Die kardiovaskuläre Phase-3-Endpunktstudie BEST (Bexagliflozin Efficacy and Safety Trial) bestätigte die Wirksamkeit und Sicherheit des SGLT2-Inhibitors Bexagliflozin (Theracos). Dr. John J.V. McMurray von der schottischen University of Glasgow, stellte die wichtigsten Ergebnisse der Studie anlässlich des online abgehaltenen 80. Jahreskongresses der American Diabetes Association (ADA) vor [1].
Bei Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko war Bexagliflozin gut verträglich und verbesserte im Vergleich zu Placebo den HbA1c-Wert, den systolischen Blutdruck und das Gewicht. Darüber hinaus wurde, so die Autoren, eine Nichtunterlegenheit bei MACE+ nachgewiesen (major adverse cardiovascular events, d.h. kardiovaskulär bedingter Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder instabile Angina pectoris).
„Die BEST-Studie lieferte weitere Evidenz für die metabolische Wirksamkeit und allgemeine Sicherheit der bemerkenswerten neuen Medikamentenklasse der SGLT2-Inhibitoren bei Typ-2-Diabetikern“, so McMurray gegenüber Medscape.
„Die untersuchte Gruppe war eine Hochrisikogruppe. Der Anteil von Patienten mit vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen – und einige mit einer bekannten Herzinsuffizienz – war hoch. Bexagliflozin hatte viele günstige Effekte, war gut verträglich und sicher“, fuhr er fort. „Ich hoffe, dass es zugelassen wird und dann Ärzten und Patienten zur Verfügung steht.“
Dr. Albert Collinson, Präsident und CEO des in Massachusetts beheimateten Unternehmens Theracos, das Bexagliflozin entwickelt, erklärte gegenüber Medscape: „BEST ist eine von 6 Phase-3-Studien, die unser neues Antragspaket bei der FDA (Food and Drug Administration) unterfüttern, das wir voraussichtlich in einigen Monaten einreichen werden.“
Eine dieser Phase-3-Studien untersuchte den Wirkstoff bei Diabetikern mit Nierenerkrankungen und wurde im American Journal of Kidney Diseases veröffentlicht. Die anderen Studien untersuchten Bexagliflozin als Monotherapie sowie in Kombination mit Metformin gegenüber Placebo, Glimepirid oder Sitagliptin.
Ergebnisse konsistent mit denen anderer SGLT2-Inhibitoren
„Die Ergebnisse stimmen offenbar mit dem überein, was wir über andere Vertreter der SGLT2-Inhibitoren herausgefunden haben: eine mäßige Senkung des Blutzuckerspiegels bei gleichzeitigem Rückgang der Blutdruck- und Gewichtswerte sowie ein konsistentes Sicherheitsprofil bei Zunahme genitaler Pilzinfektionen“, kommentierte Dr. Vanita R. Aroda vom Bostoner Brigham and Women's Hospital gegenüber Medscape.
„Mir fiel auf, wie rasch die Wirkungen einsetzen“, sagte sie, „und ich glaube, dass wir das auch in neueren Analysen dieser Wirkstoffklasse wiedersehen werden.“ Aroda war vor 3 Jahren als Standortprüferin an einer Studie über dieses Medikament beteiligt, als sie für eine andere Firma arbeitete.
Obwohl es nur wenige kardiovaskuläre Ereignisse gab (und somit der Unterschied zwischen Bexagliflozin und Placebo statistisch nicht signifikant war), gingen die Risikoreduzierungen in eine ähnliche Richtung wie bei anderen Wirkstoffen dieser Klasse, fügte sie hinzu.
„Langzeitdaten sind immer nützlich. Positiv fallen die anhaltenden Auswirkungen auf Gewicht und Blutdruck auf, und es wäre schön zu verfolgen, welche langfristigen gesundheitlichen Effekte diese Faktoren haben“, fügte sie hinzu.
Studiendesign und Wirksamkeitsnachweise
Das Ziel von BEST war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Bexagliflozin in einer Dosierung von 1 x täglich 20 mg im Vergleich zu Placebo zur Kontrolle von Hyperglykämie, Gewicht und Blutdruck bei Typ-2-Diabetikern mit vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen oder mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren zu untersuchen.
Für die Studie wurden zwischen November 2015 und November 2019 1.700 Patienten aus 10 Ländern rekrutiert und über durchschnittlich 30 Monate beobachtet.
Die Patienten waren mindestens 40 Jahre alt und hatten einen Typ-2-Diabetes. Ihr HbA1c-Wert lag unter gleichbleibender Medikation zwischen 7% und 11% bei einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von > 45 ml/min/1,73 m2.
Die Patienten wurden auf der Basis ihrer kardiovaskulären Vorgeschichte in 3 Gruppen eingeteilt:
vorbestehende atherosklerotisch bedingte kardiovaskuläre Erkrankungen (Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Revaskularisation; 63%)
anamnestische Herzinsuffizienz (14%)
mindestens 55 Jahre alt mit mindestens 2 kardiovaskulären Risikofaktoren (23%).
Die Patienten wurden neben der Standard-Diabetestherapie zufällig im Verhältnis 2:1 der Verumgruppe (1.133 Patienten) oder der Placebogruppe (567 Patienten) zugewiesen.
Die Teilnehmer in jeder Gruppe waren durchschnittlich 64 Jahre alt, 77% waren weiß und 31% weiblich. Der mittlere Body-Mass-Index (BMI) lag bei 33 kg/m2 und das mittlere Körpergewicht bei etwa 97 kg.
Etwa 20% der Teilnehmer hatten eine Nierenerkrankung (mittlere eGFR < 60 ml/min/1,73 m2), und fast alle (94%) hatten eine Hypertonie (systolischer Blutdruck > 140 mmHg).
Die Patienten litten im Mittel seit 15 Jahren unter einem Diabetes mit einem HbA1c-Wert von 8,3%. Etwas mehr als drei Viertel der Beteiligten erhielten Metformin und etwas mehr als die Hälfte erhielt Insulin.
Der primäre Endpunkt für die Wirksamkeit war der Rückgang des HbA1c-Wertes gegenüber dem Ausgangswert in der 24. Woche. Er war in der Bexagliflozin-Gruppe 0,48% niedriger als in der Placebo-Gruppe (p < 0,0001). Innerhalb von 6 Wochen nach Therapiebeginn verringerte sich der HbA1c-Wert signifikant, was über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg anhielt, wie McMurray betonte.
Vom Ausgangswert bis zu 48 Wochen später verloren übergewichtige oder adipöse Patienten aus der Bexagliflozin-Gruppe durchschnittlich 3 kg gegenüber 0,38 kg in der Placebo-Gruppe (ein Unterschied von 2,65 kg; p < 0,0001). „Die Gewichtsabnahme setzte überraschend früh ein, und interessanterweise setzte sie sich in den beinahe 3-jährigen Nachbeobachtungszeit weiter fort“, kommentierte McMurray.
Vom Ausgangswert bis zur 24. Woche sank der mittlere systolische Blutdruck in der Bexagliflozin-Gruppe um 2,96 mmHg mehr als in der Placebo-Gruppe (p = 0,012).
Ergebnisse zur Sicherheit
Die Studie wurde solange fortgesetzt, bis alle Patienten mindestens 52 Behandlungswochen abgeschlossen hatten und mindestens 134 Patienten ein MACE+-Ereignis hatten.
Die Untersuchung war eine mittelgroße Nichtunterlegenheitsstudie mit wenigen MACE+-Ereignissen in den Bexagliflozin- und Placebogruppen (7,9% vs. 10,1%).
Die Nichtunterlegenheit für MACE+ konnte eindeutig nachgewiesen werden (Hazard Ratio HR 0,77; 95% Konfidenzintervall KI 0,57–1,08; p für Nichtunterlegenheit < 0,0001).
Die Rate an unerwünschten Ereignissen, die zum Abbruch führten, war in beiden Gruppen mit 8,4% gleich hoch. Weitere unerwünschte Ereignisse waren selten und ebenfalls in beiden Gruppen ähnlich, mit Ausnahme genitaler Pilzinfektionen (9,5% vs. 3%), die jedoch nur bei 1,2% der Patienten zum Absetzen von Bexagliflozin führte.
Die Rate an Hypoglykämien allgemein war in der Verum- und in der Placebogruppe ähnlich (beide 43%), schwere Hypoglykämien waren selten (0,9% und 1,4%).
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Medscape Nachrichten © 2020 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Erfolgsgeschichte der SGLT2-Hemmer geht weiter: Metabolische Wirksamkeit von Bexagliflozin bei Diabetikern bestätigt - Medscape - 17. Jul 2020.
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