Bei Patienten mit asymptomatischer, nichtalkoholischer Fettlebererkrankung lassen sich durch die Elastographie (FibroScan®) zusammen mit Laborparametern zuverlässig eine Fibrose und eine Entzündungsaktivität in der Leber erkennen. Finden Ärzte eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) kombiniert mit einer niedriggradigen Fibrose, ist die medikamentöse Prophylaxe noch möglich, um einer Progression zur Zirrhose vorzubeugen.
Die Diagnostik ist nichtinvasiv und kostet wenig Zeit. Sie hilft, unnötige Leberbiopsien zu vermeiden. Das berichtet Prof. Dr. Philip N. Newsome von der University of Birmingham zusammen mit Kollegen in The Lancet Gastroenterology & Hepatology [1].
NASH: Gibt es Alternativen zur Biopsie?
Zum Hintergrund: Die Inzidenz der nichtalkoholischen Fettleber-Erkrankung (NAFLD) steigt weltweit, parallel zur Adipositas. In Europa wird die Prävalenz der NAFLD bereits auf 24% der Gesamtbevölkerung geschätzt. Je nach Population haben 7-30% der NAFLD-Patienten eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH), die mit einem Risiko für die Entwicklung einer Zirrhose und erhöhter Mortalität assoziiert ist. Die NASH kann derzeit nur histologisch sicher diagnostiziert werden. Endpunkte klinischer Studien zur NASH-Therapie mit Besserung des Fibrosestadiums und einer Rückbildung der Steatohepatitis basieren auf sequenziellen Kontrollbiopsien.
In einer prospektiven Studie mit einer Derivations- und einer Validierungskohorte haben Newsome und Kollegen untersucht, wie zuverlässig sich aus der Kombination einer vibrationskontrollierten transienten Elastographie (VCTE; FibroScan®) mit Leberenzymwerten eine Entzündungsaktivität (NASH) und eine Fibrose erkennen lassen.
Kohorten mit knapp 1.500 Patienten untersucht
Die Derivationskohorte basierte auf einer britischen, multizentrischen Studie mit 450 Patienten, bei denen ein Verdacht auf NAFLD/NASH bestand. Bei 350 Patienten dieser Kohorte lagen Befunde sowohl von Gewebeproben der Leber als auch von FibroScan®-Untersuchungen und Laborparameter vor.
Primärer Endpunkt war die Diagnose einer NASH, ein NAFLD-Activity-Score (NA-Score) ≥ 4 und eine Fibrose ≥ 2 Grad mit großer Zuverlässigkeit (Sensitivität/Spezifität ≥ 80%).
Aus den Parametern der VCTE, einer Fehleradjustierung dieser Untersuchung (CAP) und Laborparametern wurde die Gleichung für den FAST-Score erstellt. Er hat Werte zwischen 0 und 1,0.
In der internationalen Validierungskohorte mit insgesamt 1.026 Patienten wurde der FibroScan® prospektiv angewandt in Kombination mit Laborparametern und zusätzlichen Leberbiopsien.
Patienten unnötige Biopsien ersparen
Bei einem FAST-Score-Wert bis zu 0,35 ist das Risiko für eine entzündungsaktive NASH mit Fibrose sehr gering (Zuverlässigkeit ≥ 90%), eine Biopsie ist nicht erforderlich. Bei einem Score-Wert ≥ 0,67 ist eine Leberbiospie sinnvoll, um Patienten zu erkennen, die sich für klinische Studien und Therapien eignen. Zwischen diesen beiden Cutoff-Werten liegt eine Grauzone.
Während konventionelle bildgebende Verfahren wie Sonographie, CT oder MRT vorwiegend eine fortgeschrittene Zirrhose mit Zeichen der portalen Hypertension erfassen, kann die Elastographie auch eine niedriggradige Fibrose anzeigen. Die Untersuchung dauert circa 5 Minuten. Anders als bei der Leberbiopsie wird bei der Elastographie ein relativ großer Gewebezylinder erfasst mit einem Volumen von circa 4 cm3. Kombiniert mit Laborwerten kann das Verfahren helfen, Patienten auszuwählen, die sich für klinische Studien eignen und bei denen eine Leberbiopsie sinnvoll wäre. Umgekehrt lassen sich viele unnötige Biopsien einsparen. Einschränkend ist die vergleichsweise große Grauzone.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: Eine NASH erkennen, bevor es zu spät ist: Mit nicht-invasiven Verfahren kann das oft ohne Biopsie gelingen - Medscape - 27. Apr 2020.
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