Eines für alle: Das Antidiabetikum Dapagliflozin wirkt auch bei Nicht-Diabetikern gegen Herzinsuffizienz

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

20. November 2019

Philadelphia – Schon beim ESC-Kongress in Paris und beim EASD-Kongress in Barcelona hatte sie Aufsehen erregt – die DAPA-HF-Studie, in der sich der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin als neue Therapieoption für Patienten mit Herzinsuffizienz empfahl. Nun stellte Studienleiter Prof. Dr. John J.V. McMurray, BHF Cardiovascular Research Centre, University of Glasgow, bei den Scientific Sessions 2019 der American Heart Association in Philadelphia aus der DAPA-HF-Studie detailliert die Daten zu den Patienten ohne Diabetes vor [1]. Die Studie ist kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden [2].

 
Dapagliflozin bietet damit einen neuen Therapieansatz für die Behandlung der HFrEF bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes. Prof. Dr. John J.V. McMurray
 

Die Daten zeigen, dass der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin (Forxiga®, Bristol-Myers Squibb, AstraZeneca) Progression und Prognose einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) bei den Patienten ohne Diabetes vergleichbar gut wie bei den Patienten mit Diabetes gebessert hat. Dapagliflozin wurde sehr gut vertragen und die Abbruchrate war bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern niedrig. „Dapagliflozin bietet damit einen neuen Therapieansatz für die Behandlung der HFrEF bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes“, so das Fazit des schottischen Kardiologen.

Prof. Dr. John J.V. McMurray

SGLT2-Hemmer bei Herzinsuffizienz – „eine gute Therapie“

Prof. Dr. Larry Allen, Aurora, Colorado, sagte als Diskutant: „Seit der Veröffentlichung der Ergebnisse dieser beeindruckenden Studiendaten hatten wir nun 2 Monate Zeit, um sie zu verdauen.“ Dapagliflozin hat den primären Endpunkt – kardiovaskulär bedingte Todesfälle und eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz – im Vergleich zu Placebo um 5 Prozentpunkte gesenkt.

Auch Gesamtsterblichkeit, Lebensqualität und Nierenfunktion wurden verbessert. Die aktuelle Analyse habe nun belegt, dass dies „alles unabhängig vom HbA1C-Wert ist, denn mehr als die Hälfte der Patienten in dieser Studie hatte zu Studienbeginn keinen Diabetes.“

Unabhängig von einer Erkrankung an Typ-2-Diabetes nehme man ein Antidiabetikum und habe bei HFrEF denselben Nutzen wie bei einem Diabetiker. „Und dies passiert alles in einer relativ kurzen Zeit von nur 18 Monaten, wobei sich die Kurven weiter teilen“, so Allen. Positiv sei zudem, dass Dapagliflozin sich als sehr gut verträglich erwiesen habe. Ein Minuspunkt seien jedoch die hohen Kosten.

„Seit heute wissen wir definitiv, dass SGLT2-Hemmer eine gute Therapie bei Herzinsuffizienz sind – nicht nur bei Diabetikern“, sagte Allen. Eine Reihe weiterer Studien werde dies in nächster Zeit vermutlich bestätigen und man werde lernen, SGLT2-Hemmer bei Patienten mit Herzinsuffizienz einzusetzen. Nach Meinung von Allen sollte man einen SGLT2-Hemmer möglichst früh in der Sequenz der verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei HFrEF anwenden.

Dapagliflozin bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern mit HFrEF

In der internationalen, multizentrischen, ereignisgesteuerten randomisierten, doppelblinden DAPA-HF-Studie wurden 4.744 Patient mit symptomatischer HFrEF (EF ≤ 40%) mit Dapagliflozin 10 mg/Tag (n = 2.371) oder Placebo (n = 2373 behandelt.

 
Seit heute wissen wir definitiv, dass SGLT2-Hemmer eine gute Therapie bei Herzinsuffizienz sind – nicht nur bei Diabetikern. Prof. Prof. Dr. Larry Allen
 

2.139 Patienten litten an einem Typ-2-Diabetes, 2.605 waren Nicht-Diabetiker. Zwischen diesen beiden Gruppen gab es einige Unterschiede: So lagen bei Diabetikern seltener eine koronare Herzkrankheit und eine chronische Nierenfunktionsstörung vor. Die Basistherapie der Herzinsuffizienz war in beiden Gruppen jedoch vergleichbar gut.

Prof. Dr. Larry Allen

Vergleichbare Ergebnisse in beiden Patientengruppen

Der primäre zusammengesetzte Endpunkt (kardiovaskulärer Tod, Verschlechterung der Herzinsuffizienz) wurde in beiden Gruppen erreicht. Wie die Tabelle zeigt, waren die Hazard-Ratios (HR) des kombinierten Endpunkts und der Einzelkomponenten in beiden Gruppen vergleichbar.

 

Dapagliflozin versus Placebo

Typ-2-Diabetiker

Nicht-Diabetiker

Kombinierter Endpunkt

HR 0,75

HR 0,73

Kardiovaskulär bedingter Tod

HR 0,79

HR 0,85

Verschlechterung der Herzinsuffizienz

HR 0,77

HR 0,62

 

Auch bei den sekundären Endpunkten ergaben sich zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern keine Unterschiede. Symptome der Erkrankung sowie Nierenfunktionsstörungen besserten sich ebenfalls vergleichbar gut. Eine Analyse der Daten orientiert am HbA1c-Wert belegte ebenfalls, dass die Wirkungen von Dapagliflozin davon unabhängig sind.

Die Verträglichkeit des SGLT2-Hemmers war gut, auch bei Nichtdiabetikern, und nur sehr wenige Patienten brachen die Behandlung ab.
 

Kommentar

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