Diskussion
Die korrekte Diagnose lautet „Sinustachykardie, Anomalie des linken Vorhofes, elektrischer Alternans, Rechtstyp aufgrund eines linksposterioren Hemiblocks“ (s. Abb. 2).
Abb. 2 (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Podrid).
Der Rhythmus ist bei einer Frequenz von 130/min regelmäßig. Vor jedem QRS-Komplex (+) ist eine P-Welle mit einem stabilen PR-Intervall (0,14 s) erkennbar. Die P-Welle ist in den Ableitungen I, II, aVF und V4–V6 positiv. Damit liegt eine Sinustachykardie vor.
In den Ableitungen V1 und V2 sind die P-Wellen negativ, was einer linksatrialen Anomalie oder einer linksatrialen Hypertrophie entspricht. Der QRS-Komplex ist mit 0,08 s normal lang und hat eine normale Morphologie. Der negative QRS-Komplex in Ableitung I und der positive Komplex in aVF definieren eine Herzachse zwischen +90° und +180° und somit einen Rechtstyp. Für eine solche Lage der Herzachse gibt es verschiedene Ursachen:
rechtsventrikuläre Hypertrophie (verbunden mit einer hohen R-Welle in V1 und oft einem P-pulmonale)
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (kurzes PR-Intervall und Deltawelle)
Seitenwandinfarkt (mit einer tiefen Q-Welle in den Ableitungen I und aVL)
vertauschte Ableitungen am rechten und linken Arm (mit negativen P- und T-Wellen in den Ableitungen I und aVL und positivem QRS-Komplex sowie positiven P- und T-Wellen in aVR)
Dextrokardie (Rechtsherzigkeit mit umgekehrter R-Wellen-Progression in den Ableitungen V1–V6)
linksposteriorer Hemiblock (Ausschlussdiagnose, wenn keine andere Ursache für den Rechtstyp festgestellt werden kann).
Im vorliegenden Fall greift die Ausschlussdiagnose linksposteriorer Hemiblock.
Die Erregungsleitung in den Kammern ändert sich von Aktion zu Aktion (*,^), was als QRS- oder elektrischer Alternans bezeichnet wird. Darüber hinaus gibt es auch einen P-Wellen-Alternans (↓). Ursachen für einen elektrischen Alternans (oft auch mit einem T-Wellen-Alternans assoziiert) sind:
ein großer Perikarderguss
oder eine Herztamponade
jede Form einer schnellen supraventrikulären Tachykardie
ein akuter ST-Hebungsinfarkt
die dilatative Kardiomyopathie
eine dekompensierte Herzinsuffizienz.
Angesichts der Vorgeschichte der Patientin und des Vorliegens einer Sinustachykardie und eines P-Wellen-Alternans (der nur bei einem Perikarderguss oder einer Perikardtamponade vorkommt) lautet die Diagnose „großer Perikard-Erguss“ oder „Perikard-Tamponade“. Die QT/QTc-Intervalle sind mit 240/350 ms normal.
Dr. Philip Podrid ist Experte für Elektrophysiologe und Professor für Medizin und Pharmakologie an der Boston University School of Medicine sowie Dozent an der Harvard Medical School. Obwohl er sich aus der klinischen Praxis zurückgezogen hat, unterrichtet er weiterhin klinische Kardiologie und vor allem Medizinstudenten, Assistenzärzte und angehende Kardiologen an vielen großen Lehrkrankenhäusern in Massachusetts in der Kunst der EKG-Interpretation. Seine spärliche Freizeit verbringt er mit Fotografie, Musik und Lesen.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: EKG-Quiz: Komplikation nach TAVI – diese Ableitung sieht nicht gut aus - Medscape - 16. Mär 2020.
Kommentar