Patienten mit Nagelpilz brauchen viel Geduld. Onychomykosen sind sehr häufig. PD Dr. Martin Hartmann erklärt, welche Behandlungsstrategien am besten funktionieren.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg. Heute geht es um den Nagelpilz.
Ein gesunder Nagel und gesunde Füße zeugen von einem gesunden Menschen. Und in der Zeit, in der offene Schuhe getragen werden, schämen sich viele über verdickte oder krümelige Nägel, oft ein klinisches Zeichen der Onychomykose.
Differentialdiagnostisch sollte daran gedacht werden, dass auch die Schuppenflechte und der Lichen ruber ähnliche Nagelveränderungen hervorrufen können.
Die Verdachtsdiagnose kann mit den Laborbefunden bestätigt werden. Hier ist eine Kombination aus Nativpräparat und Histologie mit einer Sensitivität von über 90% zu empfehlen.
Man kann aber auch eine Diagnose mit Hilfe einer PCR anbieten. Sie wird aber nur bei Privatpatienten bezahlt, Kassenpatienten müssen mit ca. 100,00 € rechnen. Da damit auch avitale Pilze nachgewiesen werden, sollte die PCR mit einer Kultur kombiniert werden.
Therapeutische Möglichkeiten
Ist die Diagnose gestellt, stellt sich die Frage der Therapie.
Ist der Nagel zu unter 50% betroffen und besteht keine Beteiligung der Nagelmatrix, kann ein Nagellack erwogen werden. Wasserlösliche Nagellacke müssen täglich aufgetragen und nicht entfernt werden. Wasserunlösliche Nagellacke werden einmal pro Woche aufgetragen und müssen dann auch entfernt werden. Sie können aber mit dekorativen Nagellacken überlackiert werden.
Ist der Nagel zu mehr als 50% oder die Nagelmatrix betroffen, sollte eine Systemtherapie erwogen werden. Griseofulvin steht in Deutschland praktisch nicht mehr zu Verfügung, damit bleiben noch 3 Präparate übrig, nämlich Fluconazol, Itraconazol und Terbinafin.
A.K. Gupta aus Toronto hat bei der virtuellen AAD 2020 einen SUCRA-Wert (Surface Under the Cumulative Ranking) vorgestellt. Bei knapp 5.000 Patienten konnte er damit zeigen, dass Terbinafin über 4 Monate kontinuierlich den besten Therapieerfolg hat. Etwas geringer wirksam sind kürzere Therapie oder die Azole.
Natürlich können auch beide Therapieformen kombiniert werden. Es gibt wenige Daten zur Kombination von Nagellacken mit den Systemtherapien. Man rechnet mit einer Erhöhung der Erfolgsquote um 15 bis 45%, wenn beide Verfahren kombiniert werden.
Die Therapie dauert mindestens 3 bis 4 Monate. Die Erfolgsquote bei Monotherapie beträgt dann etwa 50%. Die Therapie sollte mindestens bis zur mykologischen oder klinischen Heilung dauern.
Viel Geduld erforderlich
Der Fingernagel braucht 6 bis 12 Monate, der Fußnagel 6 bis 15 Monate, bis er herausgewachsen ist. Vor allem im Alter wachsen die Nägel langsamer. Es dauert über ein Jahr, bis der Zehennagel entsprechend gewachsen und die klinische Heilung zu sehen ist. Deswegen braucht es für die Therapie viel Geduld – bei Arzt und Patient.
Die Rezidivprophylaxe ist momentan uneinheitlich. Man kann einen Nagellack anwenden, z. B. einmal pro Woche oder als Impuls alle 3 bis 4 Monate. Die Rezidivquote der Onychomykose liegt bei 50%. Die Behandlung ist also schwierig und erfordert einen langen Atem.
Danke fürs Zuhören.
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Diesen Artikel so zitieren: Onychomykosen sind peinlich und hartnäckig: Passender Nagellack hilft gegen Pilze – welche Therapie am besten wirkt - Medscape - 4. Jan 2021.
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