Auch wenn Raucher erst kurz vor der Lungenkrebs-Diagnose das Rauchen einstellen, steigt ihre Überlebenschance

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

27. Mai 2020

Alexandria – Hört ein Raucher vor der Diagnose eines Lungenkarzinoms mit dem Rauchen auf, selbst wenn es nur kurz vorher ist, dann hat er bessere Überlebenschancen. Der Überlebensvorteil war signifikant im Vergleich zu Menschen, die bis zur Diagnose geraucht hatten, auch wenn der Rauchverzicht erst innerhalb der letzten 2 Jahre vor der Diagnose des Lungenkarzinoms begann.

Rauchstopp: Nie zu spät für einen gesundheitlichen Nutzen

„Es ist also nie zu spät, um mit dem Rauchen aufzuhören“, lautete das Fazit von Dr. Aline Fares, Princess Margaret Cancer Centre, Toronto, Kanada, bei einer Online-Pressekonferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO). Sie wird die Daten ihrer Analyse beim virtuellen Jahreskongress 2020 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) Ende Mai präsentieren.

 
Die Take-Home-Message aus diesen Daten ist klar: Menschen, die das Rauchen einstellen, haben bei einer Lungenkrebserkrankung bessere Überlebenschancen … Dr. Aline Fares
 

„Die Take-Home-Message aus diesen Daten ist klar: Menschen, die das Rauchen einstellen, haben bei einer Lungenkrebserkrankung bessere Überlebenschancen, auch wenn dies erst innerhalb der letzten 2 Jahre vor der Diagnose erfolgt“, so Fares.

Diese Befunde könnten von den Ärzten in günstigen Momenten eingesetzt werden, um einen Raucher zum Verzicht zu motivieren, beispielsweise bei einem Screening auf Lungenkrebs, schlug sie vor. So lasse sich ein häufiges Argument von Menschen widerlegen, die ihr Leben lang geraucht haben und die der Ansicht sind, dass es eh zu spät sei, mit dem Rauchen aufzuhören, weil der Schaden ja schon gesetzt sei. Nun könne man ihnen erklären, dass es zu jedem Zeitpunkt sinnvoll ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

„Die Ergebnisse sind wenig überraschend, bestätigen aber nochmals, was schon andere Studien gezeigt haben: ein Rauchstopp lohnt sich gesundheitlich zu jedem Zeitpunkt und in jedem Alter. Der Studie zufolge hatten selbst Raucher, die erst weniger als 2 Jahre vor einer Lungenkrebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört haben, höhere Überlebenschancen als kontinuierlich weiterrauchende Personen“, kommentiert PD Dr. Ute Mons von der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg, die Daten auf Anfrage von Medscape.

Sie bedauerte allerdings, dass die Studie offenbar nicht diejenigen untersucht habe, die erst nach der Lungenkrebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hätten. Denn auch ein Rauchstopp nach einer Lungenkrebsdiagnose gehe noch mit höheren Überlebenschancen einher, wie frühere Studien gezeigt hätten. „Es ist also wirklich nie zu spät, um mit dem Rauchen aufzuhören“, so ihr Fazit.

Daten aus der ILCCO-Database

Fares und ihre Kollegen bezogen in ihre Analyse Daten von 35.481 Patienten mit Lungenkrebs aus 17 Studien der International Lung Cancer Consortium (ILCCO) Database ein. Mit den Daten sollte das Lungenkrebs-spezifische Überleben errechnet werden und eine Hochrisiko-Population mit einer Rauchhistorie von mehr als 30 Packungsjahren betrachtet werden.

 
Die Ergebnisse sind wenig überraschend, bestätigen aber nochmals …: ein Rauchstopp lohnt sich gesundheitlich zu jedem Zeitpunkt und in jedem Alter. PD Dr. Ute Mons
 

Bei der Lungenkrebs-Diagnose waren 47,5% der Patienten Raucher, 30% frühere Rauchen und 22,5% hatten nie geraucht.

Bekannte Befunde wurden bestätigt, denn eindeutig zeigte sich erneut, dass Nie-Raucher einen signifikanten Überlebensvorteil im Vergleich zu Rauchern hatten, ihr Sterberisiko war um 24% geringer (p < 0,001). Bei früheren Rauchern war das Risiko ebenfalls um signifikant 12% gesenkt.

Rauchverzicht verringert Sterberisiko

Wurde die Zeit des Rauchverzicht vor der Lungenkrebsdiagnose berücksichtigt, ergaben sich folgende jeweils signifikante Minderungen des allgemeinen Sterberisikos im Vergleich zu Rauchern (p < 0,001):

  • Rauchverzicht > 5 Jahre: Risikosenkung 20%

  • Rauchverzicht 2-5 Jahre: Risikosenkung 16%

  • Rauchverzicht < 2 Jahre: Risikosenkung 12%

Der Überlebensvorteil war bei starken Rauchern mit mehr als 30 Packungsjahren noch deutlicher mit einer Senkung des Sterberisikos um 22 % (mehr als 5 Jahre Verzicht), 17% (2-5 Jahre Verzicht) und 14% (weniger als 2 Jahre Verzicht).

Diese Risikominderung war in allen Subgruppen nachweisbar, sie wurde unabhängig von Alter, Krankheitsstadium, Histologie oder Ausmaß des Rauchens erreicht.

Auch das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, war vor allem bei den Patienten geringer, die mehr als 5 Jahre vor der Diagnose auf das Rauchen verzichtet hatten, nämlich um 15%. Bei kürzerem Rauchverzicht zeigte sich ein Trend mit einer Risikosenkung von 7% (2-5 Jahre Verzicht) bzw. 5% (< 2 Jahre Verzicht).
 

Kommentar

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