Patienten mit rechtsseitigem Kolonkarzinom haben bei einer kompletten mesokolischen Exzision im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Standard-OP-Verfahren in den folgenden 5 Jahren ein um signifikant 8,2 Prozentpunkte geringeres kumulatives Rezidivrisiko.
Dies ist das Ergebnis einer Populations-basierten dänischen Kohortenstudie, deren Ergebnisse Dr. Claus A. Bertelsen, Abteilung für Chirurgie, Nordsjællands Hospital, Hillerød, Universität von Kopenhagen, und seine Kollegen in Lancet Oncology publiziert haben [1]. Ihre Forderung: Die komplette mesokolische Exzision sollte deshalb als Goldstandard für die Operation des rechtsseitigen Kolonkarzinoms in Erwägung gezogen werden.
Dr. Nicholas P. West, Pathology and Data Analytics, St. James’s University Hospital, Leeds, bemängelt im begleitenden Editorial allerdings das Fehlen von Daten zu distal transversen und linksseitigen Kolonkarzinomen [2]. Außerdem sei es enttäuschend, dass 2 wichtige Qualitätsfaktoren der kompletten mesokolischen Exzision –die Beurteilung der mesokolischen Schicht und die Höhe der vaskulären Ligatur – von der Analyse ausgeschlossen worden seien.
Die Beurteilung der mesokolischen Schicht sei zwar eher subjektiv. Aber es sei möglich, dass der größte Nutzen der kompletten mesokolischen Exzision auf der Entfernung des intakten Tumors beruhe. Wird die mesokolische Schicht verletzt, könne dies zur Disseminierung des Tumors führen.
Trotz dieser Einwände gratuliert er aber den dänischen Kollegen zu dieser Arbeit mit einer derart akribischen Operationstechnik. „Vielleicht ist nun die Zeit für eine Änderung der Praxis gekommen“, meint auch West.
Exakte Technik erforderlich
In Anlehnung an das 1982 beschriebene Konzept der totalen mesorektalen Exzision (TME) für das Rektumkarzinom entwickelte die Arbeitsgruppe um Hohenberger aus Erlangen für die Chirurgie des Kolonkarzinoms das Konzept der kompletten mesokolischen Exzision (CME). Charakteristisch ist bei TME und CME die exakte chirurgische Separation der embryonal angelegten anatomischen Schichten, woraus ein Resektionspräparat mit intakten Hüllfaszien resultiert, wie in Coloproctology 2018 beschrieben.
Als zentraler Aspekt des CME-Konzeptes wird zum einen die genaue Präparation entlang der embryonalen Faszien mit scharfer Trennung von viszeralem und parietalem Blatt genannt. Hierdurch wird die Integrität des Mesokolon im Präparat gewährleistet. En-bloc werden mit dem Tumor potenzielle metastatische Absiedlungen entfernt. Zum anderen ist die zentrale Absetzung der tumorversorgenden Gefäße an ihrem Abgang von hoher Bedeutung, wodurch eine maximale Lymphknotenausbeute erzielt wird.
Rechtsseitige Kolonkarzinome sind mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Aufgrund der komplexen vaskulären Anatomie im rechten Kolon haben sich bislang viele Chirurgen vor der CME gescheut, zumal im Gegensatz zur TME manche Aspekte des Verfahrens noch nicht ausdiskutiert sind. Am Nordsjællands Hospital in Hillerød (Dänemark) wird diese Technik jedoch seit dem Jahr 2008 eingesetzt.
Prospektive Kohortenstudie zur Beurteilung des Operationsverfahrens
Da aus verschiedenen Gründen das Operationsverfahren nicht in randomisierten verblindeten Studien untersucht werden kann, analysierten Bertelsen und seine Kollegen nun in einer Populations-basierten Kohortenstudie mit prospektiven Daten aus 4 dänischen Kliniken das 5-Jahres-Ergebnis einer kompletten mesokolischen Exzision im Vergleich zu Standardverfahren.
Verglichen wurden die Daten von Patienten mit rechtsseitigem Kolonkarzinom (Stadium I bis III), die sich in Hillerød eine kompletten mesorektalen Exzision unterzogen hatten (n = 256), mit den Daten von Patienten aus 3 weiteren dänischen Kliniken, in denen konventionelle Operationstechniken mit nicht standardisierter und begrenzter Lymphknotendissektion eingesetzt worden waren (n = 813).
Nach der Operation wurden die Patienten über 5,2 Jahre weiter beobachtet. Primärer Endpunkt war die kumulative Inzidenz eines Rezidivs 5,2 Jahre nach der Operation.
Ein Rezidiv war in der Beobachtungszeit bei 9,7% der mit kompletter mesokolischer Exzision operierten Patienten aufgetreten, in der Kontrollgruppe bei 17,9%. Die Rezidiv-Inzidenz wurde durch die CME damit um 8,2 Prozentpunkte signifikant gesenkt (p = 0,00015). In der CME-Gruppe starben 29% der Patienten mit Rezidiv, in der Kontrollgruppe waren es 35%.
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Diesen Artikel so zitieren: Rechtsseitiges Kolonkarzinom: Geringeres Rezidivrisiko nach kompletter mesokolischer Exzision im Vergleich zu Standard-OP-Verfahren - Medscape - 26. Sep 2019.
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