Wochenlang steht die junge Ärztin Anna-Maria Mangei im weißen Kittel und mit Plakat vorm Kanzleramt in Berlin – bis zum Global Climate Strike am 29.November. Hier erzählt sie warum und was sie erlebt hat …
Transkript des Videos von Anna-Maria Mangei, Berlin
Hallo, mein Name ist Anna-Maria Mangei. Ich bin seit diesem Sommer Ärztin. Ich protestiere im Moment von Montag bis Freitag von 9:00 bis 15:00 Uhr vor dem KanzlerInnenamt gegen die aktuelle Klimapolitik und gegen die immer breiter werdende Akzeptanz von Rechtspopulismus in unserer Gesellschaft.
Streikende SchülerInnen haben es geschafft – mehr als unsere eigene Wissenschaft – uns die Augen dafür zu öffnen, dass wir Verantwortung für die Klimakatastrophe, in die wir uns in den letzten Jahrzehnten gebracht haben, übernehmen müssen.

Streikende SchülerInnen haben auch erreicht, dieses Thema präsenter zu machen denn je. Trotzdem hat auch nach einem Jahr keine adäquate politische und gesellschaftliche Reaktion stattgefunden.
Ich möchte als Erwachsene, als Ärztin Verantwortung übernehmen und dagegen protestieren, dass es so weiter geht wie bisher.
Auswirkungen des Klimawandels
Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlage der Menschen, es gibt Wasserknappheit, Dürren, Ernteausfälle. Es gibt auch Ernteausfälle durch extreme Wetterereignisse wie Stürme oder massive Regenfälle.
Das alles bedroht direkt das Leben der Menschen.
Infektionskrankheiten werden sich weiterverbreiten. Extreme Hitze bedeutet eine massive Gesundheitsgefährdung, insbesondere für sehr junge und sehr alte Menschen.
Begegnungen während der Protest-Aktion
Meine Erfahrungen sind bisher überraschend gut. Ich bekomme ziemlich viel Zuspruch zu der Aktion. Ich war bisher seit über 2 Wochen an keinem Tag allein. Es sind immer Menschen dazu gekommen. Natürlich ist im Zeitraum von 6 Stunden auch mal keine andere Person dabei.
Passanten kommen auf mich zu, mit denen ich ins Gespräch komme. Wir unterhalten uns über die Klimakrise, über die aktuellen politischen Probleme, über Lösungsmöglichkeiten. Das ist für mich eine sehr positive Erfahrung.
Außerdem kommen Menschen, die sich für das Thema engagieren, auch wieder. Vielleicht nicht jeden Tag, aber mehrmals die Woche, und sie unterstützen mich. Das ist für mich eine tolle Erfahrung.
Was können Ärzte gegen den Klimawandel tun?
Ich würde mir wünschen, dass sich alle Mediziner über den Klimawandel informieren, dass sie wissen, in welcher Notlage wir momentan sind und dass sie entsprechend ihrer Empfindungen handeln.
Wir können mit Kollegen darüber sprechen und mit der Familie. Wir können das Thema in unsere Gespräche mit den PatientenInnen einfließen lassen. Und uns mehr dafür einsetzen, dass Prävention betrieben wird, was in jedem Fall zum Erhalt der besseren Umweltbedingungen mit beiträgt. Zum Beispiel, wenn Menschen mehr Sport treiben, sich mehr bewegen und/oder weniger Fleisch essen. Das ist für mich ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung.
Außerdem gibt es viele Organisationen, bei denen man unterstützend tätig sein kann. Beispielsweise gibt es die Allianz für Klimawandel und Gesundheit, die Doctors for Future, Rescue for Future, Health for Future, Doctors for Extinction Rebellion.
Es gibt also ganz viele Möglichkeiten sich zu engagieren und natürlich auch Neues zu schaffen. Ziel ist, dass wir uns einsetzen, damit dieses Problem auch von der Seite der Medizin verstärkt in die Gesellschaft getragen wird.
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Diesen Artikel so zitieren: Klima-Aktivistin im weißen Kittel – Anna-Maria Mangei steht jeden Tag vorm Kanzleramt und fordert: Ärzte, mischt Euch ein! - Medscape - 27. Nov 2019.
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