Highlights vom AHA-Kongress: Was Sie unbedingt für die Therapie mitnehmen sollten – zu Statinen, Omega-3, SGLT-2 und Ablation

Prof. Dr. Ulf Landmesser

Interessenkonflikte

7. Dezember 2020

Diese Studien zu Muskelschmerzen bei Statinen, Omgega-3-Fettsäuren, SGLT-2-Hemmern und Ablation bei Vorhofflimmern haben Prof. Dr. Ulf Landmesser beindruckt. Hier sein Fazit – kurz zusammengefasst. 

Transkript des Videos von Prof. Dr. Ulf Landmesser, Berlin

Hier ist Ulf Landmesser, ich freue mich, Ihnen über einige Highlights bei den Scientific Meetings der American Heart Association (AHA) kurz zu berichten.

Hoher Nocebo-Effekt bei Statin-Nebenwirkungen

Im Bereich der kardiovaskulären Prävention war die N-of-1-Studie SAMSON bezüglich der Statine interessant ( Medscape berichtete). Kollegen aus London haben untersucht, inwiefern die Nebenwirkungen, vor allem die Muskelbeschwerden, die unter Statintherapie berichtet werden, tatsächlich durch die Statine ausgelöst werden oder zu einem wesentlichen Teil doch einen Nocebo-Effekt darstellen.

In der Studie, in der Patienten mit Nebenwirkungen unter Statinen randomisiert über ein Jahr Statin, Placebo oder gar nichts einnahmen, kam heraus, dass 90% der Beschwerden, die sie unter Statin angegeben hatten, auch bei der Einnahme von Placebo aufgetreten waren.

Man muss allerdings festhalten, dass die Patienten diese Beschwerden tatsächlich spüren, dass aber nicht alles auf die Statine zurückgeführt werden kann. Es muss letztendlich andere Ursachen für die Beschwerden geben. Das soll nicht heißen, dass Statine keine Muskelbeschwerden machen können. Natürlich gibt es auch Patienten, die mit einer Erhöhung der Kreatinkinase entsprechend reagieren.

Deshalb überprüfen wir dies auch unter der Therapie. Aber es spricht doch dafür, dass es auch unter den Statinen einen so genannten Nocebo-Effekt gibt. Das heißt: Den Statinen werden auch Nebenwirkungen zugeschrieben, die letztlich gar nicht durch die Substanz direkt verursacht worden sind. Die Ergebnisse sind parallel im New England Journal of Medicine publiziert worden.

Omega-3-Fettsäuren ohne protektive Wirkung

Eine andere wichtige Studie aus dem Bereich der Prävention war die STRENGTH-Studie, die parallel in JAMA publiziert worden ist. Hier hat man hochdosiert Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko und erhöhten Triglycerid-Werten untersucht. Man konnte in dieser Studie mit 4 g einer kombinierten Omega-3-Fettsäure keine Risikoreduktion beobachten ( Medcsape berichtete).

Das stand etwas im Widerspruch zur REDUCE-IT-Studie, die im letzten Jahr im New England Journal of Medicine publiziert worden ist und in der man mit einer bestimmten Kombination der Omega-3-Fettsäuren einen protektiven Effekt nachweisen konnte (Medscape berichtete).

 
Man kann festhalten, dass nicht jede Omega-3-Fettsäure-Zubereitung auch in der hohen Dosis schützend wirkt im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko. Prof. Dr. Ulf Landmesser
 

Das Fazit bleibt jetzt noch so ein bisschen offen. Auf jeden Fall kann man festhalten, dass nicht jede Omega-3-Fettsäure-Zubereitung auch in der hohen Dosis schützend wirkt im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko.

SGLT2-Hemmer bei Herzinsuffizienz bestätigt

Wichtig war auch die Bestätigung, dass SGLT2-Hemmer sich für die Therapie der Herzinsuffizienz eignen, und zwar unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes. In der EMPEROR-Reduced-Studie, die auch im New England Journal of Medicine publiziert ist, konnte man sehen, dass bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz auch ohne Diabetes mellitus das Risiko für Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz oder auch für Tod unter einer SGLT2-Hemmer-Therapie – in dem Fall Empagliflozin – reduziert worden ist (Medscape berichtete).

Wir hatten ja schon im letzten Jahr die DAPA-HF-Studie mit Dapagliflozin, wo man bei der Herzinsuffizienz unabhängig vom Diabetes eine entsprechende Reduktion der Progression der Erkrankung sehen konnte.

Damit haben wir nochmal eine Bestätigung einer neuen Therapie für die Herzinsuffizienz bei Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Funktion.

Ablation besser als Antiarrhythmika zum Rhythmus-Erhalt bei Vorhofflimmern

Sicher auch für die Praxis wichtig sind 2 Studien bei Patienten mit Vorhofflimmern, und zwar die EARLY-AF und die STOP-AF-First, in denen nochmal die Frage nach der Effizienz des Rhythmuserhalts gestellt wurde. Und zwar unter einer Ablationstherapie im Vergleich zu einer medikamentösen antiarrhythmischen Therapie. Hier kam sehr klar heraus, dass die Ablationstherapie im Erhalt des Rhythmus bei Vorhofflimmern der heute verfügbaren antiarrhythmischen Therapie weit überlegen ist.

 
Es kam sehr klar heraus, dass die Ablationstherapie im Erhalt des Rhythmus bei Vorhofflimmern der heute verfügbaren antiarrhythmischen Therapie weit überlegen ist. Prof. Dr. Ulf Landmesser
 

Diese Strategie des Rhythmuserhalts ist auch schon auf dem ESC-Kongress in diesem Jahr mit der EAST-AFNET-4-Studie unterstützt worden. Sie ist offensichtlich deutlich besser mit der Ablationstherapie als mit einer antiarrhythmischen Therapie zu erreichen ( Medscape berichtete)

Das waren für mich einige der wesentlichen Highlights des diesjährigen, natürlich digital durchgeführten Kongresses der American Heart Association. Ich hoffe, es ist für Sie interessant.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
 

Kommentar

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