Pilotstudie: Beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom bessert eine zusätzliche HPV-Impfung das Ansprechen auf die Chemo

Michael Simm

Interessenkonflikte

12. April 2020

Die Hypothese, dass eine Impfung gegen das Humane Papillomavirus (HPV) 16 bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Zervix-Karzinom zusätzlich zu einer Chemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel das Ansprechen verbessern könnte, scheint sich zu bestätigen, so das Resultat einer Phase-1/2-Studie mit 77 Patientinnen [1].

Nach Impfungen gegen HPV konnten Wissenschaftler einen anhaltenden Rückgang der anogenitalen Läsionen beobachten, die insbesondere durch den prämalignen onkogenen Typ 16 (HPV 16) verursacht werden. Allerdings seien bei der Behandlung von durch HPV-16 induzierten Karzinomen auch Maßnahmen gegen die Krebs-induzierte Suppression des Immunsystems erforderlich, so die Autoren um Cornelis J. M. Melief von ISA Pharmaceuticals und der Leiden-Universität, Leiden, Niederlande.

Die Gruppe konnte in früheren Arbeiten bereits zeigen, dass eine Carboplatin/Paclitaxel-basierte Chemotherapie die abnormal hohen Zahlen immunsuppressiver myeloider Zellen reduzieren kann, und dass dadurch nach einer HPV-16-Impfung eine deutlich stärkere Tumorimmunität induziert wird. Jetzt sind sie der Frage nachgegangen, wie sich eine Impfung während der Chemotherapie auswirkt.

Dosisfindungsstudie

An der Pilotstudie der Phase 1/2 zur Dosisfindung mit der HPV 16-Vakzine ISA101 nahmen 77 Patientinnen an belgischen und holländischen Kliniken teil, die an einem fortgeschrittenen, metastasierten oder rekurrenten Zervix-Karzinom erkrankt waren.

Die Patientinnen erhielten den Impfstoff jeweils 2 Wochen nach dem 2., 3. und 4 Zyklus einer Carboplatin/Paclitaxel-haltigen Chemotherapie, in Dosierungen von 20, 40, 100 oder 300 µg, mit oder ohne pegyliertes Interferon.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Fast alle Patientinnen erlitten Nebenwirkungen durch die Chemotherapie. Darüber hinaus berichteten etwa 80% über Nebenwirkungen, die wahrscheinlich oder sicher mit der Vakzine zusammenhingen. Bis auf eine Ausnahme (Grad 3) wurden aber alle den Schweregraden 1 oder 2 zugeordnet wurden. Zum Studienabbruch führten die Nebenwirkungen bei weniger als 16% der Studienteilnehmerinnen.

  • Die Chemotherapie reduzierte die Zahl immunsuppressiver myloider Zellen und erlaubte dadurch eine bessere Stimulation der Immunantwort mit der Vakzine ISA101.

  • 43% der Patientinnen erreichten eine Tumorregression, bei weiteren 43% stabilisierte sich die Erkrankung.

  • Patientinnen, die eine stärkere Immunantwort gegenüber der Vakzine hatten (über dem Median), überlebten im Median 16,8 Monate, bei schwächeren Reaktionen waren es 11,2 Monate. Ob sie pegyliertes Interferon erhielten oder nicht, machte keinen Unterschied, und auch die Dosis des Impfstoffes hatte keinen ersichtlichen Einfluss.

  • Unter den 14 Patientinnen, die am Ende der Studie noch am Leben waren, hatten 11 eine starke Reaktion auf die Impfung gezeigt, und 9 mit einem Stadium von 4a oder 4b hatten eine durchschnittliche Überlebenszeit von 3 Jahren.

Sicher und verträglich – und übertragbar?

Die Kombination von Chemotherapie plus HPV-16-Impfung beim fortgeschrittenen Zervix-Karzinom erweist sich in dieser Pilotstudie als vielversprechender Ansatz. „Im Allgemein war ISA101 sicher und gut verträglich und das Sicherheitsprofil nicht verschieden von einer alleinigen Chemotherapie“, schreiben die Forscher.

 
Im Allgemein war ISA101 sicher und gut verträglich und das Sicherheitsprofil nicht verschieden von einer alleinigen Chemotherapie. Cornelis J. M. Melief und Kollegen
 

Ihr Ansatz könne womöglich auch auf andere Krebsarten übertragen werden, zum Beispiel indem man die Bestandteile des Impfstoffes durch entsprechende Tumor-assoziierte Antigene ersetzt.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .

 

Kommentar

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