Wissen oder Fake News? Jeder 2. Deutsche hat Probleme, Gesundheitsinformationen online zu finden und zu bewerten

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

22. Dezember 2020

Fast jede 2. Person in Deutschland hat offenbar Schwierigkeiten, digitale Gesundheitsangebote zu finden, zu verstehen und für sich zu nutzen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der AOK zur digitalen Gesundheitskompetenz in Deutschland hervor [1].

Den Ergebnissen zufolge verfügt mehr als die Hälfte der Befragten über eine eingeschränkte digitale Gesundheitskompetenz (52,4%). Und fast jeder Zweite hat Probleme zu beurteilen, ob Informationen zuverlässig sind oder nicht (48,4%). 40% finden es zudem „schwierig“ oder „sehr schwierig“, herauszufinden, ob hinter den Gesundheitsinformationen kommerzielle Interessen stehen.

Mit der ersten bundesweit repräsentativen Studie zum Thema digitale Gesundheitskompetenz will die AOK ermitteln, wie gut Menschen in der Lage sind, im Alltag digital verfügbare Gesundheitsinformationen zu bewerten und für sich zu nutzen. Dazu befragte das Institut Skopos online deutschlandweit 8.500 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 75 Jahren.

Geschlecht und Bildungsabschluss spielen eine Rolle

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass soziodemografische Merkmale nur einen geringen Einfluss auf die digitale Gesundheitskompetenz haben. So steigt der Anteil der Menschen mit einer eingeschränkten digitalen Gesundheitskompetenz mit zunehmendem Alter nur unwesentlich an. Bei Frauen und Männern finden sich geringe Unterschiede mit einem besseren Ergebnis für das weibliche Geschlecht.

Die Herkunft spielt keine wesentliche Rolle: Menschen mit Migrationshintergrund haben eine etwas geringere digitale Gesundheitskompetenz als Menschen ohne Migrationshintergrund. Bei der Bildung dagegen zeigt sich mit höherem Abschluss auch eine bessere digitale Gesundheitskompetenz. Und nicht zuletzt: Je niedriger das Einkommen, desto niedriger ist auch die digitale Gesundheitskompetenz.

Digitale Kompetenz – ein Schlüssel zur Gesundheit

Deutlich sei vor allem der Zusammenhang von Gesundheitszustand und digitaler Gesundheitskompetenz, heißt es er Studienzusammenfassung. Bei den Befragten, die ihren Gesundheitszustand als schlecht einschätzen, haben 60,3% nur eingeschränkte digitale Gesundheitskompetenzen, in der Gruppe mit sehr gutem Gesundheitszustand sind es nur 40,6%.

 
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass bei der digitalen Gesundheitskompetenz der Menschen dringender Handlungsbedarf besteht Matthias Mohrmann
 

Legt man den Fokus auf chronische Erkrankungen, so wird deutlich, dass Chroniker eine schlechtere digitale Gesundheitskompetenz haben als Menschen ohne chronische Erkrankung. Der Effekt wird laut Studie durch die Anzahl der chronischen Erkrankungen noch verstärkt.

Dringender Handlungsbedarf

„Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass bei der digitalen Gesundheitskompetenz der Menschen dringender Handlungsbedarf besteht“, sagt Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Damit es nicht zu einer Spaltung zwischen „Informierten“ und „Uninformierten“ kommt, fordert die AOK neben einem niederschwelligen Zugang zu elektronischen Hilfsmitteln, auch mehr verlässliche und leicht verständliche Informationen. „Gerade in Corona-Zeiten sollten Menschen in der Lage sein, zu erkennen, welche Angebote im Netz zuverlässig sind, damit sie nicht falsch informiert und dadurch gesundheitlich vielleicht sogar gefährdet werden“, betont Mohrmann.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de .
 

Kommentar

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