Für die Diagnose Sepsis oder septischer Schock bedarf es zahlreicher klinischer, labortechnischer, radiologischer und mikrobiologischer Befunde. Eine Sepsis kann nicht auf Grundlage einer einzelnen Anomalie diagnostiziert werden. Oft wird die Diagnose jedoch empirisch in der Notaufnahme oder am Krankenbett bzw. retrospektiv gestellt, wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen (z.B. ein positives Blutkulturergebnis) oder wenn eine Reaktion auf die Antibiose eingetreten ist.
Das Ergebnis eines großen Blutbildes ist in der Regel unspezifisch. Eine Leukozytose mit Linksverschiebung ist kein spezifischer Befund und kommt auch bei nichtinfektiösen Erkrankungen vor. Bei Sepsis sieht man häufiger eine Leukopenie, eine Anämie und eine Thrombozytopenie.
Bei allen Patienten mit Sepsis-Verdacht sollte eine Blutkultur angelegt werden. Die Identifizierung des Erregers über die Kultur ist bei Patienten, welche die Kriterien einer Sepsis erfüllen, sehr nützlich, aber für die Diagnose selbst unnötig. Dass dieser Nachweis kein Teil der diagnostischen Kriterien einer Sepsis ist, liegt daran, dass bei bis zur Hälfte der Sepsis-Patienten kein auslösender Organismus identifiziert werden kann und dass ein positives Kulturergebnis keine Voraussetzung für die Durchführung einer empirischen Antibiose ist.
Bei einer dokumentierten oder vermuteten Infektion können die folgenden klinischen Merkmale und Befunde die Diagnose einer Sepsis stützen:
Leukozytose > 12.000 Zellen /µl oder Leukopenie (< 4000 Zellen/µl)
normale Leukozytenzahl mit > 10% unreifen Formen (Linksverschiebung)
Hyperglykämie (Plasmaglukosespiegel > 140 mg/dl bzw. > 7,7 mmol/l) ohne Diabetes-Erkrankung
CRP-Wert mehr als 2 Standardabweichungen über dem Normalwert
arterielle Hypoxämie (Oxygenierungsindex oder „Horowitz-Index“ PaO2/FiO2 < 300 mmHg)
akute Oligurie (Urinabgabe < 0,5 ml/kg/h für mindestens 2 Stunden trotz adäquater Flüssigkeitszufuhr)
Kreatinin-Anstieg > 0,5 mg/dl oder 44,2 mmol/l
Gerinnungsanomalien (INR > 1,5 oder partielle Thromboplastinzeit > 60 s)
Thrombozytopenie (< 100.000 Zellen/µl)
Hyperbilirubinämie (Plasma-Gesamt-Bilirubin > 4 mg/dl oder > 70 mmol/l).
Eine Nebennieren-Insuffizienz (z.B. Hyponatriämie, Hyperkaliämie) und das euthyreotoxische Krankheitssyndrom kommen auch bei Sepsis vor. Eine Hyperlaktatämie (Serumlaktatspiegel > 2 mmol/l) kann durch eine Organhypoperfusion bei vorhandener oder fehlender Hypotonie entstehen und bedeutet eine schlechte Prognose. Ein Serumlaktatspiegel ≥ 4 mmol/l (insbesondere arterielles Laktat) deutet auf einen septischen Schock hin. Ein erhöhter Procalcitonin-Spiegel im Plasma und ein erhöhter Presepsin-Spiegel sind mit einer bakteriellen Infektion und mit einer Sepsis assoziiert.
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Diesen Artikel so zitieren: Quiz: Bei welchen Alarmzeichen denken Sie an eine Sepsis? 5 Fragen zu Diagnostik und Therapie - Medscape - 17. Sep 2020.
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