur Austrocknung vor allem der Lippen kommen. Durch das Mikroklima leckt man die Lippen und dann werden diese immer trockener, es entsteht das so genannte Lippenekzem.

Bei Patienten mit Psoriasis können durch Masken im Bereich der Maske psoriatische Veränderungen, also das Köbner-Phänomen, auftreten.

Allergische Kontaktekzeme auf Masken sind relativ selten. Am häufigsten treten sie durch die Bügel auf, die Metallteile mit Nickel enthalten, aber auch die Klebestellen können eine Ursache sein.

Tipps: Was macht man präventiv?

  • Lüften: alle 4 Stunden die Maske für 15 Minuten absetzen, dann kann sich die Haut erholen und das Mikroklima wird wieder gesünder.

  • Die Masken sollte man wechseln, nicht zu lange tragen. Sie werden besiedelt und dann kann es zu weiteren Kontaminationen der Haut kommen.

  • Schminke ist nicht erforderlich und trägt zu einer Verschmutzung und Verstärkung des Mikroklimas bei.

Was kann man spezifisch machen?

Neben der milden Gesichtsreinigung, für die oft Wasser ausreicht, kann man eine hydrophile Creme z. B. mit Unguentum emulsificans aquosum als Grundlage auftragen.

Akneiforme Veränderungen kann man wie eine Akne behandeln, z. B. mit lokalen Antibiotika oder Benzoylperoxid. Bei unspezifischen Reizungen beruhigen Schwarztee-Umschläge über 30 bis 60 min die Haut.

In ausgeprägten Fällen können auch orale Tetracycline wie bei der Akne geben. Retinoide werden oft nicht vertragen, sie sind möglichst gering zu dosieren.

Vorsicht ist mit Cortison geboten – die niedrig potenten Steroide sollten möglichst kurzfristig angewendet werden, weil sonst eine periorale Dermatitis entstehen kann. Dann wird es schwierig, sobald Cortison abgesetzt wird, blüht die Haut auf und die Entzugsbehandlung ist nicht unproblematisch.

Mit einigen einfachen Methoden kann man also versuchen, präventiv Irritationen zu verhindern, oder man wendet eine Aknetherapie an.

Das war es aus Heidelberg.

Vielen Dank fürs Zuhören.
 

Kommentar

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