Vorgaben wie die AHA-Regel (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) spielen bei der SARS-CoV-2-Pandemie eine große Rolle. In Ländern, deren Einwohner sich kaum an solche Vorgaben hielten, sind zwischen 1. Juni und 20. August 13,6 Mal mehr Menschen aufgrund von Infektionen gestorben als in Regionen mit hoher Adhärenz. Das berichtet Prof. Dr. Jürgen Margraf von der Ruhr-Universität Bochum auf Anfrage von Medscape. Die Ergebnisse sollen bei einer Fachzeitschrift eingereicht und einem Peer-Review-Verfahren unterzogen werden.
„AHA-Regeln sind unsere wichtigsten Waffen im Kampf gegen Covid-19“, erklärt Margraf. „Gemeinsam haben wir mit ihrer Hilfe die Pandemie eingedämmt. Wenn wir sie weiterhin befolgen, retten wir Menschenleben und die wirtschaftliche Erholung.“
Repräsentative Umfrage mit Einwohnern aus 8 Ländern
Die AHA-Regel hat sich in vielen Ländern etabliert, damit es zu weniger Neuinfektionen kommt. Oft ist von „flatten the curve“ die Rede. Weltweit verfolgten Länder dabei unterschiedliche Strategien. Hinzu kommt, dass sich Menschen mehr oder minder stark an gesetzliche Vorgaben gehalten haben. In Deutschland protestiert eine kleine, dafür umso lautere Gruppe gegen Einschränkungen. Dass es sich nur um eine Minderheit handelt, bestätigen Margraf und Kollegen.
Sie hatten für ihre Studie um den 1. Juni 2020 in Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Russland, Polen, den USA und Schweden jeweils zirka 1.000 Personen ab 18 Jahren zu ihrem Verhalten in Pandemie-Zeiten befragt. Insgesamt konnten die Forscher Angaben von 7.658 Teilnehmern auswerten.
Erfolgreiche Präventionsstrategie
77% aller Befragten beurteilten die Regelungen als sinnvoll. In Deutschland waren es 84%. Insgesamt gaben 92% an, sich auch an Vorgaben zu halten (Deutschland: 94%). Diese Gruppe war auch weniger depressiv, ängstlich und gestresst durch SARS-CoV-2.
In Ländern mit guter Regeleinhaltung gab es vom 1. Juni bis zum 20. August durchschnittlich 7.952 zusätzliche Todesfälle durch COVID-19. In Ländern mit schlechter Regeleinhaltung waren es durchschnittlich 86.348 zusätzliche Tote. Basis der Zahlen sind öffentliche Meldungen von Behörden oder Regierungen.
„Die Sterblichkeit in Ländern mit besserer Regeleinhaltung – Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland – nahm seit dem 1. Juni im Durchschnitt ‚nur‘ um 7,8 Prozent zu“, sagt Margraf, „in den Ländern mit schlechter Regeleinhaltung – Russland, Polen, den USA und Schweden – dagegen um 105,8 Prozent, also 13,6-mal stärker.“
Am geringsten war die Zustimmung zu Hygieneregeln in Russland und Polen. Einwohner bemängelten fehlende staatliche Unterstützung. Auch die USA und Schweden schnitten schlecht ab. Amerikas Präsident Donald Trump legte eine ambivalente Haltung zur Pandemie an den Tag und kommunizierte teilweise wissenschaftlich falsche Tatsachen. Schweden wiederum setzte auf seine Strategie der Durchseuchung und kommunizierte die AHA-Regel allenfalls für Risikogruppen.
WHO rät Jugendlichen ab 12 zum Mund-Nasen-Schutz
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat neue Richtlinien zum Gebrauch eines Mund-Nasen-Schutzes veröffentlicht. Kinder ab 12 Jahren sollten besonders dann eine Maske tragen, wenn der Abstand von 1 Meter zu anderen Menschen nicht garantiert werden kann und eine regional hohe Krankheitsaktivität vorhanden ist, teilten die WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) mit.
Ob Kinder zwischen 6 und 11 Jahren Masken tragen sollten, hänge von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu zählen die regionale Übertragungsintensität, die Fähigkeit des Kindes, einen Mund-Nasen-Schutz anzuwenden, der Zugang zu Masken und die Aufsicht durch Erwachsene.
Kinder unter fünf Jahren sollten aufgrund der Sicherheit und des allgemeinen Interesses des Kindes keine Masken tragen müssen, schreiben die WHO und UNICEF.
Studien deuten darauf hin, dass ältere Kinder möglicherweise eine stärkere Rolle bei der Übertragung des neuen Coronavirus spielen als jüngere Kinder. Laut WHO und UNICEF seien jedoch weitere Daten erforderlich.
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Diesen Artikel so zitieren: Lebensrettende AHA-Regel: Wo sie nicht eingehalten wurde, gab es 13,6-mal mehr COVID-19-Tote - Medscape - 25. Aug 2020.
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