An Demenz leiden nach Schätzungen von Alzheimer´s Disease International weltweit 46,8 Millionen Menschen – und jedes Jahr kommen rund 7,7 Millionen Neuerkrankungen hinzu. In Deutschland leben rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, und die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen liegt bei 300.000.
Doch einige Risikofaktoren für die Erkrankung lassen sich beeinflussen. Die Lancet-Kommission hatte in ihrem Bericht 2017 bereits schlechtere Bildung, Bluthochdruck, Hörschäden, Rauchen, Fettleibigkeit, Depressionen, Bewegungsmangel, Diabetes und geringe soziale Kontakte genannt. In ihrem aktuellen Report kommen übermäßiger Alkoholkonsum, traumatische Hirnverletzungen und Luftverschmutzung neu hinzu [1]. Erstautorin ist Prof. Dr. Gill Livingston vom University College London.
Die Kommission weist darauf hin, dass alle 12 veränderbaren Risikofaktoren zusammen für etwa 40% der weltweiten Demenzen verantwortlich seien. „Das Präventionspotenzial ist hoch und könnte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC), in denen mehr Demenzerkrankungen auftreten, noch höher sein. Es ist nie zu früh und nie zu spät im Leben für Maßnahmen zur Demenzprävention”, schreiben die Mitglieder der Lancet-Kommission in ihrem Bericht. Sie stellen auch klar, dass benachteiligte Menschen diese Veränderungen am dringendsten brauchen und den größten Nutzen daraus ziehen würden.
Die Empfehlungen im Detail
Mehr Ehrgeiz bei der Prävention von Demenz: Für Prävention ist es nie zu spät; eine gute Prävention erfordert sowohl öffentliche Gesundheitsprogramme als auch individuell zugeschnittene Interventionen.
Spezifische Präventionsmaßnahmen:
Auf den Blutdruck achten; die systolischen Werte sollten ab etwa 40 Jahren bei 130 mmHg oder weniger liegen. Bei erhöhten Werten wird zu Antihypertensiva geraten.
Schutz der Ohren vor übermäßigem Lärm und Verwendung von Hörgeräten bei Hörbeeinträchtigung bzw. Hörverlust
Verringerung der Belastung durch Luftverschmutzung und Tabakrauch
Kopfverletzungen verhindern bzw. geeignete Schutzmaßnahmen treffen
Einschränkung des Alkoholkonsums; Alkoholmissbrauch und Alkoholkonsum von mehr als 21 Einheiten pro Woche erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken
Auf Rauchen verzichten; als Raucher Raucherentwöhnung anstreben; der Verzicht auf Rauchen verringert das Risiko für eine Demenz auch im späteren Leben
Gute Bildungschancen für Kinder schaffen
Verringerung von Übergewicht/Adipositas und Diabetes
In der Mitte des Lebens körperlich aktiv sein, möglichst auch im späteren Leben
Andere mutmaßliche Risikofaktoren für Demenz beachten; Schlaf und Schlafqualität lassen sich durch Lebensstiländerungen verbessern
Gegen soziale Ungleichheit vorgehen:
Viele Risikofaktoren für Demenz treten verstärkt bei schwarzen bzw. asiatischen Menschen, bei ethnischen Minderheiten und in gefährdeten Bevölkerungsgruppen auf. Zur Bewältigung gehört nicht nur die Gesundheitsförderung, sondern man braucht auch politische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensumstände (eine Umgebung, die körperliche Aktivität fördert, besserer Zugang zu gesunder Nahrung, die Verringerung von Lärmbelästigung und Luftverschmutzung).
Demenzerkrankungen nehmen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen (LMIC) stärker zu als in Ländern mit hohem Einkommen, denn dort treten potenziell veränderbare Risikofaktoren häufiger auf. In LMIC ist auch der Zugang zu weiterführenden Schulen beschränkt.
Empfehlungen für Menschen mit Demenz
Ganzheitliche post-diagnostische Betreuung: Dazu zählen die physische und psychische Gesundheit, Sozialfürsorge und die Unterstützung im Alltag; durch entsprechende Hilfestellungen ließen sich Krankenhaus-Aufenthalte verhindern.
Bewältigung neuropsychiatrischer Symptome: Spezifische Interventionen, die sich aus mehreren Komponenten zusammen setzen verringern neuropsychiatrische Symptome bei Demenzkranken und sind deshalb die Therapie der Wahl. Psychotrope Medikamente sind oft unwirksam und können schwere unerwünschte Effekte haben.
Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige: Spezifische Interventionen für pflegende Angehörige haben einen langfristig positiven Effekt auf Depressionen und Angstsymptome, erhöhen die Lebensqualität von pflegenden Angehörigen, sind kosteneffektiv und könnten Geld sparen.
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: Demenz-Prävention: 12 veränderbare Risikofaktoren erklären 40% aller Fälle – diese Maßnahmen empfehlen Experten - Medscape - 21. Aug 2020.
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