In den News unseres Onko-Blogs diese Woche geht es unter anderem darum, wie Rauchen das Risiko für ein Kolorektalkarzinom bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen beeinflusst – und welche Rolle immunologische Stuhltests hier bei der Früherkennung spielen. Ein neuer Score soll Nebenwirkungen der Chemotherapie bei älteren Frauen mit frühem Mammakarzinom besser vorhersagbar machen. Experimentelle Ergebnisse weisen zudem darauf hin, dass Androgenagonisten bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs nützlich sein könnten. Beim Zervixkarzinom scheint die Radiochemotherapie sequenziell besonders bei Hochrisiko-Patientinnen besser zu wirken als wenn sie gleichzeitig verabreicht wird – und auch besser zu sein als alleinige Bestrahlung.
Kolorektalkarzinom: Rauchen erhöht Neoplasie-Risiko bei CED-Patienten
Darmkrebs: Immunologischer Stuhltest bei Niedrig-Risiko-Symptomen
Brustkrebs: Neuer Score zur Vorhersage der Therapietoxizität bei Älteren
Brustkrebs: Androgene bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren
Zervixkarzinom: Sequenzielle versus gleichzeitige Radiochemotherapie
Kolorektalkarzinom: Rauchen erhöht Neoplasie-Risiko bei CED-Patienten
Rauchen und Passivrauchen erhöht bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen das Risiko für eine kolorektale Neoplasie.
Eine retrospektive niederländische Kohortenstudie, publiziert in Clinical Gastroenterology and Hepatology , analysierte die Daten von 1.386 Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen aus dem PALGA-Register. Von diesen entwickelten 153 (11,5%) eine kolorektale Neoplasie. Ein Kolorektalkarzinom trat bei 11 Patienten (7,2%), eine hochgradige Dysplasie bei 12 Patienten (7,8%) und eine niedriggradige Dysplasie bei 130 Patienten (85%) auf.
Bei früheren Rauchern mit Colitis ulcerosa war das Risiko für eine kolorektale Neoplasie mit einer Hazard Ratio von 1,73 im Vergleich zu Nichtrauchern erhöht, während Passivrauchen keinen Effekt hatte.
Bei Patienten mit Morbus Crohn erhöhte Rauchen (HR: 2,2) und Passivrauchen (HR: 1,87) das Neoplasie-Risiko signifikant.
Ein Rauchverzicht von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen könnte also vermutlich auch zur Senkung des Neoplasierisikos beitragen.
Darmkrebs: Immunologischer Stuhltest bei Niedrig-Risiko-Symptomen
Bei Patienten mit Symptomen, die möglicherweise auf ein Kolorektalkarzinom hinweisen, kann mit einem immunologischen Stuhltest (iFOBT) in der Allgemeinpraxis Klarheit gewonnen werden. Fällt der Test positiv aus, sollten sie weiteren Untersuchungen zugeführt werden.
Wie britische Untersucher im British Journal of Cancer berichten, nahmen an der Studie alle Ärzte der Primärversorgung aus dem Südwesten von England teil. 3.890 Patienten im Alter ab 50 Jahren, die Symptome wie unklare Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Eisenmangelanämie oder Anämie aufwiesen, mussten einen iFOBT durchführen.
Der Test war bei 618 Patienten (15,9%) positiv, hiervon wurden 458 (74,1%) an einen Gastroenterologen überwiesen. Bei 43 Patienten wurde innerhalb der nächsten 12 Monate ein Kolorektalkarzinom diagnostiziert.
Von den 3.272 negativ getesteten Patienten wurden 9,9% an einen Gastroenterologen überwiesen, 8 dieser Patienten erhielten innerhalb der nächsten 12 Monate eine Darmkrebs-Diagnose.
Das Fazit: Der IFOBT erwies sich auch bei dieser Gruppe von Personen mit Symptomen als robust und sicher. Er hilft, unnötige Koloskopien zu vermeiden. Wie bei allen Tests gilt, dass der iFOBT nicht perfekt ist, einige Fälle können übersehen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Patienten bei fortbestehender Symptomatik weiter überwacht werden.
Brustkrebs: Neuer Score zur Vorhersage der Therapietoxizität bei Älteren
Der Cancer and Aging Research Group-Breast Cancer (CARG-BC) Score erleichtert die Vorhersage Chemotherapie-bedingter Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 bis 5 bei Patientinnen ab 65 Jahren mit Brustkrebs im frühen Stadium.
Wie eine US-amerikanische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology berichtete, untersuchte sie prospektiv anhand der Daten von 473 Frauen über 65 Jahren, die adjuvant oder neoadjuvant behandelt wurden, welche geriatrischen und klinischen Faktoren mit Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 bis 5 assoziiert waren. 283 Frauen gehörten zu Entwicklungsgruppe, 190 zur Validierungsgruppe.
Die Forscher identifizierten 8 unabhängige Vorhersage-Faktoren, die sie mit Punkten unterschiedlich gewichteten:
Anthrazyklin-Gabe (1 Punkt),
Stadium II oder III (3 Punkte),
geplante Therapiedauer mehr als 3 Monate (4 Punkte),
abnorme Leberfunktionswerte (3 Punkte),
niedrige Hämoglobinwerte (3 Punkte),
Stürze (4 Punkte),
eingeschränktes Gehen (3 Punkte) und
wenig soziale Unterstützung (3 Punkte).
Anhand der Punktzahlen wurden 3 Risikogruppen gebildet: 0-5 Punkte niedriges Risiko, 6-11 Punkte intermediäres Risiko und mindestens 12 Punkte hohes Risiko.
In der Entwicklungsgruppe traten Nebenwirkungen vom Grad 3 bis 5 in den 3 Risikogruppen mit einer Häufigkeit von 19%, 54% bzw. 87% auf, in der Validierungsgruppe mit einer Häufigkeit von 27%, 45% bzw. 76%.
Der Risikoscore war zudem eng mit Dosisreduktionen, verzögerter Therapie, verringerter Dosisintensität und Hospitalisierung assoziiert.
Mit Hilfe des Scores könnte künftig die Therapie stärker individualisiert werden, beispielsweise durch eine Intensivierung der supportiven Behandlung und modifizierte Regime bei hohem Score.
Brustkrebs: Androgene bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren
Androgenrezeptor-Agonisten können bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs das Tumorwachstum hemmen. Damit bieten sich Androgenagonisten als neue Therapiestrategie bei diesen Tumoren an. Dies berichtet eine australische Arbeitsgruppe in Nature Medicine aufgrund der Ergebnisse ihrer experimentellen Untersuchungen an verschiedenen Zell-Linien und von Patienten abgeleiteten Modellen.
Früher wurden Androgene zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt, aufgrund der virilisierenden Eigenschaften aber durch Antiöstrogene ersetzt. Allerdings entwickeln die Tumoren häufig Resistenzen gegen die derzeit praktizierte endokrine Therapie.
Die experimentellen Untersuchungen ergaben nun, dass die Aktivierung des Androgenrezeptors durch natürliche Androgene oder neue androgen wirkende Substanzen bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eine ausgeprägte tumorhemmende Wirkung hatte.
Selektive Androgenrezeptor-aktivierende Substanzen haben den Vorteil, dass sie die unerwünschten Wirkungen von natürlichem Androgen nicht aufweisen.
Die Autoren hoffen, dass diese Befunde in klinischen Studien weiter untersucht werden können und damit möglicherweise eine neue Substanzklasse für die Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs verfügbar wird.
Zervixkarzinom: Sequenzielle versus gleichzeitige Radiochemotherapie
Bei Frauen mit einem frühen Zervixkarzinom erwies sich eine sequenzielle Radiochemotherapie (SRCT) im Vergleich zu einer gleichzeitigen Radiochemotherapie (CRCT) und einer alleinigen Bestrahlung (RT) in der Wirkung auf das krankheitsfreie Überleben als besser wirksam.
Die ergab die randomisierte 3-armige chinesische Phase-3-Studie STARS, die in JAMA Oncol . publiziert worden ist. Insgesamt 1.048 Frauen waren nach einer Hysterektomie mit SRCT, CRCT oder RT behandelt worden
In der Intention-to-Treat-Population war das krankheitsfreie Überleben über 3 Jahre unter SCRT mit 90% besser als unter RT mit 82% (Hazard Ratio: 0,52) und CCRT mit 85% (HR: 0,65). Die Behandlung mit SCRT senkte auch das Sterberisiko im Vergleich zu RT (HR: 0,58) nach Adjustierung an die Lymphknotenbeteiligung. Krankheitsfreies Überleben und Gesamtüberleben unterschieden sich bei CRCT und RT nicht.
Die Autoren des begleitenden Editorials in JAMA Oncol. beurteilen die Ergebnisse zwar als viel versprechend, weisen jedoch auf einige Schwächen der Studie hin. So durchliefen in der RT-Gruppe 98,8% der Patienten die Therapie komplett, in der CRCT-Gruppe jedoch nur 62,3% und in der SRCT-Gruppe 73,4%. Außerdem wurden in der Studie Frauen mit intermediärem und hohem Risiko zusammengefasst. Der Nutzen der sequenziellen RCT konnte vor allem bei den Hochrisiko-Patientinnen gesehen werden.
Dies unterstreicht nach Meinung der Editorialisten die Bedeutung einer Risiko-basierten Therapiestrategie. Weil in der STARS-Studie kein Risiko-basierter Therapieansatz untersucht wurde, könne man aufgrund der Ergebnisse die sequenzielle RCT nicht als einen neuen Standard für alle Frauen mit einem Zervixkarzinom einordnen.
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Diesen Artikel so zitieren: 5 spannende News zu rauchenden CED-Patienten, Stuhltests bei Darmkrebs-Verdacht und zur Therapie bei Mamma- und Zervix-Ca - Medscape - 26. Jan 2021.
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