Typ-2-Diabetes und die koronare Herzkrankheit (KHK) treten oft gemeinsam auf. Die Stoffwechselerkrankung hat einen erheblichen Einfluss auf Verlauf und Therapie der KHK. Zudem sind einige neue antidiabetische Therapien verfügbar geworden, von denen gefordert wird, dass sie zumindest kardiovaskulär sicher sind. Die American Heart Association (AHA) hat dazu eine umfangreiche Stellungnahme in Circulation veröffentlicht [1].
„Jüngste wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes möglicherweise aggressivere oder andere medizinische und chirurgische Behandlungen benötigen als Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen, die keinen Typ-2-Diabetes haben“, sagte die US-Kardiologin Prof. Dr. Suzanne V. Arnold. Sie forscht an der Universität von Missouri in Kansas City und ist Erstautorin der Stellungnahme.
Hypoglykämien vermeiden
Für ältere Erwachsene kann laut der Stellungnahme eine etwas „liberalere“ Blutzuckerkontrolle von Vorteil sein, um das Risiko von Hypoglykämien zu verringern. „Eine Hypoglykämie trifft das Herz unglaublich hart und sollte besonders bei älteren Patienten vermieden werden“, sagt Arnold.
Metformin
Metformin ist der am häufigsten empfohlene Wirkstoff bei Typ-2-Diabetes zur Blutzuckersenkung. Das Pharmakon führt manchmal zu einem leichten Gewichtsverlust, ist zumindest neutral in Bezug auf kardiovaskuläre Wirkungen, außerdem kostengünstig und sicher.
SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten
Für SGLT2-Inhibitoren sind der Stellungnahme zufolge deutliche kardiovaskuläre Vorteile gezeigt worden. Zudem gibt es Belege für renoprotektive Effekte. Für GLP-1-Rezeptoragonisten seien die Studiendaten zum kardiovaskulären Nutzen weniger homogen, schreibt die AHA. Für einige GLP-1-Rezeptoragonisten ist allerdings eine Reduktion des Risikos schwerwiegender Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle gezeigt worden.
Acetylsalicylsäure
„ASS ist möglicherweise für viele Menschen mit KHK geeignet, wirkt jedoch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und KHK möglicherweise nicht so effektiv“, heißt es im Artikel. Neuere, stärkere Thrombozytenfunktionshemmer sollten in Betracht gezogen werden. Da alle Plättchenhemmer das Blutungsrisiko erhöhen, ist bei jedem Patienten sorgfältig das Nutzen-Risiko abzuwägen.
Antihpertensive Wirkstoffe
Da Diabetes-Patienten häufig auch Bluthochdruck haben, benötigen sie in der Regel Antihypertensiva. Für die meisten Patienten sei ein Zielwert von unter 140/90 mmHg ausreichend, empfehlen die Autoren. Bei zusätzlichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall oder für mikrovaskuläre Komplikationen sollten Werte unter 130/80 mmHg angestrebt werden. Blutdrucksenker der ersten Wahl seien ACE-Hemmer und Sartane.
Lipidsenker
Typ-2-Diabetiker haben häufig Fettstoffwechsel-Störungen und dadurch ein erhöhtes Atherosklerose-Risiko. „Möglicherweise sind aggressivere Schritte erforderlich, um den Cholesterinspiegel bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu verbessern. Statine können den Blutzuckerspiegel zwar leicht erhöhen. Die allgemeine Reduzierung des kardiovaskulären Risikos ist aber weitaus vorteilhafter. „Blutzuckerveränderungen sind kein Grund, die Verschreibung von Statinen für Menschen mit Typ-2-Diabetes zu vermeiden “, so die US-Kardiologin.Einige Patienten mit KHK und Typ-2-Diabetes können auch von einer Senkung des Cholesterinspiegels mit anderen Lipidsenkern profitieren. So seien bei LDL-C-Werten über 70 mg/dl trotz maximaler Statintherapie Ezetimib und PCSK9-Hemmer indiziert. Nicht empfohlen wird Niacin. Fibrate seien bei Triglyzerid-Werten über 500 mg/dl zur Reduktion des Pankreatitis-Risikos zu empfehlen. Eicosapentaensäure (EPA) sollte erwogen werden, wenn der Triglyzerid-Spiegel trotz maximal möglicher Statintherapie über 135 mg/dl liegt.
Den Lebensstil verändern
Die Autoren der Stellungnahme betonen allerdings, dass Medikamente keinen gesunden Lebensstil ersetzen. „Unabhängig davon, welche neuen Medikamente es gibt, bleiben eine herzgesunde Ernährung, das Erreichen und Aufrechterhalten eines gesunden Gewichts, regelmäßige körperliche Aktivität und die Behandlung von Schlafstörungen die wichtigsten Eckpfeiler der Behandlung von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen “, so Arnold und ihre Kollegen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: Typ-2-Diabetes und gleichzeitig Hypertonie oder Hyperlipoproteinämie? Diese Arzneistoffe empfehlen US-Experten - Medscape - 2. Mai 2020.
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