Dyspnoe, Fieber und ein unproduktiver Husten: Es muss nicht immer COVID-19 sein – aber was hat dieser 45-jährige Mann?

Christine Kim, Harold Moskowitz

Interessenkonflikte

22. Oktober 2020

Hintergrund

Ein 45-jähriger HIV-positiver Mann stellt sich in der Notaufnahme wegen zunehmender Kurzatmigkeit und belastungsabhängiger Atemnot vor. Die Symptome hätten im letzten Monat zugenommen. Vor Kurzem war ein Husten mit weißlichem Auswurf hinzugekommen. Heute sei er mit einer Körpertemperatur von 38,3°C aufgewacht.

Fragen nach Brustschmerzen, Hämoptyse, Orthopnoe, paroxysmaler nächtlicher Dyspnoe, Herzklopfen oder Schwellungen der unteren Extremitäten werden allesamt verneint. Er entwickelte in den vorangegangenen 1 bis 2 Wochen einen Soor. In den zurückliegenden 3 Monaten habe sich sein Appetit verschlechtert, wodurch er 10 kg verloren habe.

Weitere Beschwerden hat er nicht. Es gab in dem betreffenden Zeitrahmen keine Auslandsaufenthalte und keine Kontakte zu kranken Personen. Er habe in letzter Zeit auch keine Medikamente eingenommen und sich vor 10 Jahren entschlossen, die HIV-Therapie wegen schwerer Diarrhöen als Nebenwirkung abzusetzen. Der Patient gab an, nicht zu rauchen, keinen Alkohol zu trinken und keine Drogen zu konsumieren. Er lebe in einer festen Beziehung und benutzt unregelmäßig Kondome. Arzneimittelallergien sind nicht bekannt.

Körperliche und apparative Untersuchungen

Bei der körperlichen Untersuchung liegt die Temperatur des Patienten am Trommelfell weiterhin bei 38,3°C. Sein Puls ist regelmäßig bei einer Frequenz von 136/min. Der Blutdruck beträgt 100/70 mmHg, die Atemfrequenz 30/min bei einer Sauerstoffsättigung von 76% unter Raumluft. Der Patient ist dyspnoisch und in einem kachektischen Allgemeinzustand. Die Schleimhäute sind trocken und weisen im gesamten Oropharynx schmierig-weiße Beläge auf. Die übrigen Befunde an Kopf und Hals sind normal.

Bei der Auskultation fällt beidseits basal ein grobblasiges Rasselgeräusch auf. Der Brustkorb ist palpatorisch frei, die Atemexkursionen sind symmetrisch und der Klopfschall ist sonor. Mit Ausnahme der Tachykardie fällt bei der Untersuchung des Herzens nichts auf.

Sowohl die abdominale als auch die neurologische Untersuchung ist ohne pathologischen Befund. Der Patient hat keine Zyanose, keine Trommelschlägelfinger und keine Ödeme an den Extremitäten. Seine Haut ist warm, trocken und ohne erkennbare Läsionen oder Ausschläge. Palpatorisch lässt sich keine Lymphadenopathie feststellen.

Das EKG zeigt eine Sinus-Tachykardie. Die Werte der arteriellen Blutgasbestimmung entsprechen einer respiratorischen Alkalose und Hypoxie. Der Röntgenthorax zeigt beidseits vermehrt diffuse interstitielle Zeichnungen. Beim Angio-CT des Thorax sieht man diffuse milchige Verschattungen ohne Lymphadenopathie oder Anzeichen einer Lungenembolie (s. Abb. 1 und 2).

((Abb. 1 und 2))

Die Laborwertbestimmung relevanter Parameter erbrachte folgende Ergebnisse:

  • Leukozyten: 5,2 × 103/μl

  • CD4-Lymphozyten: 38 Zellen/μl

  • HIV-1-RNA-Bestimmung mittels PCR: 1.710.000 Kopien/ml.

  • Die Blut- und Urinkulturen blieben negativ.

Eine Probe des durch induzierten Husten gewonnenen Sputums wird zur Analyse eingesandt.

Kommentar

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