Nierenerkrankungen kommunizieren: So vermeiden Sie Missverständnisse bei Patienten

Dr. Nicola Siegmund-Schultze

Interessenkonflikte

15. Juni 2020

Beim Arzt-Patientengespräch über Nierenerkrankungen sollten Formulierungen gewählt werden, die klar sind und selten fehlgedeutet werden. Dazu hat die Konsensuskonferenz der Initiative „Kidney Disease: Improving Global Outcomes“ (KDIGO) nun konkrete Empfehlungen gegeben [1]. Begriffe wie „renale Erkrankung“ oder „anomale Nierenfunktion“ zum Beispiel sollten vermieden zugunsten des Begriffs „Nierenerkrankung“. Auch die Schweregrade der Erkrankung lassen sich für Patienten einheitlich, genau und gut verständlich beschreiben.

Kein „Fachchinesisch“ für Patienten

Die Inzidenz und Prävalenz von Nierenerkrankungen nehmen weltweit zu, auch in Deutschland. Um Patienten mit verringerter Nierenfunktion optimal informieren zu können, eine Grundlage auch, um ein Fortschreiten von Nierenerkrankungen zu verhindern oder zu verzögern, sollten eindeutige Formulierungen gewählt werden. Die KDIGO, in der auch deutsche Zentren vertreten sind, hat das Thema unter Beteiligung von Patientenvertretern in einer Konsensuskonferenz aufgegriffen.

Im Arzt-Patientengespräch sollten einerseits die Patienten mit der Realität konfrontiert werden, um auch Kräfte der Patienten zu mobilisieren und ihnen eine weitere Planung zu ermöglichen. Andererseits sollten Patienten nicht entmutigt oder gar traumatisiert werden. Medizinische Fachbegriffe gelte es, soweit wie möglich zu vermeiden, so die KDIGO.

Im Gespräch sollten etwa Adjektive wie „renal“ oder Vorsilben wie „Nephro-“ vermieden werden, es sei denn, eine Erkrankung wird nur durch diese Formulierungen eindeutig beschrieben, wie das Nephrotische Syndrom. Formulierungen wie „anomale“ oder „reduzierte“ Nierenfunktion könnten bei Patienten zu Missverständnissen führen. Stattdessen sollte der Begriff „Nierenerkrankung“ verwendet werden.

Eine verminderte Nierenfunktion sollte konkret beschrieben werden, z.B. mit einer Einordnung der glomerulären Filtrationsrate kombiniert mit anderen relevanten Parametern. Ein biologischer Parameter allein wie die glomeruläre Filtrationsrate sei im Allgemeinen für eine solche Beschreibung nicht ausreichend.

Der Begriff „Nierenversagen“ verbunden mit Erläuterungen zur glomerulären Filtrationsrate (< 15 ml/min) sei verständlicher für Patienten als zum Beispiel „terminale Nierenerkrankung“ oder „Nierenerkrankung im Endstadium“. Die Konsensuskonferenz gibt auch Empfehlungen für die Risiken und die die Beschreibung der Therapien im Gespräch mit Patienten.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de.

 

Kommentar

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