Gärtnern und Tanzen gegen den geistigen Verfall – körperliche Aktivität bremst Hirnalterung um rund 4 Jahre

Megan Brooks

Interessenkonflikte

9. April 2020

Regelmäßige Freizeitaktivitäten wie Gartenarbeit, Spazierengehen und Tanzen können die Hirnalterung um 4 Jahre hinauszögern, so die Ergebnisse einer Studie, die im April auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology (AAN) vorgestellt werden sollte [1]. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde diese Tagung jedoch abgesagt.

Die Ergebnisse mittels Bildgebung an über 1.500 Teilnehmern zeigen, dass Personen, die sich körperlich mehr betätigten, im Vergleich zu weniger Aktiven, „ein größeres Hirnvolumen haben, und zwar unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau“, sagt Dr. Yian Gu von der Columbia University in New York, USA, die an der Studie mitgewirkt hat, gegenüber Medscape.

MRT-Messungen bei Älteren

Es wurde bereits gezeigt, dass körperliche Aktivität in der Freizeit (leisure-time physical activity, LTPA) vor kognitivem Abbau, Demenz und Morbus Alzheimer-Krankheit (AD) schützt. Es gibt jedoch nach wie vor nur wenige Daten über den Zusammenhang zwischen LTPA und MRT-Messungen des Gehirns.

Die Untersucher führten bei 1.557 älteren Erwachsenen (Durchschnittsalter 75 Jahre; 64% Frauen) eine MRT-Querschnittsanalyse durch. Alle waren Teilnehmer des Washington/Hamilton Heights-Inwood Columbia Aging Projects, das zur ambulanten Untersuchung einer multiethnischen Kohorte älterer Menschen ins Leben gerufen wurde.

Keiner der Teilnehmer war dement, aber 296 Personen hatten eine leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB) und 28% waren APOE4-Träger.

Die Untersucher teilten die Teilnehmer auf Basis ihrer körperlichen Aktivität in der Freizeit in 3 Gruppen ein:

  • inaktive Personen

  • mäßig aktive Personen, d.h. wöchentliche leichte körperliche Aktivität für 2,5 Stunden, mäßige Aktivität für 1,5 Stunden oder hohe Aktivität für 1 Stunde

  • aktive Personen, d.h. wöchentliche leichte körperliche Aktivität für 7 Stunden, mäßige Aktivität für 4 Stunden oder hohe Aktivität für 2 Stunden.

Größeres Hirnvolumen bei körperlich aktivsten Teilnehmern

Die Auswertungen der Hirn-MRT zeigten ein signifikant größeres Gesamthirnvolumen bei den aktivsten Teilnehmern im Vergleich zu den inaktiveren Teilnehmern.

Nach Adjustierung der Werte zu Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, ethnischer Zugehörigkeit und APOE-Genstatus betrug das durchschnittliche Hirnvolumen bei den aktivsten Teilnehmern 883 cm3, gegenüber 871 cm3 bei den inaktiveren. Diese Differenz von 1,4% entspricht einer Hirnalterung von fast 4 Jahren, stellten die Untersucher fest. Nach Ausschluss der Teilnehmer mit leichter kognitive Beeinträchtigung sahen die Resultate immer noch ähnlich aus.

In einer früheren Studie hatten die Untersucher ermittelt, dass sowohl das aktuelle als auch das frühere körperliche Aktivitätsniveau mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit verbunden ist.

„Wir freuen uns, dass die aktuelle Untersuchung mit dieser Aussage übereinstimmt und belegt, dass körperliche Aktivität auch vor dem Rückgang des Hirnvolumens schützt“, sagt Gu. „Angesichts der engen Beziehung zwischen Hirnatrophie und kognitivem Abbau oder dem Demenzrisiko könnte in zukünftigen Studien die Frage sehr interessant sein, ob der protektive Einfluss von körperlicher Aktivität auf die Kognition oder die Senkung des Demenzrisikos tatsächlich durch das Abbremsen unerwünschter hirnorganischer Veränderungen wie Volumenrückgang oder pathologische Veränderungen wirkt“, fügt er hinzu.

Gesunder Lebensstil ein „mächtiges Instrument“ zur Demenz-Vorbeugung

Dr. Rebecca Edelmayer, Direktorin des Wissenschaftsbereiches der Alzheimer’s Association und an der Studie nicht beteiligt, äußerte sich gegenüber Medscape zu den Ergebnissen so: „Immer mehr Evidenzen zeigen, dass ein gesunder Lebensstil allein und auch in Kombination mit einer medizinischen Therapie ein mächtiges Instrument zur Risikominderung für Morbus Alzheimer und andere Demenzformen ist und diesen möglicherweise auch vorbeugen kann.“

 
Diese Studie spricht dafür, dass sich regelmäßige körperliche Aktivitäten positiv auf den im Alter zunehmenden Rückgang des Hirnvolumens als Risikofaktor für den kognitiven Abbau auswirken können. Dr. Rebecca Edelmayer
 

„Und auch diese Studie spricht dafür, dass sich regelmäßige körperliche Aktivitäten positiv auf den im Alter zunehmenden Rückgang des Hirnvolumens als Risikofaktor für den kognitiven Abbau auswirken können“, sagt Edelmayer.

Die Untersuchung bestätige zudem „die Notwendigkeit einer groß angelegten, randomisierten, kontrollierten Studie mit einer Lebensstil-Intervention in einer diversen Population, wie die US-POINTER-Studie (U.S. Study to Protect Brain Health Through Lifestyle Intervention to Reduce Risk) der Alzheimer's Association“.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
 

Kommentar

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