Warum vegetarische oder vegane Ernährung Kindern nicht schadet – und worauf Erwachsene dennoch achten sollten

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

15. Dezember 2020

Kinder und Jugendliche, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, sind mit den Hauptnährstoffen sowie den meisten Vitaminen und Mineralstoffen ausreichend versorgt. Zu diesem Ergebnis kommt die VeChi-Youth-Studie (Vegetarian and Vegan Children Study), die jüngst im 14. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vorgestellt worden ist [1].

Untersucht wurden das Ernährungsverhalten, die Nährstoffzufuhr und -versorgung bei veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährungsweise bei rund 400 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren über einen Zeitraum von 2 Jahren. Sie mussten regelmäßig Blut- und Urinproben abgeben sowie ein Tagebuch führen. Bei kleineren Kindern kamen die Aufzeichnungen von den Eltern.

Den Ergebnissen zufolge waren in der Nährstoffversorgung der Kinder und Jugendlichen die Unterschiede zwischen veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährung gering. In allen Fällen waren die Studienteilnehmer ausreichend mit energieliefernden Makronährstoffen sowie mit den meisten Mikronährstoffen versorgt. Der hohe Kohlenhydrat- und der moderate Fettanteil der Energiezufuhr war in allen Gruppen vergleichbar und entsprach weitgehend den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr dieser Altersgruppe.

Veganer und Vegetarier essen gesünder

Die Kohlenhydrat- und die Fettqualität unterschieden sich allerdings zwischen den Gruppen. Kinder und Jugendliche, die sich vegan ernährten, hatten eine besonders hohe Ballaststoffzufuhr und aßen weniger zugesetzten Zucker sowie weniger gesättigte Fettsäuren. Ihre Proteinzufuhr war niedriger als bei vegetarischer oder omnivorer Ernährung, sie lag im Mittel aber noch im Bereich der D-A-CH-Referenzwerte.

Bei einer vegetarischen oder rein pflanzlichen Ernährung seien außerdem die meisten Kindern zufriedenstellend mit dem heiß diskutierten Vitamin B12 versorgt worden, was auf eine ausreichende Supplementierung schließen lasse, heißt es in der Studie.

Hinzu komme, dass sich vegetarisch und vegan ernährende Kinder und Jugendliche insgesamt ein gesundheitsförderndes Lebensmittelmuster zeigten: Sie verzehrten mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse. Insbesondere Veganer wiesen laut Studie den geringsten Verzehr von Süßwaren, Snacks und Fertiggerichten auf.

Grundsätzlich kritische Nährstoffe: Vitamin B2, Vitamin D, Jod und Calcium

Allerdings waren Kinder mit veganer und vegetarischer Lebensweise signifikant schlechter mit Eisen versorgt als solche mit Mischkost. Dagegen lagen die Zufuhr und die Blutkonzentrationen von Folat bei den Veganern deutlich über den Werten der beiden anderen Gruppen. Als kritisch bei allen 3 Ernährungsformen erwiesen sich laut Studie Vitamin B2, Vitamin D, Jod und Calcium.

Die vorliegenden Studienergebnisse seien allerdings nur eingeschränkt aussagekräftig, da Teilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt worden seien, räumen die Wissenschaftler ein. Dennoch können ihre Daten Hinweise liefern, bei welchen Nährstoffen Handlungsbedarf besteht.

So lautet die Empfehlung der DGE, dass unabhängig von der Ernährungsform bei Kindern und Jugendlichen vor allem die Versorgung mit Jod und Calcium verbessert werden sollte. Liegt ein starker Vitamin D-Mangel vor, müsse außerdem im Einzelfall über eine Supplementierung nachgedacht werden. Bei veganer oder vegetarischer Ernährung sollte außerdem zumindest eine gelegentliche Supplementierung von Vitamin B12 erfolgen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
 

Kommentar

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