Wie lange lebe ich noch? PROs verbessern Prognose-Einschätzung – fragen Sie Krebspatienten nach diesen 10 Symptomen

PD Dr. Georgia Schilling

Interessenkonflikte

18. Juni 2020

Studien vom ASCO-Kongress zeigen, dass Ärzte die Beschwerden von Krebspatienten erfassen sollten. PD Dr. Georgia Schilling stellt supportive Therapien vor. Teil 2: Patient Reported Outcomes (PROs).

Transkript des Videos von PD Dr. Georgia Schilling:

Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Georgia Schilling.

Ich möchte Ihnen heute vom ASCO-Kongress 2020 berichten.

Ich bin Chefärztin der Abteilung für Onkologische Rehabilitation in der Asklepios Nordsee-Klinik Westerland auf Sylt und leitende Oberärztin im Asklepios-Tumorzentrum in Hamburg. Ich beschäftige mich sehr viel mit Langzeit-Folgeschäden und patientennahen Themen.

Deshalb möchte ich Ihnen meine Highlights von den Abstracts aus den Sessions zur Supportivtherapie und Survivorship vorstellen. Die Studien werden in 3 Videos präsentiert: Polyneuropathie (Teil 1), PROs (Teil 2) und Fatigue (Teil 3).

Es geht nun im 2. Teil um die Patient Reported Outcomes (PROs). Dies ist ein spannendes Thema. Wir wissen, dass die Implementierung von PROs in unseren klinischen Alltag sehr schwierig ist. Umso wichtiger ist es, dass wir uns damit beschäftigen.

PROs und Gesamtüberleben

Die erste Arbeit stammt von einer Arbeitsgruppe von Ishwaria Mohan Subbiah aus Texas, in der es um den prognostischen Wert von PROs geht [1]. Hohe ESAS-Global-Distress-Scores sind mit einem schlechteren Überleben bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen assoziiert. Schon in der Überschrift des Abstracts wird uns die Wichtigkeit der Erhebung von PROs gezeigt.

ESAS ist die Edmonton Symptom Assessment Scale, ein 0- bis 10-Rating, das 10 Symptome umfasst: Fatigue, Schmerzen, Übelkeit, Appetit, Schlaf, Atemnot, Angst, depressive Symptome, Wohlbefinden und Schläfrigkeit. Damit kann ein globaler Distress-Score ermittelt werden, den die Arbeitsgruppe auch zuvor schon validiert hat.

333 Patienten wurden eingeschlossen und es wurde gezeigt, dass höhere globale Distress-Scores tatsächlich mir einer signifikanten Abnahme des Gesamtüberlebens assoziiert sind. Hier sieht man, wie wichtig es ist, PROs zu erheben.

Das ist sicher wichtig für unsere Gespräche mit den Patienten im Hinblick auf die Prognose und natürlich auch im Hinblick auf Shared Decision Making gerade in der palliativen Situation.

Symptomlast zu Beginn – Auswirkungen auf die Prognose

Die 2. Arbeit beschäftigt sich mit dem gleichen Thema. Sie stammt von einer Arbeitsgruppe um Atul Batra aus Kanada: Auswirkungen der Baseline-Symptombelastung auf das Gesamtüberleben bei Patienten mit metastasierten Tumorerkrankungen – ebenfalls erhoben mittels PROs [2].

Die PROs wurden hier ebenfalls mit der Edmonton Symptom Assessment Scale erhoben. Die Patienten wurden einmalig befragt bei Erstdiagnose der Metastasierung. Die Arbeitsgruppe hat die Befunde noch aufgeteilt in körperliche, psychische und Gesamtsymptom-Scores.

Insgesamt wurden 1.315 Patienten eingeschlossen und befragt. Ein Viertel dieser Patienten hat über moderate bis schwere Beeinträchtigungen zur Diagnosestellung einer Metastasierung berichtet. Nicht unerwartet haben Patienten mit Bronchialkarzinomen die höchste Intensität in allen Domänen berichtet.

Frauen haben über schwerwiegendere Beeinträchtigungen berichtet. Außerdem waren ein höheres Lebensalter und weibliches Geschlecht, ein schlechter körperlicher Score und ein schlechter Gesamtscore prädiktiv für ein schlechteres Outcome.

Auch in dieser Analyse konnte gezeigt werden, dass eine Ermittlung der Symptomlast und eine direkte Befragung der Patienten – also eine Erfassung der PROs - einen signifikanten prognostischen Wert für uns haben.

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