Fallserien-Analyse aus China: COVID-19 kann auch bei Kindern schwere Verläufe zeigen

Dr. Nicola Siegmund-Schultze

Interessenkonflikte

9. April 2020

Auch Kinder können schwer an COVID-19 erkranken. Je jünger sie sind, desto höher das Risiko. Das hat eine Fallserien-Analyse mit Daten von mehr als 2.100 Kindern und Jugendlichen aus China ergeben. Alle Patienten hatten vermutete oder bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2. Yuanyuan Dong von der Shanghai Jiao Tong University veröffentlichte die Ergebnisse zusammen mit Kollegen in Pediatrics[1].

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, es sei notwendig, sich auf mögliche schwere Verläufe bei Kindern besser vorzubereiten und diese Möglichkeiten in der Öffentlichkeit und der Gesundheitspolitik stärker zu kommunizieren.

Wie gefährlich sind Coronaviren für Kinder?

Kinder erkranken vergleichsweise selten an Infektionen mit Coronaviren, die Schätzungen liegen bei ein bis einige wenige Prozent aller Infizierten. Das gilt für das Ende 2002 erstmals aufgetretene SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), für das 10 Jahre später erstmals in Saudi-Arabien identifizierte MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) und für das im Dezember 2019 isolierte SARS-CoV-2. Zur Frage, wie gefährlich SARS-CoV-2 bei Kindern werden kann, gibt es bislang aber wenig Daten. 

Berichte von 2.143 pädiatrischen Fällen ausgewertet

Dong und Kollegen suchten nach COVID-19-Fällen bei Kindern in China; Daten kamen vom Chinese Center for Disease Control and Prevention. Sie fanden 2.143 vermuteten oder labordiagnostisch bestätigte SAR-CoV-Infektionen bei Kindern zwischen dem 16. Januar und dem 8. Februar 2020.

Die Kinder waren im Alter zwischen unter 1 und 13 Jahren, median waren sie 7 Jahre alt. Bei 34,1 % der Gesamtgruppe bestätigte sich der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion labordiagnostisch, bei 65,9 % blieb es beim Verdacht aufgrund von Symptomen, Kontaktpersonen und der familiären Situation. Mehr als 90 % der Studienteilnehmer waren asymptomatisch oder hatten milde bis mittelschwere Symptome wie Müdigkeit, Halsschmerzen, Fieber und Husten. Bei 6 % verlief die Infektion als COVID-19 schwer.

Unterschiede gab es je Altersgruppe. Unter den schweren bis sehr schweren Verläufen waren 10,6 % der Kinder jünger als 1 Jahr, 7,3 % im Alter von 1-5 Jahren, 4,2 % im Alter von 6-10 Jahren 4,1 % 11-15 Jahre alt und 3 % ≥ 16 Jahre. Ein Kind starb.

Bei den schweren Erkrankungen im pädiatrischen Bereich waren gastrointestinale Symptome wie Diarrhöe häufiger als bei Erwachsenen. Lebensbedrohliche Erkrankungen entwickelten sich in kürzerer Zeit als bei Erwachsenen, meist innerhalb einer Woche. Es traten Hypoxie mit einer Sauerstoffsättigung unter 92 %, ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), Lungenversagen, septischer Schock, Enzephalopathie, Herzfunktionsstörungen und Gerinnungsstörungen auf.

Auch bei Kindern kann eine SARS-CoV-2-Infektion schwere Folgen haben

Die Fallanalyse bestätigt, dass Kinder und Jugendliche seltener schwere Symptome entwickeln als Erwachsene, nämlich nur zu 6% versus 18,5%. Aber auch bei Kindern kann COVID-19 sehr schwer bis tödlich verlaufen.

Die Leiterin der WHO-Abteilung „Emerging Diseases and Zoonosis“, Dr. Maria Van Kerkhove, mahnt, weltweit müsse man sich stärker darauf einstellen und wahrnehmen, dass auch Kinder schwer erkranken. Epidemiologisch bestätige sich, dass Kinder vor allem Überträger von SARS-CoV sein können, ohne selbst zu erkranken.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de

 

 

Kommentar

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