Neue Analyse der WHI-Studie zu Hormontherapie und Brustkrebs erbringt interessante Ergebnisse. Aber: Es bleibt komplex

Michael Simm

Interessenkonflikte

10. August 2020

Nach einem Follow-up von 20 Jahren lassen sich Frauen der Women´s Health Initiative (WHI) bezüglich ihres Brustkrebsrisikos in 2 Gruppen einteilen:

Bei Probandinnen, die zuvor eine Hysterektomie hatten und danach durchschnittlich 7 Jahre konjugierte equine Östrogen (CEE) einnahmen, waren die Brustkrebsinzidenz und die Mortalität signifikant niedriger als unter Placebo.

Jedoch Frauen mit intaktem Uterus zeigten unter CEE plus Medroxy-Progesteron-Acetat (MPA) eine erhöhte Brustkrebsinzidenz.

Das berichtet Dr. Rowan T. Chlebowski vom Harbor-UCLA Medical Center in Torrance, Kaliformien, jetzt in JAMA  [1].

Offene Fragen zur Hormontherapie und zu Brustkrebs

Auch nach jahrzehntelanger Forschung ist noch immer nicht vollkommen klar, welchen Effekt eine menopausale Hormontherapie tatsächlich auf das Risiko hat, an Brustkrebs zu erkranken. In randomisierten Studien der WHI wurden komplexe Muster sichtbar, wobei CEE sowohl mit als auch ohne MPA nach durchschnittlich 5,6 bzw. 7,2 Jahren evaluiert wurde.

Die Studie präsentiert ein Update zur Brustkrebs-Inzidenz und -Mortalität der beiden WHI-Studien aus den Jahren 1993 bis 1998 mit nunmehr 20 Jahren Nachverfolgungszeit. Teilgenommen hatten 27.347 postmenopausale Frauen zwischen 50 und 79 Jahren ohne vorherigen Brustkrebs und mit negativen Mammogrammen zu Beginn der Studien.

  • Nach median mehr als 20 Jahren Nachverfolgung lagen Daten zur Mortalität für mehr als 98% der Teilnehmerinnen vor.

  • Bei den 10.739 Frauen, die zuvor eine Hysterektomie erhalten hatten, war das Brustkrebsinzidenz mit CEE gegenüber Placebo signifikant verringert: 238 versus 296 Fälle, Chancenverhältnis (HR) 0,78; 95%-Konfidenzintervall 0,65-0,93, p=0,005. Auch die Mortalität war statistisch signifikant verringert: 30 gegenüber 46 Verstorbene, HR 0,60, 95% KI 0,37-0,97; p=0,04.

  • Unter 16.608 Frauen mit intaktem Uterus wurde unter CEE plus MPA gegenüber Placebo eine höhere Brustkrebsinzidenz festgestellt: 584 versus 447 Fälle, HR 1,28, 95% KI 1,13-1,45, P<0,001. Bei der Mortalität gab es trotz absolut höherer Zahlen unter CEE plus MPA keinen signifikanten Unterschied: 71 versus 53 Fälle, HR 1,35, 95% KI 0,94-1,95, p = 0,11.

Bei Brustkrebs spielen viele Faktoren eine Rolle

In einem begleitenden Editorial kommentieren Dr. Christina A. Minami vom Brigham and Women’s Hospital und Dr. Rachel A. Freedman vom Dana-Farber Cancer Institute, beide aus Boston, die Ergebnisse [2]. Sie nennen die neuen Daten „beruhigend“, erwarten aber, dass die meisten Kliniker weiterhin zögern werden, Östrogen ohne Gegenspieler zu verschreiben. Schließlich gelte es, vor einer Hormontherapie außer dem Brustkrebsrisiko noch zahlreiche weitere Faktoren zu bedenken.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
 

Kommentar

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