6 Maßnahmen gegen den Klimawandel: Über 11.000 Wissenschaftler warnen vor „unsäglichem menschlichen Leid“

Heike Dierbach

Interessenkonflikte

12. November 2019

„Unsägliches menschliches Leid wird unvermeidbar sein.“ Mit einem drastischen Szenario warnen über 11.000 Wissenschaftler aus 153 Ländern in einem in BioScience veröffentlichten Aufruf vor den Folgen, wenn es nicht gelingt, den weltweiten Temperaturanstieg zu begrenzen [1].

Angesichts des „Klima-Notfalls“ fordern sie konkrete Maßnahmen von der Politik, unter anderem, alle noch vorhandenen Vorräte an fossilen Energieträgern im Boden zu belassen. Unter den Unterzeichnern sind auch zahlreiche Mediziner und rund 900 Wissenschaftler aus Deutschland.

 
Unsägliches menschliches Leid wird unvermeidbar sein. Unterzeichner des Aufrufs
 

Oberflächentemperatur ist ungeeignetes Maß

„Trotz 40 Jahren globaler Verhandlungen haben wir weiter gemacht wie bisher. Es ist uns nicht gelungen, diese Krise zu bewältigen“, sagt Prof. Dr. William J. Ripple vom College of Forestry an der Oregon State University, USA, der die Aktion gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Christopher Wolf initiiert hat.

 
Trotz 40 Jahren globaler Verhandlungen haben wir weiter gemacht wie bisher. Es ist uns nicht gelungen, diese Krise zu bewältigen. Prof. Dr. William J. Ripple und Dr. Christopher Wolf
 

Der Klimawandel sei bereits eingetreten und er verlaufe schneller, als viele Forscher erwartet hätten: „Wissenschaftler haben die moralische Verpflichtung, die Menschheit deutlich vor jeder katastrophalen Bedrohung zu warnen und zu sagen, wie es ist.“

Die Autoren kritisieren, dass sich die öffentliche Diskussion meist auf die globale Oberflächentemperatur konzentriert. „Das ist aber ein ungeeignetes Maß, um die wahren Gefahren zu erfassen, die von der Erderwärmung ausgehen.“

Politische Entscheider müssten sich vielmehr auf ein ganzes Set von Indikatoren stützen. Diese liefert der Artikel gleich mit: Die „Vitalparameter“ der Erde werden über die letzten 40 Jahre grafisch darstellt. Sie umfassen einerseits Werte wie die Temperatur oder die Dicke des antarktischen Eises, andererseits menschliche Aktivitäten wie den Flugverkehr.

Als besonders Besorgnis erregend stufen die Autoren beispielsweise die steile Zunahme der Fleischproduktion und der Flugpassagiere ein, aber auch generell das Wachstum der Erdbevölkerung. Dieses und das wirtschaftliche Wachstum sehen Ripple und Kollegen als die Haupttreiber für den Anstieg der CO2-Emissionen.

Weniger Fleisch, höhere CO2-Abgabe

Aus ihren Analysen leiten die Autoren konkrete Forderungen in 6 Bereichen ab:

  • Energie: Massive Einsparprogramme, keine weiteren Subventionen für fossile Energien und CO2-Abgaben, die hoch genug sind, um die Verwendung fossiler Brennstoffe zu verhindern.

  • Klimaschädliche Stoffe: Verringerung des Ausstoßes von Stoffen wie Methan, Ruß oder Fluorkohlenwasserstoffen. Dadurch lasse sich die Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten um mehr als 50% reduzieren.

  • Natur & Umwelt: Wiederherstellung und Schutz von Ökosystemen wie Wäldern, Grasland, Mooren und Feuchtgebieten. Diese könnten große Mengen CO2 speichern.

  • Ernährung: Mehr pflanzliche und weniger tierische Produkte. Dadurch lasse sich der Ausstoß von Methan und anderen Treibhausgasen deutlich reduzieren, zudem würden Flächen frei für den Anbau von menschlichen Lebensmitteln anstelle von Futtermitteln. Auch die Verschwendung von Lebensmitteln müsse reduziert werden. 

  • Wirtschaft: Umbau zu einer CO2-freien Produktion und Abkehr von der Wachstums-Doktrin. Keine weitere Ausbeutung von Ökosystemen.

  • Bevölkerung: Die Bevölkerungsanzahl, die derzeit noch um mehr als 200.000 Menschen pro Tag wächst, müsse stabilisiert werden. Dabei soll soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit gewährleistet werden.

Als ermutigend werten die Autoren die jüngsten Aktivitäten zur Rettung des Klimas wie die weltweiten Schülerstreiks, Klagen auf Klimaschutz und Graswurzelbewegungen: „Viele Länder, Bundesstaaten, Städte und Unternehmen reagieren bereits. Als weltweite Vereinigung von Wissenschaftlern stehen wir bereit, um die Entscheidungsträger bei einem gerechten Wandel zu einer nachhaltigen Zukunft zu unterstützen.“

 

Kommentar

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