Rohes Schweinehackfleisch wie Mett eignet sich nicht für ältere Menschen, immungeschwächte Personen, Kleinkinder und Schwangere. Bei jeder 13. in Deutschland untersuchten Probe wurden Shiga-Toxin bildende Escherichia coli (STEC) nachgewiesen.
Und Aprikosenkerne, ein Trendlebensmittel, das vor allem Online-Händler anbieten, sind generell ungeeignet für den menschlichen Verzehr, weil sie viel Blausäure enthalten.
Von Desinfektionsmittel-Rückständen in höheren Konzentrationen sind vor allem tiefgefrorene Fischprodukte betroffen. Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im aktuellen Bericht zur Lebensmittelsicherheit [1].
Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel
Das BVL erhebt regemäßig Daten über gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe in Lebensmitteln und anderen Produkten auf dem deutschen Markt. Ziel der Analysen ist, Gefährdungspotenziale frühzeitig zu erkennen. Beim Monitoring unterstützen die jeweiligen Landesbehörden.
Rückstände von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln waren quantifizierbar in 53,2% der Proben von Rotbarsch, 50,7% der Proben von Schweineleber, 50,0% der Proben von Schweineniere, 46,3% der Proben von Scholle, 28,7% der Proben von Kalbfleisch, 20,0% der Proben von Vollmilch, 19,0% der Proben von Kalbsleber sowie in 2,8% der Proben von Schweinefett. Die Konzentrationen lagen unter den festgelegten Höchstgehalten.
Desinfektionsmittel-Rückstände in Lebensmitteln
Für Chlorate aus Desinfektionsmitteln wurden in Zucchini und Weißwein Maximalwerte von 1,11 mg/kg bzw. 2,18 mg/kg gemessen, die auf ein akutes Gesundheitsrisiko für Verbraucher hindeuten. Chlorate waren auch bei 79% aller 80 Proben tiefgefrorener Pangasius-Filets feststellbar, bei 39% der Proben waren es quartäre Ammonium-Verbindungen. Bei 10% dieser Proben bestand durch hohe Konzentrationen der Desinfektionsmittel-Rückstände eine akute gesundheitliche Gefahr. Der Fisch stammte überwiegend aus vietnamesischer Aquazucht.
Zum Hintergrund: Bei der Verarbeitung von Fisch und anderen leicht verderblichen Lebensmitteln werden in der Regel biozide Desinfektionsmittel wie Chlorate oder quartäre Ammonium-Verbindungen wie Benzalkoniumchlorid verwendet. Sie müssen durch Nachspülen entfernt werden.
Desinfektionsmittel-Rückstände in Geräten
Es wurden auch Sahneaufschlag-Maschinen in 1.818 Betrieben wie Eisdielen, Bäckereien und andere Gastronomiebetrieben geprüft. Sie werden mit Desinfektionsmitteln gereinigt. 41% der Betriebe spülten die Maschinen aber nicht, wie vorgeschrieben, mit heißem Trinkwasser nach. Dadurch können Reste von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln in die Sahne übergehen. Und 94% aller Betriebe machten keine Eigenkontrollen auf Rückstände von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln.
Mikrobielle Kontaminationen
Beim Monitoring auf Zoonosen wurden 420 Proben Schweinehackfleisch auf STEC untersucht. 7,4% der Proben enthielten STEC-Keime. Bei der letzten vergleichbaren Untersuchung 10 Jahre zuvor waren nur 0,8% der Proben positiv getestet worden. Salmonellen wurden erneut im Hackfleisch nachgewiesen (1,9% der Proben positiv).
Blausäure
Der natürliche Blausäuregehalt wurde bei 43 Proben süßer und bitterer Aprikosenkerne untersucht. 79% überschritten den für Blausäure zulässigen EU-Höchstgehalt von 20 mg/kg. Besonders bittere Aprikosenkerne von Wildaprikosen lagen im Durchschnitt um mehr als 100-fach über dem Grenzwert. Beim Essen von mehr als 1-2 bitteren Aprikosenkernen pro Tag lässt sich ein gesundheitliches Risiko nicht ausschließen.
Der Verzehr Blausäure-haltiger Aprikosenkerne kann zu schweren Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Aprikosenkerne sind nach Angaben des BVL ein Trend-Lebensmittel und vor allem über Online-Shops erhältlich, zum Beispiel als Saatgut, finden sich aber auch in der Kategorie Lebensmittel. Sie eignen sich nicht zum Verzehr.
Warnung an Risikogruppen
Rohes Schweinemett eignet sich dem BVL zufolge nicht für empfindliche Bevölkerungsgruppen, denn die vergleichsweise häufig nachweisbaren STEC können akute Darmentzündungen hervorrufen. Vor allem bei Kindern droht ein hämolytisch-urämisches Syndroms (HUS).
Chlorat aus Desinfektionsmitteln hemmt die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse und ist vor allem für empfindliche Personen wie Schwangere und Kinder ein gesundheitliches Risiko. Benzalkoniumchlorid wiederum kann zu akuten Magen-Darm-Reizungen führen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Medscape Nachrichten © 2020 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Lebensmittel-Monitoring: Warum manche Patienten besser auf rohes Schweinehack und Aprikosenkerne verzichten sollten - Medscape - 2. Dez 2020.
Kommentar