Erste Ergebnisse aus China: Rekonvaleszenten-Plasma verbessert schwere Verläufe von COVID-19

Dr. Nicola Siegmund-Schultze

Interessenkonflikte

21. April 2020

Immunplasma von genesenen COVID-19-Patienten mit Virusantikörpertitern von ≥1 : 640 verbessert schwere Krankheitsverläufe rasch. Entzündungsparameter, Zytopenien, respiratorische Symptome und die Viruslast vermindern sich binnen 1 bis 7 Tagen. Das belegt eine kleinere, aber gut dokumentierte Fallserie behandelnder Ärzte aus China. Am Universitätsklinikum Bonn wurde wie in anderen deutschen Kliniken begonnen, Rekonvaleszenten-Plasma herzustellen.

Erste Ergebnisse mit Plasmatherapie

Die Letalität einer Infektion mit SARS-CoV-2 wird – je nach Phase der Epidemie und Versorgungssituation in den einzelnen Ländern – mit 2,5 bis 12,5% angegeben. International ist vor einigen Wochen gefordert worden, die Anwendung von Rekonvaleszenten-Seren oder -plasma zu erproben, da sich diese Form der Immuntherapie bei früheren Ausbrüchen neuer Viruserkrankungen wie Ebola oder Influenza A (H1N1) als hilfreich erwiesen hat.

Voraussetzung: Die Herstellung der Blutprodukte muss etablierten Qualitätsstandards entsprechen. Chinesische Forscher stellten erste Ergebnisse einer solchen Plasmatherapie aus einer Serie gut dokumentierter COVID-19-Fälle in einer extern begutachteten Publikation in PNAS vor [1].

Design der Fallserie mit 10 Patienten

Bei der Studie handelt es sich um eine Fallserie mit 10 stationär aufgenommenen, meist intensivmedizinisch behandelten Patienten mit schwerem Verlauf von COVID-19. Das mediane Alter betrug 52,5 Jahre (34 bis 78 Jahre). 4 Patienten hatten Komorbiditäten (Bluthochdruck, zerebrovaskuläre Erkrankungen), 6 Patienten hatten keine Komorbiditäten.

Die Therapie bestand auf einer Infusion von 200 ml Rekonvaleszenten-Plasma mit einem SARS-CoV-2-Antikörpertiter ≥1 : 640 zusätzlich zur maximalen supportiven Therapie und zu antiviralen Medikamenten. Endpunkte der Analyse waren Sicherheit der Plasmatransfusion und Verbesserung klinischer Symptome und von Laborparametern.

Viruslast sank

Median vergingen 16,5 Tage zwischen Symptombeginn und Plasmainfusion. Die Titer neutralisierender Antikörper stiegen nach Transfusion bei den meisten Patienten rasch an auf ≥1 : 640. Innerhalb von einer Woche sank bei 7 zuvor virämischen Patienten die Viruslast unter die Nachweisgrenze.

Klinische Symptome wie respiratorische Dysfunktionen und radiologische Befunde besserten sich innerhalb von 3 Tagen. Parallel erhöhte sich die Sauerstoffsättigung des Blutes, und die Leukozytenzahl stieg signifikant von durchschnittlich 0,65×109/l auf 0,76×109/l.

Die Werte für Entzündungsparameter wie C-reaktives Protein nahmen ab: von durchschnittlich 55,98 mg/l auf 18,13 mg/l. Es gab keine klinisch relevanten unerwünschten Effekte.

Das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis rechtfertige die COVID-19-Plasmatherapie als individuellen Heilversuch, resümieren die Autoren, parallel aber sollten prospektiv randomisierte Studien durchgeführt werden. Der therapeutische Effekt könne auf einer Virusneutralisierung und einer Antikörper-abhängigen Zytotoxizität (ADCC) basieren.

Herstellung von Rekonvaleszenten-Plasma in Bonn

„Zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit schweren Verläufen gibt es keine zugelassenen Medikamente, wir stehen quasi mit leeren Händen da“, beschreibt Prof. Dr. Christian Putensen, Leiter der Operativen Intensivmedizin am Universitätsklinikum Bonn, den Grund für die Therapie, laut einer Pressemitteilung.

Mehrere deutsche Universitätsklinika stellen mit behördlicher Erlaubnis nun COVID-19-Rekonvaleszenten-Plasma her, um die Immuntherapie anzuwenden. Binnen Tagen nach einem Aufruf habe sich eine große Zahl an Spendern auch am Universitätsklinikum Bonn gemeldet, so dass die Plasmaherstellung in kurzer Zeit gemeinsam mit dem Blutspendedienst habe implementiert werden können, so Putensen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .

 

Kommentar

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