Bei Frauen mit platinsensitivem, rezidiviertem Ovarialkarzinom und einer BRCA-1/2-Mutation verlängert eine Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib die mediane Überlebenszeit um fast 13 Monate im Vergleich zu Placebo. Diese neuen Überlebensdaten aus der SOLO2-Studie sind ein „signifikanter Fortschritt bei einer Krebserkrankung, die eine sehr schlechte Prognose hat“, so der Kommentar von Dr. Richard Schilsky, Chief Medical Officer der American Society of Oncology (ASCO), bei einer Online-Pressekonferenz. Bei dieser Veranstaltung hat Dr. Andrés Poveda, Initia Oncology, Hospital Quironsalud, Valencia, Spanien, diese finalen Ergebnisse der SOLO2-Studie kurz vorgestellt [1].
Es ist die erste Studie, in der für die Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor ein Überlebensvorteil gezeigt werden konnte. Poveda wird die Ergebnisse ausführlich beim virtuellen Jahreskongress 2020 der ASCO Ende Mai präsentieren [2].
In einem Pressestatement bezeichnete er die Ergebnisse als beeindruckend. „Mit diesen Überlebensdaten hilft uns diese Studie nun, in eine neue Ära der personalisierten Medizin bei Frauen mit diesem schwierig zu behandelndem Karzinom einzutreten“, sagte Poveda.
Kaum Fortschritte in den letzten Jahrzehnten
Das rezidivierte Ovarialkarzinom hat eine schlechte Prognose. Die Therapie soll das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und das Überleben verlängern. In den letzten 2 Jahrzehnten gab es hierbei jedoch nur wenig Fortschritte.
Der PARP-Inhibitor Olaparib (Lynparza®) ist in der EU u. a. als Monotherapie für die Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit high-grade serösen epithelialen Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom oder primärem Peritonealkarzinom unabhängig vom BRCA-Status zugelassen, wenn diese auf eine Platin-basierte Chemotherapie ansprechen (vollständiges oder partielles Ansprechen). Die Zulassung basierte unter anderem auf den Ergebnissen der SOLO2-Studie.
Olaparib verlängert PFS im Vergleich zu Placebo
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-3-Studie wurden bei Patientinnen mit Keimbahn-BRCA1/2-mutiertem Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom oder primärem Peritonealkarzinom Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Olaparib-Erhaltungstherapie (2 x 150-mg-Tabletten zweimal täglich) (n=196) mit Placebo (n=99) verglichen. Die Patientinnen hatten zwei oder mehr Platin-basierte Therapien erhalten, und ihre Erkrankung war mehr als 6 Monate nach Abschluss der vorletzten Platin-basierten Chemotherapie erneut aufgetreten.
Der primäre Endpunkt, das progressionsfreie Überleben, war nach einer Nachbeobachtungszeit von 22,1 Monaten unter Olaparib mit 19,1 Monaten signifikant länger als mit 5,5 Monaten unter Placebo (Hazard Ratio [HR] 0,30; p<0,0001).
Längeres Überleben mit dem PARP-Inhibitor
Poveda präsentierte nun die finalen Daten zum Gesamtüberleben (OS) nach einer Nachbeobachtungszeit von 65 Monaten. Die mediane Überlebenszeit betrug in der Olaparib-Gruppe 51,7 Monaten, in der Placebo-Gruppe 38,8 Monate (HR 0,74; 95% KI 0,54-1,00; p=0,0537). Nach 5 Jahren lebten in der Olaparib-Gruppe noch 42,1% der Frauen, in der Placebo-Gruppe noch 33,2%.
Aus der Placebo-Gruppe wurden im Verlauf der Studie 38% der Frauen in die Olaparib-Gruppe übernommen. 11% der Frauen aus der Olaparib-Gruppe wurden mit einem anderen PARP-Inhibitor behandelt.
Die Langzeitverträglichkeit von Olaparib entsprach dem, was aus bisherigen Studien bekannt war. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Übelkeit, Fatigue und Anämie, wobei die Anämie auch die häufigste unerwünschte Wirkung vom Schweregrad 3 oder höher war.
Eine Therapieunterbrechung wegen unerwünschter Wirkungen war bei 50% der Patienten unter Olaparib, bei 19% unter Placebo erforderlich. Zur Dosisreduktion kam es bei 28 bzw. 3% und zu einem Therapieabbruch bei 17% bzw. 3% der Frauen.
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Diesen Artikel so zitieren: Olaparib bei Ovarialkrebs: „Signifikanter Fortschritt bei einer Krebserkrankung, die eine sehr schlechte Prognose hat“ - Medscape - 25. Mai 2020.
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