BEACON-Update: Zweiertherapie beim metastasierten Kolorektalkarzinom so gut wie Dreiertherapie

Liam Davenport

Interessenkonflikte

18. Juni 2020

In der BEACON-Studie wurden eine Zweier- und eine Dreiertherapie an vorbehandelten Patienten mit einem BRAF-V600E-mutierten metastasierten Kolorektalkarzinom untersucht. Nach den neuen Ergebnissen dieser Studie – mit aktualisierter Überlebenszeitanalyse – ist die Zweiertherapie ausreichend.

Die Patienten können somit sicher mit einer Kombination aus dem BRAF-Inhibitor Encorafenib (Braftovi®, Array BioPharma) und dem monoklonalen Anti-EGFR-Antikörper Cetuximab (Erbitux®, Eli Lilly) behandelt werden. Die erhöhte Toxizität durch die Zugabe des MEK-Inhibitors Binimetinib (Mektovi®, Array BioPharma) kann dementsprechend vermieden werden, ohne dass dies auf Kosten des Behandlungsergebnisses geht.

Die Ergebnisse wurden im Rahmen des virtuellen ASCO-Jahreskongresses 2020 vorgestellt (American Society of Clinical Oncology) [1].

Dr. Michael S. Lee vom UNC Lineberger Comprehensive Cancer Center in Chapel Hill, North Carolina, „würde jetzt Encorafenib und Cetuximab als Standardtherapie in der zweiten Linie beim BRAF-mutierten Kolorektalkarzinom in Betracht ziehen.“ Er sagte anlässlich der Diskussionsrunde über die Studie: „Ich würde wegen des vergleichbaren Überlebens und des besseren Nebenwirkungsprofils eher die Zweier- als die Dreiertherapie geben.“

„In Anbetracht der FDA-Zulassung von Encorafenib und Cetuximab kann diese Änderung umgehend in die Praxis umgesetzt werden“, kommentierte Dr. Autumn J. McRee, ebenfalls vom Lineberger Comprehensive Cancer Center für die USA. Aber: Diese Zweifachkombination ist auch in Europa zugelassen.

 
In Anbetracht der FDA-Zulassung von Encorafenib und Cetuximab kann diese Änderung umgehend in die Praxis umgesetzt werden. Dr. Autumn J. McRee
 

Es handele sich um eine klinisch bedeutsame Studie, so McRee auf der virtuellen Sitzung zu den Kongresshöhepunkten des Tages. Sie zeige, dass es für die „Gruppe mit der schlechtesten Prognose beim Kolorektalkarzinom jetzt eine taugliche Option gibt“. „Wir werden die Ergebnisse der ANCHOR-CRC-Studie abwarten, um zu sehen, ob wir diesen zielgerichteten Ansatz auch in früheren Therapielinien anwenden sollten“, fügte sie hinzu.

Die Primäranalyse der BEACON-CRC-Studie wurde auf der World Conference on Gastrointestinal Cancer 2019 vorgestellt und zeigte, dass die Anwendung der Dreiertherapie im Vergleich zur Standard-Chemotherapie mit einer 48%igen Verbesserung des Gesamtüberlebens verbunden war (wie Medscape berichtete). Obwohl damit auch eine erhöhte Lebensqualität einhergeht, kam die Frage auf, ob Kosten und Nutzen dabei im richtigen Verhältnis stünden. Ein Kommentator kritisierte die Studie heftig.

Neue Daten zu Überlebenszeit

Dr. Scott Kopetz vom MD Anderson Cancer Center der University of Texas in Houston, präsentierte aktualisierte Daten aus der BEACON-CRC-Studie zur Überlebenszeit, die einen zusätzlichen Nachbeobachtungszeitraum von 6 Monaten umfassten.

„Wir wissen, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten eine BRAF-V600E-Mutation aufweisen, die mit einer schlechten Prognose verbunden ist“, kommentierte Kopetz. „BRAF-Inhibitoren allein sind da nicht wirksam.“ Präklinische Modelle verfolgten einen Ansatz, der mehrere Targets wie BRAF, MEK und EGFR ins Auge fasse.

Die BEACON-Studie umfasste 3 Arme mit jeweils 205 Patienten:

  • Encorafenib plus Binimetinib plus Cetuximab,

  • Encorafenib plus Cetixumab,

  • Kontrollarm aus FOLFIRI plus Cetuximab oder Irinotecan plus Cetuximab.

Die 3 Studienarme seien im Hinblick auf die Patientenmerkmale relativ ausgewogen, so Kopetz. Das Durchschnittsalter der Patienten lag zwischen 60 und 62 Jahren, 48% bis 57% der Patienten waren Frauen.

Bemerkenswert war, dass 5% bis 10% der Fälle eine ausgeprägte Mikrosatelliten-Instabilität aufwiesen und 34% bis 35% der Patienten mehr als eine vorherige Therapielinie erhalten hatten.

Die jetzt auf der ASCO-Tagung vorgestellten Daten seien eine aktualisierte Post-hoc-Analyse, denn nach der Vorlage der Primäranalyse sei noch ein 6-monatiger weiterer Nachbeobachtungszeitraum hinzugekommen, erklärte Kopetz.

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12,8 Monaten waren 13% der Patienten mit Dreiertherapie, 14% mit Zweiertherapie und 3% der Kontrollpatienten weiterhin in Behandlung.

Nach der aktualisierten Analyse betrug das mittlere Gesamtüberleben unter der Zweiertherapie 9,3 Monate, während es in der Kontrollgruppe 5,9 Monate waren (Hazard Ratio [HR]: 0,61). Der Nutzen zeigte sich in allen Subpopulationen, auch bei unterschiedlicher Zahl der bisherigen Behandlungslinien.

Kopetz wies darauf hin, dass die Gesamtüberlebenszeit länger war als bei der Primäranalyse, in der sie 8,4 Monate betragen hatte. Die aktualisierte Gesamtüberlebenszeit für die Dreiertherapie betrug jetzt durchschnittlich 9,3 Monate im Vergleich zu 5,9 Monaten im Kontrollarm (HR: 0,60). Auch dieser Wert war in allen Subpopulationen konsistent.

Bei der Primäranalyse betrug die mediane Gesamtüberlebenszeit unter der Dreiertherapie 9,0 Monate.

Beim Vergleich zwischen Zweier- und Dreiertherapie zeigte sich „im Gegensatz zu dem, was in der Primäranalyse gesehen wurde, ... ein numerisch identisches medianes Gesamtüberleben in beiden Armen“. Das galt auch für alle Subpopulationen.

Es gab jedoch Hinweise darauf, dass die Dreiertherapie in bestimmten Patienten-Untergruppen einen Überlebensvorteil bieten könnte, wie etwa beim ECOG-Performance-Status 1, bei Beteiligung von mindestens 3 Organen, bei höheren basalen CRP-Werten sowie bei nur teilresezierten oder gar nicht resezierten Tumoren.

Das progressionsfreie Überleben war in den beiden Behandlungsarmen mit 4,5 Monaten bei der Dreiertherapie und 4,3 Monaten bei der Zweiertherapie ähnlich, während es in der Kontrollgruppe bei nur 1,5 Monaten blieb.

Ansprechen und Nebenwirkungen

Die aktualisierte Analyse zeigte eine objektive Ansprechrate bei der Dreiertherapie von 27% gegenüber 20% bei der Zweiertherapie und 2% im Kontrollarm. Sowohl bei der Zweier- als auch bei der Dreiertherapie waren das Ansprechen meist partiell.

Zur Sicherheit der Therapie sagte Kopetz, dass die aktualisierten Daten insgesamt mit dem „zuvor berichteten Nebenwirkungsprofil übereinstimmten“. Zu erwähnen sei zudem, dass die Dreiertherapie „eine geringfügig höher gastrointestinale Toxizität und Anämie mit sich bringt“, was bei der Zweiertherapie nicht beobachtet wurde. Dies entspreche dem bekannten Sicherheitsprofil des MEK-Hemmers.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

 

Kommentar

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