Mit steigender Feinstaubkonzentration in der Luft könnte sich das Risiko für Menschen mit Vorhofflimmern erhöhen, einen Schlaganfall zu erleiden. Hinweise darauf liefert eine Kohortenstudie. Zwischen der höchsten und der niedrigsten Quartile der Feinstaub-Belastung einer Kohorte betrug der Unterschied in der Schlaganfall-Häufigkeit etwa ein Drittel. Von diesen Assoziationen berichten Dr. Zachary J. Rhinehart, University of Pittsburgh, und Kollegen jetzt in JAMA Network Open[1].
Die offene Frage: Ist Feinstaub ein Risikofaktor für Schlaganfälle?
Luftverschmutzung ist bekanntlich ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Mögliche Assoziationen zwischen der Exposition und mehr Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern wurden bislang jedoch kaum untersucht.
Deshalb haben Rhinehart und Kollegen für eine Kohortenstudie Daten von 31.414 Personen im durchschnittlichen Alter von 74,4 Jahren, die unter Vorhofflimmern litten, analysiert. Alle Teilnehmer lebten im Allegheny County (USA), einer Gegend mit hoher industrieller Schadstoffbelastung. Abgeglichen wurden elektronische Krankenakten des größten regionalen Versicherers mit Feinstaub-Konzentrationen am Wohnort der Studienteilnehmer.
Ziel der Forscher war, ihre Hypothese zu überprüfen, dass zwischen der Exposition mit Feinstaubpartikeln einer maximalen Größe von 2,5 µm (PM2,5) und der Häufigkeit von Schlaganfällen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bestehen könnte. Die mediane Nachverfolgungszeit betrug 3,5 Jahre.
Studie liefert Hinweise auf höhere Schlaganfall-Risiken
Die PM2,5-Exposition lag im jährlichen Durchschnitt bei 10,6 µg/m3. Eine Erhöhung der Feinstaubkonzentration um eine Standardabweichung stand auch nach Adjustierung mit demographischen und klinischen Variablen mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko in Verbindung. Als Hazard Ratio (HR) nennen die Autoren 1,08 (95%-Konfidenzintervall 1,03-1,14). Weitere Adjustierungen für Einkommen und Bildung ergaben ein HR von 1,07.
Beim Vergleich der Quartilen mit der höchsten und der niedrigsten Exposition fand Rhineharts Team eine HR von 1,36 (95% KI 1,18-1,58). Das erhöhte Risiko blieb auch nach einer Vielzahl von Adjustierungen bestehen (HR 1,21; 95% KI 1,01-1,45).
Ergebnisse auch für Deutschland von Bedeutung
Bleibt als Fazit: Anhand einer sehr großen Kohorte zeigen die Autoren trotz der relativ kurzen Nachverfolgungszeit von 3,5 Jahren eine Assoziation zwischen der Feinstaub-Exposition und dem Schlaganfallrisiko. Sie finden auch eine Dosis-Wirkungs-Beziehung als Argument für einen möglichen kausalen Zusammenhang.
Bemerkenswert scheint, dass der Jahresdurchschnitt in ihrer Studie noch unter der Exposition in deutschen Städten mit zuletzt 16,4 µg/m3 lag. Auch der aktuell gültige Grenzwert von 25 µg/m3 ist deutlich höher.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: Dauerbrenner Feinstaub: Patienten mit Vorhofflimmern könnten gefährdet sein – bei niedrigeren Werten als in Deutschland - Medscape - 19. Okt 2020.
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