Diabetes und chronische Nierenkrankheit: KDGIO hat globale Leitlinie für Haus- und Fachärzte erarbeitet

Dr. Nicola Siegmund-Schultze

Interessenkonflikte

18. November 2020

Die internationale Non-Profit-Organisation „Kidney Disease: Improving Global Outcomes“ (KDIGO) hat erstmals einen Leitfaden für die Versorgung chronisch nierenkranker Patienten mit Diabetes durch Haus- und Fachärzte erstellt. Die Leitlinie enthält 12 Empfehlungen und 48 praxisrelevante Punkte.

Chronische Nierenerkrankungen, Diabetes und Hypertonie gehören zu den häufigsten Kombinationen chronischer Erkrankungen in den Industrienationen. Patienten mit diesen Komorbiditäten benötigen eine umfassende Primärversorgung. Die zentralen Eckpunkte dafür hat ein internationales Gremium zusammengefasst.

Die KDIGO ist eine internationale Non-Profit-Organisation für die Entwicklung und Implementierung evidenzbasierter, klinischer Leitlinien. Sie ist mit der Erstellung eines Praxisleitfadens für die Versorgung von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) und Diabetes beauftragt worden. Die entsprechende Synopse berücksichtigt die wissenschaftliche Literatur bis 2020.

Eine Auswahl der wichtigsten Praxisempfehlungen

Die Empfehlungen umfassen die Grundzüge der Versorgung, die glykämische Kontrolle und die Festlegung individueller Zielwerte, Lebensstilinterventionen und blutzuckersenkende Medikationen. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Bei Diabetes, Hypertonie und Albuminurie (Albumin-Kreatinin-Ratio > 30 mg/g) sollten ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB) in der maximalen zugelassenen Dosierung, die noch vertragen wird, verschrieben werden.

  • Bei der Initiierung der Therapie oder einem Wechsel der Dosierung sollten alle 2 bis 4 Wochen die Serumkalium- und die Serumkreatinin-Werte überprüft werden.

  • Der Beginn der medikamentösen RAS-Inhibition und/oder die Titrierung sollten fortgesetzt werden, sofern die Kreatininwerte nicht um mehr als 30% des Ausgangswerts ansteigen.

  • Eine Dosisreduktion oder ein Abbrechen der RAS-Inhibition wird empfohlen bei symptomatischer Hypotonie, bei nicht kontrollierbarer Hyperkaliämie und bei akuten Nierenfunktionsstörungen.

  • Für das Monitoring wird die Bestimmung des HbA1c empfohlen. Der Zielwert sollte patientenspezifisch zwischen < 6,5% und < 8,0% festgelegt werden in Abhängigkeit vom individuellen Hypoglykämierisiko.

  • Bei Medikamenten aus den Substanzklassen der SGLT2-Hemmer, der GLP-1-Rezeptoragonisten und der DPP4-Inhibitoren können tendenziell eher niedrige Blutzuckerwerte angestrebt werden.

  • Die kontinuierliche Blutzuckermessung ermöglicht eine bessere Feinabstimmung bei den Zielwerten.

  • Patienten mit Diabetes und CKD, die keine Dialyse benötigen, sollten täglich nicht mehr als 0,8 g Protein/kg Körpergewicht aufnehmen.

  • Die Natriumaufnahme sollte bei < 2 g pro Tag liegen, entsprechend < 5 g Natriumchlorid täglich.

  • Es wird Bewegung für mindestens 150 Minuten pro Woche mit moderater Intensität empfohlen, angepasst an die individuelle kardiovaskuläre Belastbarkeit des Patienten.

Die neu erarbeitete internationale Leitlinie für die Betreuung von chronisch nierenkranken Patienten mit Diabetes hat das Ziel, Hausärzte, Nephrologen, Kardiologen und Stoffwechselexperten in der Primärversorgung dieser Patientengruppe zu unterstützen, indem sie die aktuelle wissenschaftliche Evidenz in zentralen Empfehlungen bündele, so die KDIGO. Diese werden für Typ-1- und Typ-2-Diabetes weiter spezifiziert.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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