MEINUNG

Gassigehen senkt Mortalitätsrisiko deutlich: „Hund als Präventionsmanager“ für Infarkt- und Schlaganfall-Patienten

Prof. Dr. Stephan Martin

Interessenkonflikte

4. Mai 2020

Auch wenn Prof. Dr. Stephan Martin selbst „kein Hundefreund“ ist, empfiehlt er Herz-Kreislauf-Patienten dringend einen tierischen Präventionsmanager . Die Pflicht des Gassigehens verlängert das Leben.

Transkript des Videos von Prof. Dr. Stephan Martin, Düsseldorf

Meine Damen und Herren,

das Thema Prävention breitet sich immer stärker aus. Es gibt nun schon verschiedene Ausbildungsgänge für Gesundheitscoaches oder Präventionsmanager, auch Studiengänge an Hochschulen. Daher stellt sich die Frage, ob es auch die Möglichkeit gibt, ohne ein langes Studium Präventionsmanager zu werden.

 
Ich bin nicht unbedingt ein Hundefreund, aber ich muss neidlos anerkennen, dass Hunde ihre Besitzer wie ein Präventionsmanager antreiben. Prof. Dr. Stephan Martin
 

Das führt zum Thema „Hund“. Ich habe keinen Hund und bin nicht unbedingt ein Hundefreund, aber ich muss neidlos anerkennen, dass Hunde ihre Besitzer wie ein Präventionsmanager antreiben, regelmäßig nach draußen zu gehen, ob es regnet oder schneit. Menschen, die einen Hund haben, müssen „Gassi gehen“ mit ihrem Hund, sonst gibt es zu Hause ein Malheur.

Gassi gehen fürs Herz und HIrn

Vor kurzem zeigte eine Studie aus Schweden, dass Personen, die einen Hund besitzen, eine deutlich reduzierte kardiovaskuläre Mortalität haben [1].

In Schweden gibt es ein anderes Datenschutzgesetz. Deshalb können dort unterschiedliche Register übereinander gelegt werden. Das ist in Deutschland nicht möglich.

Die verschiedenen Register in Schweden sind z. B.: ein Einwohnermelderegister wie bei uns. Ferner gibt es z. B. Erkrankungsregister und Medikationsregister. In dem sie diese Register übereinanderlegen, können die Schweden eine hervorragende epidemiologische Forschung betreiben.

Mit Hilfe der Register wurde analysiert, wer einen Hund besitzt und wer vorher einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt hatte. 180.000 Menschen hatten einen Herzinfarkt und 150.000 Menschen einen Schlaganfall überlebt. 5,7% der Herzinfarkt-Patienten und 4,8 % der Schlaganfallpatienten besaßen einen Hund.

Die Forscher haben dann die Überlebensrate der Personen mit Hund im Vergleich zu Patienten ohne Hund analysiert.

 
Hundehalter, die alleine lebten, hatten eine um 33% reduzierte Mortalität nach einem kardiovaskulären Ereignis im Vergleich zu Personen ohne Hund. Prof. Dr. Stephan Martin
 

Hundehalter, die alleine lebten, hatten eine um 33% reduzierte Mortalität (HR 0,67) nach einem kardiovaskulären Ereignis im Vergleich zu Personen ohne Hund. Hundehalter, die mit einem Partner oder Kind lebten, hatten kein so stark reduziertes Mortalitätsrisiko (HR 0,85).

Das leuchtet ein, denn in einem Mehrpersonenhaushalt geht nicht unbedingt die gleiche Person jeden Tag mit dem Hund spazieren. Die körperliche Aktivität des Einzelnen ist damit deutlich geringer. Beim Schlaganfall gab es ähnliche Ergebnisse (HR 0,73 für Singles, HR 0,88 für Personen mit Partner oder Kind).

Wie kann man sich das erklären?

Ist es das Spazierengehen oder sind es möglicherweise andere Faktoren? Wir wissen, dass Menschen, die einen Hund haben, durch den Hund eine emotional andere Bindung haben. Sie haben weniger Depressionen, weniger Angstgefühle, auch dazu gibt es Studien. Das Immunsystem ändert sich. Der Hund bringt eine gewisse Keimbelastung mit sich und dadurch gehen Menschen auch anders mit Keimen um.

In einem zur gleichen Zeit publizierten Review mit Metaanalyse ergab sich bei Hundebesitzern ebenfalls eine reduzierte Mortalitätsrate [2].

Zusammenfassend kann man sagen, ein Hund ist wirklich ein Präventionsmanager.

All denen, die einen Hund haben, wünsche ich alles Gute beim Spaziergang. Was machen Menschen wie ich, die keinen Hund haben und/oder keinen Hund mögen? Das Einfachste ist, man kauft sich vielleicht eine Hundeleine und tut so, als wenn man einen Hund hat.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,

Ihr Stephan Martin
 

Kommentar

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