Mehr Motivation für Klimaschutz gefällig? Das versucht eine jetzt in The Lancet Planetary Health erschienene Modellanalyse zu gewährleisten. Das Einhalten der Pariser Klimaziele könnte jährlich Millionen von Menschenleben retten, so Prof. Dr. Ian Hamilton vom University College London und seine internationalen Kollegen der Initiative Lancet Countdown [1].
Die Forscher reden dabei aber nicht von Hitzetoten oder den Opfern der häufiger werdenden Extremwetter-Ereignisse. Die Wissenschaftler haben stattdessen versucht zu berechnen, welchen gesundheitlichen Zusatznutzen das CO2-Sparen für 9 beispielhafte Länder haben könnte.
Denn Emissionen zu reduzieren, kann zur Win-win-Situation werden – dann nämlich, wenn man gleichzeitig auf gesundheitliche Vorteile achtet, die mit Emissionssenkung einhergehen können: weniger Luftverschmutzung, eine gesündere flexitarische Ernährung und mehr Bewegung durch nachhaltige Mobilität – z.B. Radfahren statt Autofahren.
„Diese Gesundheitsvorteile bringen oft auch ökonomische Vorteile mit sich: in Form von weniger Krankheitskosten und größerer Produktivität, so dass sie in vielen Fällen die anfänglichen Kosten einer entsprechenden Politik wieder wettmachen können“, schreiben die Autoren.
Millionen Tote weniger durch gesundheitsoptimierten Weg
Für ihre Kalkulation haben die Forscher für jedes der 9 Länder, eines davon Deutschland, einen Referenzwert der Emissionen berechnet sowie anhand der bereits festgelegten Klimapolitik einen aktuellen Reduktionsweg. Der reicht aber in der Regel nicht aus, um die Pariser Klimaziele tatsächlich zu erreichen und einen globalen Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad Celsius zu begrenzen.
Daher kalkulierten die Forscher 2 zusätzliche Szenarien: ein nachhaltiges, allein ausgelegt auf das Erreichen der Pariser Klimaziele, sowie ein zusätzlich gesundheitsoptimiertes Szenario. Aus den entsprechenden Veränderungen in Industrie, Landwirtschaft und Transport berechneten sie dann die veränderte Mortalität der Bevölkerung.
Das Ergebnis ihrer Modellrechnung: Schon bis 2040 könnten der nachhaltige oder, noch besser, der gesundheitsoptimierte Weg in allen 9 Ländern jährlich Millionen von Menschenleben retten.
Bessere Ernährung am deutlichsten bemerkbar
In allen Ländern würde sich dabei eine bessere Ernährung am deutlichsten bemerkbar machen. Bevölkerungsweite Veränderungen der Ernährung seien allerdings nicht einfach zu erreichen und setzten erhebliche Anstrengungen auf vielen Ebenen voraus, schreiben die Autoren.
In Deutschland ließen sich so nach den Berechnungen der Wissenschaftler bis 2040 mehr als 140.000 Leben pro Jahr retten.
Bezogen auf die Bevölkerung wäre das mehr als in jedem anderen der betrachteten Länder, die neben Großbritannien und den USA auch Brasilien, China, Indien, Südafrika, Indonesien und Nigeria miteinschließen. „Diese Länder stellten im Jahr 2015 50% der Weltbevölkerung und waren für 70% der globalen Emissionen verantwortlich“, heißt es in dem Artikel.
Bessere Luft könnte relativ gesehen für Indonesien den größten Benefit bringen, von aktiver Mobilität würden am meisten die USA profitieren.
In einem begleitenden Kommentar sieht Dr. Margaret Chan die Ergebnisse als wichtigen Ansporn für eine entsprechende Politik: „Eine gesündere Bevölkerung wird auch zukünftige Gesundheitsbedrohungen besser überstehen“, mutmaßt die ehemalige Generaldirektorin der WHO [2].
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Diesen Artikel so zitieren: Gesundheitlicher Zusatznutzen – CO2-Einsparung laut Pariser Klimazielen könnte Millionen von Leben retten - Medscape - 11. Feb 2021.
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