FDA lässt 1. Medikament gegen Progerie zu: Lonafarnib verlängert Lebenserwartung um bis zu 2,5 Jahre

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

5. Januar 2021

Die US Food and Drug Administration hat Lonafarnib (Zokinvy™) beim Hutchinson-Gilford-Progerie-Syndrom und bei bestimmte progeroiden Laminopathien zugelassen. Es vergrößert die Lebenserwartung signifikant um bis zu 2,5 Jahre [1,2]. Lonafarnib kann Kindern ab einem Jahr verordnet werden.

„Das Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndrom und progeroide Laminopathien sind seltene genetische Krankheiten, die vorzeitiges Altern und Tod verursachen“, erläutert Dr. Hylton V. Joffe von der FDA. Lonafarnib sei das 1. Medikament gegen diese Krankheiten mit FDA-Zulassung.

 
Das Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndrom und progeroide Laminopathien sind seltene genetische Krankheiten, die vorzeitiges Altern und Tod verursachen. Dr. Hylton V. Joffe
 

Betroffene leiden unter fortschreitenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil sich defektes Progerin oder ein Progerin-ähnliches Protein in Zellen akkumuliert. Die meisten Patienten sterben vor dem 15. Lebensjahr an Herzinsuffizienz, an Herzinfarkten oder an Schlaganfällen. Bislang hatten Ärzte nur die Möglichkeit, Symptome des Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndroms beziehungsweise der progeroiden Laminopathien zu behandeln. Kausale Therapien gab es bislang nicht.

Daten von 62 Patienten mit historischen Kontrollen verglichen

Lonafarnib wird in Form von Tabletten eingenommen und wirkt als Farnesyl-Transferase-Inhibitor. Es verhindert die Bildung von defektem Progerin oder Progerin-ähnlichem Protein im Körper. Die Wirksamkeit wurde bei 62 Patienten mit Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndrom anhand von 2 einarmigen Phase-2-Studien nachgewiesen. Als Kontrolle zog die FDA historische Daten vergleichbarer Patienten ohne diese Pharmakotherapie heran. 

Unter Lonafarnib erhöhte sich die Lebensdauer von Patienten mit Hutchinson-Gilford-Progerie-Syndrom in den ersten 3 Behandlungsjahren um durchschnittlich 3 Monate und in der maximalen Nachbeobachtungszeit von 11 Jahren um durchschnittlich 2,5 Jahre.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Infektionen, verminderter Appetit und Müdigkeit.

Lonafarnib ist kontraindiziert bei Patienten, die gleichzeitig CYP3A-Inhibitoren (diverse Antibiotika, Antimykotika, Proteinase-Inhibitoren, u.a.), CYP3A-Induktoren (Rifampicin, diverse Antikonvulsiva, Modafinil, Dexamethason, u.a.), Midazolam, Lovastatin, Simvastatin oder Atorvastatin einnehmen.

Einige Patienten entwickelten Laboranomalien wie Veränderungen des Natrium- und Kaliumspiegels im Blut, hatten eine niedrigere Zahl an Leukozyten und erhöhte Werte bestimmter Leberenzyme. Routinemäßige Blutlabortests sollten regelmäßig durchgeführt werden. Bei Tieren wurde eine Augentoxizität beobachtet, daher werden regelmäßig Augenuntersuchungen empfohlen, und weitergehende Untersuchungen, wenn neue visuelle Veränderungen auftreten.

 

Kommentar

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