Prostata-Ca: Adieu, konventionelle Bildgebung? Das leistet ein CT-PET-Nachweis von Proteinen beim Staging

Michael Simm

Interessenkonflikte

14. April 2020

Die PSMA PET-CT ist eine Variante der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), um das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA), ein Oberflächenprotein auf Prostatakrebszellen, nachzuweisen.

Im Vergleich zur konventionellen Bildgebung mit CT und zur Skelettszintigraphie erfasste die PSMA PET-CT genauer, wie weit sich die maligne Erkrankung ausgebreitet hat, was zu einem besseren Staging führt. Onkologen entschieden sich auch bei 28% der Patienten, ihr klinisches Vorgehen zu ändern. Bei der konventionellen Diagnostik waren es 15%. Das berichtet Prof. Dr. Michael S. Hofman vom Peter MacCallum Cancer Centre, Melbourne, zusammen mit Kollegen in The Lancet [1].

Wissenschaftler überprüfen neue Technologie bei rund 300 Patienten

Zum Hintergrund: Eine konventionelle Computertomographie (CT) mit Skelettszintigraphie ist nicht ausreichend empfindlich, um das Krankheitsstadium bei Männern zu bestimmen, die an lokalisiertem Prostatakrebs leiden und ein hohes Risiko für Progressionen haben. Die Autoren der aktuellen Studie hofften, die Genauigkeit des Stagings in klinisch relevanter Weise zu verbessern. Mit diesem Ziel haben sie eine neue Bildgebungstechnik erprobt, bei der das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA) mittels einer Kombination aus Positronenemissionstomographie (PET) und Computertomographie (CT) nachgewiesen wird.

Die 2-armige Studie an 10 australischen Kliniken schloss 302 Männer mit Prostatakrebs und hohem Risiko ein. Die Patienten wurden vor einer geplanten Operation mit kurativer Absicht oder Strahlentherapie randomisiert:

  • Konventionelle Bildgebung und Skelettszintigraphie

  • Neuartige Bildgebungsmethode (Gallium-68 PSMA-11 PET-CT)

Die jeweilige Diagnostik wurde innerhalb 3 Wochen nach Studienbeginn durchgeführt. Ärzte untersuchten alle Männer binnen 14 Tagen auch mit der anderen Methode, sofern in der Erstuntersuchung nicht 3 oder mehr Fernmetastasen entdeckt wurden. Nach 6 Monaten wurden die Untersuchungen gemäß der anfänglichen Randomisierung wiederholt; bei Nachweis des Krankheitsstadiums N1 oder M1 sowie bei biochemisch oder klinisch begründetem Verdacht erfolgte erneut ein Cross-Over zur alternativen Methode. Primäres Studienziel war die Genauigkeit, mit der bei Erstuntersuchungen Metastasen im Beckenbereich oder Fernmetastasen entdeckt wurden.

PSMA PET-CT liefert bessere Ergebnisse als die konventionelle Bildgebung

Alle Ergebnisse im Überblick:

  • Becken- oder Fernmetastasen wurden bei 30 % der Studienteilnehmer entdeckt.

  • PSMA PET-CT war der konventionellen Bildgebung überlegen. Die Genauigkeit – gemessen als Fläche unter der Grenzwertoptimierungskurve – betrug 92 % gegenüber 65 %. Der Abstand von 29 Prozentpunkten war statistisch hochsignifikant (p < 0,0001).

  • Die Sensitivität von PSMA PET-CT betrug 85 %, die Spezifität 98 %. Mit der konventionellen Bildgebung waren es 38 % und 91 %. Dabei war PSMA PET-CT auch in der Subgruppenanalyse für Patienten mit Metastasen im Becken bzw. Fernmetastasen überlegen.

  • Die mit PSMA PET-CT erhobenen Befunde führten bei 28 % der Patienten zu einem veränderten klinischen Vorgehen, mit der konventionellen Bildgebung waren es 15 %. Zweideutige Befunde lieferte die PSMA PET-CT bei 7 % der Patienten; mit konventioneller Bildgebung waren es 23 %.

  • Die Strahlenbelastung war unter PSMA PET-CT mit durchschnittlich 8,4 mSv signifikant niedriger als mit der Kombination aus CT und Szintigraphie (19,2 mSv).

Bestehende Leitlinien überprüfen?

Die größere Genauigkeit von PSMA PET-CT unterstützt die Meinung der Autoren, im Verfahren einen geeigneten Ersatz für die konventionelle Bildgebung zu sehen. „Die bestehenden Leitlinien sollten angesichts dieser Befunde überprüft werden“, schreiben sie. Zugleich räumen sie ein, dass weitere gesundheitsökonomische Analysen notwendig seien, damit die Methode erstattet und in großem Maßstab verfügbar werde.

Strenggenommen ist ein klinischer Nutzen für Patienten – obwohl plausibel – mit dieser Studie noch nicht belegt. Dazu müssten erst noch Langzeitdaten zur Lebensqualität und zur Mortalität erhoben werden.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de .
 

Kommentar

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