AstraZeneca wird die Phase-3-Studie STRENGTH zu Omega-3-Fettsäuren (Epanova®) bei Patienten mit gemischter Hyperlipidämie abbrechen, nachdem der unabhängige Datenüberwachungsausschuss die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis eines Nutzens als gering eingestuft hat, teilte das Unternehmen mit.
„Die wissenschaftlichen Leiter der Studie sind scheinbar von den Ergebnissen enttäuscht, aber wir sind sehr stolz darauf, an der Beantwortung dieser wichtigen wissenschaftlichen Frage mitgewirkt zu haben“, so der Studienleiter Dr. Steven E. Nissen vom Heart and Vascular Institute der Cleveland Clinic in einer Pressemitteilung.
Epanova® ist eine aus Fischöl gewonnene Mischung freier Fettsäuren, die hauptsächlich aus Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) besteht. Die FDA genehmigte Epanova® 2014 als Nahrungsergänzungsmittel, um die Triglyzeridwerte bei Erwachsenen mit schwerer Hypertriglyzeridämie (Triglyzeridwerte > 500 mg/dl) zu senken.
Nutzen von Epanova ® offenbar gering
Bei STRENGTH handelt es sich um eine große kardiovaskuläre Endpunktstudie, welche die Wirkung von Epanova® (4 g täglich) im Vergleich zu Placebo (Maisöl) auf das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit optimaler Statintherapie bei gemischter Hyperlipidämie und hohem kardiovaskulären Risiko untersuchte.
Die gemischte Hyperlipidämie umfasst Patienten mit mäßiger Hypertriglyzeridämie (Triglyzeridwerte zwischen 175 und 499 mg/dl) und niedrigen HDL-Werten. Insgesamt wurden 13.086 Patienten an 675 Standorten in 22 Ländern in die Studie aufgenommen.
AstraZeneca traf die Entscheidung, die Studie zu beenden, nachdem die unabhängige Monitoringstelle zu dem Schluss gekommen war, dass die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens in dieser Population gering ist. Das Unternehmen gab keine spezifischen Ergebnisse bekannt. Es plant jedoch, die gesamten Studiendaten auf einem der kommenden Medizinkongresse vorzustellen.
„Es war wichtig, den potenziellen Nutzen von Epanova® bei der gemischten Hyperlipidämie zu bewerten. Aber wir sind von diesen Ergebnissen enttäuscht“, sagt auch Mene Pangalos, stellvertretender Vorsitzender der biopharmazeutischen Forschung und Entwicklung bei AstraZeneca in der Presseerklärung.
Topline-Ergebnisse für Fischöl-Kandidat CaPre®
Unterdessen hat Acasti Pharma seine Topline-Ergebnisse zur Phase-3-Studie TRILOGY-1 mit dem verschreibungspflichtigen Fischöl-Präparat CaPre® (Omega-3-Phospholipid) zur Behandlung der schweren Hypertriglyzeridämie bekannt gegeben. Das Unternehmen teilte mit, dass CaPre® den primären Endpunkt der Studie nicht erreicht habe, da es einen unerwartet großen Placebo-Effekt gegeben habe.
CaPre® ist ein hochreines Omega-3-Phospholipid-Konzentrat, das aus Krillöl gewonnen wird. Seine Omega-3-Fettsäuren, vor allem EPA und DHA, sind entweder „frei“ oder an Phospholipide gebunden, was die Aufnahme im Körper verbessert, so das Unternehmen.
Unerwartet großer Placebo Effekt
Bei TRILOGY-1 wurden 242 Patienten mit schwerer Hypertriglyzeridämie zufällig für 26 Wochen auf 2 Gruppen verteilt. Die Patienten erhielten entweder CaPre® (4 g täglich) oder ein Placebo.
Nach den Vorab-Ergebnissen waren die Triglyzeridwerte nach 12 und nach 26 Wochen in der CaPre®-Gruppe wesentlich niedriger im Vergleich zum Ausgangswert (30,5% bzw. 37,5%). In der Placebogruppe waren die Triglyzeridsenkungen jedoch mit 27,5% nach 12 Wochen und 28,0% nach 26 Wochen beinahe ebenso groß.
„Obwohl uns das Ausmaß des Triglyzeridrückgangs bei den Patienten unter CaPre® ermutigt hat, traf uns der starke Placeboeffekt völlig unerwartet. Er war etwa doppelt so groß wie in allen anderen therapeutischen Omega-3-Hypertriglyzeridämie-Studien“, sagt Jan D'Alvise, Präsident und CEO von Acasti Pharma in einer Pressemitteilung.
Auch der leitende Prüfarzt der Studie Dr. Dariush Mozaffarian kommentiert, dass der „unerwartete starke Rückgang“ der Triglyzeridwerte in der Placebogruppe „unerklärlich und höchst ungewöhnlich“ sei. „Erste Analysen lassen keine Abweichungen im Protokoll bei der Zuteilung zu den Studienarmen, beim Kapselinhalt, der Qualitätskontrolle im Labor oder bei einer nicht adjustierten Randomisierung erkennen, womit sich diese höchst ungewöhnlichen Placeboergebnisse erklären ließen“, sagt er.
Die Forscher wollen die Daten weiter auswerten, um eine Erklärung zu finden. Die im Laufe dieses Monats erwarteten ersten Ergebnisse aus der TRILOGY-2-Studie „könnten einen besseren Einblick in diese beispiellose Placebo-Reaktion bei TRILOGY-1 ermöglichen“, fügt Mozaffarian hinzu.
In der doppelblinden Phase-3-Studie TRILOGY-2 wird die Sicherheit und Wirksamkeit von CaPre® bei rund 600 Probanden mit schwerer Hypertriglyzeridämie untersucht. Die Patienten erhalten 4 g CaPre® oder Placebo täglich über 26 Wochen.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Medscape Nachrichten © 2020
Diesen Artikel so zitieren: Außer Spesen nichts gewesen: 2 Fischöl-Präparate können bei Hyperlipidämie keinen kardiovaskulären Benefit belegen - Medscape - 4. Feb 2020.
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