Die vermutlich bislang größte Studie zum Nutzen einer zusätzlichen hyperthermischen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) bei Frauen fortgeschrittenen Ovarialkarzinomen ist erfolgreich verlaufen und hat gegenüber einer alleinigen primären zytoreduktiven Operation die mediane Überlebenszeit um etwa 16 Monate verbessert [1].
Hyperthermischen intraperitonealen Chemo zusätzlich zur Operation
Bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinomen deuten erste Studien darauf hin, dass nach der Chemotherapie die Kombination aus einer zytoreduktiven Operation und einer hyperthermischen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) die Ergebnisse verbessern könnte. Bisher gab es aber noch keine groß angelegten, multizentrischen Studien zum Vergleich von HIPEC mit einer primären zytoreduktiven Operation (PCS).
An der Kohortenstudie von Dr. Ziyling Lei vom Affiliated Cancer Hospital and Institute of Guangzhou Medical University, Guangzhou, Chinaund Kollgen waren zwischen Januar 2010 und Mai 2017 5 chinesischen Institutionen beteiligt. 584 Patientinnen (Durchschnittsalter 55 Jahre) mit Ovarialkarzinomen des Stadiums 3 wurden in die Studie aufgenommen. Die mediane Nachverfolgungszeit betrug 42,2 Monate. 425 Patientinnen erhielten HIPEC plus PCS, 159 lediglich eine PCS.
Rund 16 Monate länger Leben mit der Kombi-Therapie
Nach Adjustierung mit der „inverse probability of treatment weighting“-Methode betrugen die medianen Überlebenszeiten im Gesamtkollektiv für
HIPEC plus PCS: 49,8 Monate (95%-Konfidenzintervall: 45,2–60,2)
PCS alleine: 34,0 Monate (95%-KI: 28,9–41,5)
Der Anteil überlebender Frauen nach 3 Jahren war für
HIPEC plus PCS: 60,3% (95%-KI: 55,3–65)
PCS alleine: 49,5% (95%-KI: 41,0–57,4)
Das gewichtete Chancenverhältnis zugunsten der Kombinationsbehandlung betrug 0,64 (95%-KI: 0,50–0,82; p < 0,001).
Für Patientinnen, bei denen eine vollständige Operation möglich war, war die Kombination gegenüber alleiniger PCS ebenfalls überlegen. Die mediane Überlebenszeit betrug 53,9 versus 42,3 Monate. Nach 3 Jahren lebten 65,9 versus 55,4% (p = 0,04).
Auch nach unvollständiger Operation war die Kombination bezüglich der medianen Überlebenszeit signifikant besser (29,2 vs 19,9 Monate; p = 0,03), der Trend beim 3-Jahres-Überleben aber nicht mehr (44,3 vs 36,7%; p = 0,19).
Überlebensvorteil und keine vermehrte Toxizität
Zwar wurden in dieser Studie keine Daten zur Lebensqualität erhoben, und die Aussagekraft wird eingeschränkt durch das retrospektive Design, dass zu einer Selektionsverzerrung geführt haben könnte. Bezüglich des Überlebens war die zusätzliche Anwendung der hyperthermischen intraperitonealen Chemotherapie in der Analyse aber für das Gesamtkollektiv eindeutig vorteilhaft. Zumindest für jene Patientinnen mit kompletter PCS sei diese Vorgehensweise daher eine wertvolle Therapie, bilanzieren die Autoren.
In einem Kommentar bestätigen 3 Gynäkologen / Onkologen der University of Chicago, USA, diesen Erfolg und verweisen auf das ungewöhnliche HIPEC-Therapieregime in der aktuellen Studie (50 mg/m2 Cisplatin an Tag 1, 3 und 5), das wider Erwarten nicht zu vermehrten Toxizitäten des Grades 3 und 4 geführt habe.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Medscape Nachrichten © 2020 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Erfolgsrezept beim Ovarialkarzinom: OP plus hyperthermische intraperitoneale Chemo - Medscape - 14. Sep 2020.
Kommentar