Direktvergleich von Tyrosinkinase-Hemmern bei EGFR-mutiertem Lungenkrebs: 6,8 Monate längeres Überleben mit Osimertinib

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

17. Oktober 2019

Barcelona – Erstmals gibt es einen Direktvergleich zwischen 2 Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) beim Lungenkrebs mit der Überlebenszeit als Endpunkt. Osimertinib verlängert die mediane Überlebenszeit von Patienten mit EGFR-mutiertem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) signifikant auf 38,6 Monate im Vergleich zur 31,8 Monaten unter der Behandlung mit Gefitinib oder Erlotinib.

Prof. Dr. Suresh S. Ramalingam

Dies ergab die finale Analyse zum Gesamtüberleben (Overall Survival, OS) der FLAURA-Studie, die Prof. Dr. Suresh S. Ramalingam, Winship Cancer Institute der Emory Universität, Atlanta, Georgia (USA), im Präsidentensymposium beim ESMO-Kongress 2019 vorgestellt hat [1].

„Die FLAURA-Studie zeigt eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung des Gesamtüberlebens mit Osimertinib, das OS wurde um 6,8 Monate verlängert“, so Ramalingam. Damit sei zum ersten Mal gezeigt werden, dass ein Tyrosinkinase-Inhibitor im Vergleich zu einem anderen das Überleben bei Patienten mit einem Lungenkarzinom verlängern könne. „Diese finale OS-Analyse der FLAURA unterstützt die Rolle von Osimertinib als Therapiestandard für Patienten mit EGFR-mutiertem fortgeschrittenem NSCLC.“

Prof. Dr. Pasi A. Jänne vom Dana Farber Cancer Institute, Boston, bezeichnete als Diskutant der Studie die Ergebnisse mit einer Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens um 7 Monate als klinisch bedeutsam. Der Effekt sei in den Subgruppen konsistent nachweisbar, variiere aber in Einzelfällen.

Die Ergebnisse seien „Practice changing“. Tatsächlich habe sich in den USA die klinische Praxis jedoch bereits entsprechend geändert. Eine Sequenztherapie mit EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren hält Jänne nicht mehr für angebracht.

Auch Prof. Dr. Martin Reck von der LungenClinic Großhansdorf, bezeichnet die FLAURA-Studie gegenüber Medscape als „wichtig für unsere Therapie. Sie bestätigt die gute Wirksamkeit und auch die gute Verträglichkeit von Osimertinib.“ Aber, so Reck weiter, „es gab einige Informationen, die nicht ganz so klar waren. Zum Beispiel gab es keinen Vorteil für Patienten, die aus Asien kamen.“ Normalerweise würden diese Substanzen gerade bei asiatischen Patienten gut wirken. Aber insgesamt setze diese Studie ein starkes Signal.

TKI der 3. Generation versus TKI der 1. Generation

In die doppelblinde Phase-3-Studie FLAURA sind Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC aufgenommen worden waren, die eine EGFR-Exon-19-Deletion oder eine L858R-Mutation aufwiesen und bislang nicht systemisch behandelt worden waren.

 
Die FLAURA-Studie zeigt eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung des Gesamtüberlebens mit Osimertinib, das OS wurde um 6,8 Monate verlängert. Prof. Dr. Suresh S. Ramalingam
 

Randomisiert waren Wirksamkeit und Verträglichkeit von Osimertinib (80 mg/Tag) (n = 279) und von einer Standardtherapie mit Gefitinib (250 mg/Tag) oder Erlotinib (150 mg/Tag) (n = 277) verglichen worden. Der primäre Endpunkt wurde erreicht, Osimertinib verlängerte die Zeit bis zur Progression (progressionsfreies Überleben, PFS) von 10,2 Monate auf 18,9 Monate (HR 0,46, p < 0,001), wie Medscape berichtet hat.

Sekundärer Endpunkt Gesamtüberleben

Ramalingam stellte in Barcelona die Ergebnisse des sekundären Endpunkts Gesamtüberleben vor. Patienten, die mit Osimertinib behandelt worden waren, lebten im Median 38,6 Monate, die Patienten der Vergleichsgruppe 31,8 Monate (HR 0,799, p = 0,0462). Mehr als die Hälfte aller Patienten (54%) lebte noch nach 3 Jahren in der Osimertinib-Gruppe, in der Vergleichsgruppe waren es 44%.

Der Effekt auf das Gesamtüberleben konnte in den meisten Subgruppen gesehen werden, nur Asiaten und Patienten mit EGFR-L858R-Mutationen profitierten nicht von Osimertinib im Vergleich zum Standard-TKI.

 
Es gab einige Informationen, die nicht ganz so klar waren. Zum Beispiel gab es keinen Vorteil für Patienten, die aus Asien kamen. Prof. Dr. Martin Reck
 

In der Osimertinib-Gruppe dauerte es im Median 25,5 Monate, bis die Patienten mit einer weiteren Therapie behandelt wurden, in der Vergleichsgruppe 13,7 Monate (HR 0,478, p < 0,0001).

Die Therapie erwies sich als gut verträglich, es wurden keine neuen, bislang nicht bekannten unerwünschten Wirkungen gesehen.
 

Kommentar

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