In Deutschland könnte demnächst im großen Stil getestet werden, wer bereits unbemerkt eine Infektion mit SARS CoV-2 durchgemacht hat. Das Unternehmen Roche teilte am Montag, 4. Mai 2020, mit, dass es für seinen Test „Elecsys®-Anti-SARS-CoV-2“ von der US-Zulassungsbehörde FDA eine entsprechende „Genehmigung zur Verwendung in Notfallsituationen“ erhalten hat [1]. „Die ersten Packungen haben das Lager in Mannheim bereits verlassen“, so Roche.
In Deutschland soll der Antikörper-Test ab Mitte Mai verfügbar sein. Die Verwendung in Deutschland ist deshalb so schnell möglich, weil der Test Ende April bereits die CE-Kennzeichnung erhalten hatte. Sie weist nach, dass ein Produkt „allen geltenden europäischen Vorschriften entspricht“. Der Test ist nun in allen Ländern verfügbar, die die CE-Kennzeichnung anerkennen.
Alle Personen mit Antikörpern werden erkannt
Getestet wurde nach Angaben von Roche mit 5.272 Proben. Dabei erreichte der Test eine Sensitivität von 100%, das heißt, alle Personen mit Antikörpern wurden erkannt. Entscheidender ist aber die Spezifität, also wie viele Personen ohne Antikörper auch als solche erkannt werden. Sie liegt bei 99,8%.
Besonders wichtig ist dabei, dass der Test offenbar unterscheiden kann zwischen SARS-CoV-2 und den bisher bekannten Coronaviren, so dass er bei letzteren nicht anschlägt. Falsch-positive Ergebnisse sind ein Problem bei bisherigen Antikörper-Tests, weil sie den Menschen dann eine falsche Sicherheit vermitteln. Ein zuverlässiger Test wäre deshalb tatsächlich ein Durchbruch.
Entsprechend elektrisiert war die Politik: Noch am Montag besuchten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Roche-Entwicklungslabor im bayerischen Penzberg, im Anschluss gab es eine gemeinsame Pressekonferenz. Vereinbart wurde die Lieferung von 3 Millionen Tests für Deutschland im Mai und jeweils 5 Millionen für die folgenden Monate. „Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke im Kampf gegen das Virus“, sagte Spahn, „so gewinnen wir Erkenntnisse über das tatsächliche Ausbruchsgeschehen.“
Roche kann den Test nach eigenen Angaben in „hoher zweistelliger Millionenzahl“ pro Monat bereitstellen, „eine weitere Erhöhung der Kapazitäten ist bereits in Vorbereitung.“
Jeder kann sich testen lassen
Grundsätzlich stehe der Test ab Mitte Mai jedem zur Verfügung, sagte Spahn. Das bedeute allerdings nicht, dass die Kosten auch immer von den Krankenkassen getragen werden. Näheres soll ein Gesetz regeln, das in dieser Woche in erster Lesung im Bundestag behandelt wird.
Für den Hausgebrauch eignet sich der Test nicht – es sind eine Blutentnahme aus der Vene und spezielle Geräte notwendig. Der Test selbst dauert aber nur 18 Minuten.
Die Analyse muss immer im Labor stattfinden, erklärte Roche auf Nachfrage von Medscape. Durch Zentrifugierung werden zunächst die roten Blutkörperchen abgetrennt, der eigentliche Test findet dann mit Blutplasma statt. „Wir verfügen in ganz Deutschland über eine ausreichend hohe Anzahl an installierten Systemen“, sagte
Sprecherin Maren Schulz.
Allerdings: Das Vorhandensein von Antikörpern besagt noch nicht zwangsläufig, dass jemand dauerhaft immun gegen SARS-CoV-2 ist – die notwendigen Nachweise dafür stehen noch aus. Dennoch dürfte das Interesse der Bevölkerung, sich testen zu lassen, enorm sein.
Zum Preis für Selbstzahler legt sich Roche noch nicht fest. „Wir gehen hier nicht von mehreren hundert Euro aus, das sind doch deutlich niedrigere Zahlen“, sagte Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche. Grundsätzlich solle der Test in allen Ländern weltweit gleich viel kosten.
Um die Produktionskapazitäten für den Test zu erhöhen, will Roche 170 Millionen Euro in den Standort Penzberg investieren. Der Freistaat Bayern unterstützt dies mit 40 Millionen Euro.
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Diesen Artikel so zitieren: Wer war bereits mit SARS-CoV-2 infiziert? Hype um neuen Antikörper-Test von Roche – Einsatz ab Mitte Mai in Deutschland - Medscape - 5. Mai 2020.
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